Liberty Media präsentierte am Freitag in Bahrain die Pläne für die Formel-1-Zukunft. Die Pressemitteilung verriet nur wenige Details darüber, wie sich Chase Carey und Ross Brawn die Königsklasse im Jahr 2021 vorstellen. Inzwischen sickern immer mehr Details durch.

So soll jeder Motorenhersteller 10 Millionen Dollar aus dem Topf des kommerziellen Rechteinhabers erhalten. Also zehn Millionen mehr für Ferrari, Mercedes, Renault und Honda. Aber Mercedes und Ferrari müssen dafür Abstriche auf anderer Seite machen, erhalten nicht mehr so viel Bonuszahlungen wie aktuell.

Dazu soll das Budget jedes Teams auf 150 Millionen Dollar begrenzt werden. Das trifft ebenfalls vor allem Mercedes und Ferrari. Ob beide Teams auch über das Jahr 2020 hinaus noch in der Formel 1 fahren werden, ist fraglich. Vieles hängt von diesen Faktoren ab.

Ferrari wollte zu den Plänen der neuen Formel-1-Bosse keine Stellung nehmen. Mercedes Motorsportchef Toto Wolff gab zumindest kleinere Einblicke in die Gefühlslage bei Mercedes. "Es gibt viele Vorschläge, die entweder überfällig waren oder nötig", so Wolff. "Und es gibt einige, die sehr herausfordern sind, die noch Details brauchen, um sie richtig zu verstehen."

Mercedes versteht die Präsentation als Verhandlungsbasis. "Es ist der Startpunkt eines Dialogs", so Wolff. "Chase Carey hat selbst gesagt, dass sie keine Exklusivität auf gute Ideen haben." Ein klares Bekenntnis für oder gegen die Formel 1 2021 wollte Wolff nicht geben. Deshalb fragte Motorsport-Magazin.com bei dem Aufsichtsratsvorsitzenden des Mercedes Formel-1-Teams, Niki Lauda nach - der bekanntlich kein Blatt vor den Mund nimmt.

Sie waren heute auch in dem Meeting mit Liberty Media. Mit welcher Einstellung sind Sie zurückgekehrt?
Niki Lauda: Gut. Es wurden Vorschläge hingelegt, die man jetzt erstmal lesen kann. Halbes Budget und so weiter und so weiter. Man kann drüber reden. Mehr kannst du nicht erwarten und es ist erst einmal eine Ausgangsposition für Verhandlungen.

Aber eigentlich sind doch Sachen dabei, die Mercedes nicht unbedingt unterstütz. Zum Beispiel die Budgetgrenze.
Niki Lauda: Den Schnitt - das Budget auf die Hälfte zu kürzen -, finde ich zu groß. Wenn man aber drüber reden kann, dann ist es in Ordnung. Damit sollte ein Kompromiss in der Mitte gefunden werden.

Ist das Budget aktuell das größte Problem?
Niki Lauda: Das Budget ist überhaupt nicht das Problem. Das Problem ist, dass wir Mitarbeiter haben. Wir haben eine Struktur. Wir sind für die Mitarbeiter verantwortlich. Wir haben Brixworth und Brackley. Das sind über 1000 Leute. Damit müssen wir einen Weg finden, wenn es plötzlich nur die Hälfte sein soll. Wir können und wollen sie nicht entlassen.

Auf der anderen Seite sind da dann auch noch die Einnahmen, die Geldverteilung. Da wird Mercedes auch Abstriche machen müssen…
Niki Lauda: Auf der Tafel stand nur, dass Ferrari 40 Millionen kriegt. Als garantiertes Geld. Auch darüber wird man reden können und müssen.

Aktuell bekommt Mercedes ja auch noch zusätzliches Geld. Für die Leistungen der vergangenen Jahre und für den historischen Status.
Niki Lauda: Auf der Seite der Tafel stand nur, Ferrari bekommt 40 Millionen [deutlich weniger als bisher, Anm. d. Red.]. Dann müssen wir ausarbeiten, was wo wie hingehört. Da muss man noch reden. Das ist noch nicht ausdiskutiert.

Gleichzeitig sind die Motoren wieder ein Thema, die vereinfacht werden sollen. Auch das gefällt Mercedes eigentlich nicht, oder?
Niki Lauda: Da sehen wir jetzt zum ersten Mal einen schriftlichen Satz, was die gerne machen wollen. Jetzt haben wir wenigstens etwas, über das wir diskutieren wollen.

Wenn es etwas schwarz auf weiß gibt: Bleibt es dabei, soll die MGU-H weiterhin abgeschafft werden?
Niki Lauda: Ja, davon war wieder die Rede. Aber auch das kann man lösen.

Insgesamt wirken sie nach der Präsentation recht ruhig, nach Ausstiegsdrohungen hört sich das nicht an...
Niki Lauda: Nein. Wir haben überhaupt nichts gesagt. Wir haben nur zugehört. Ganz höflich zugehört. Alle Teams haben es gleich verstanden. Jetzt haben wir etwas und es wird weiter diskutiert. Es war der erste Schritt. Sie präsentieren etwas und wir können drüber reden. Es war gar nicht schlecht, grundsätzlich einmal.

Bis wann wollen Sie Gewissheit haben, wie es weitergeht?
Niki Lauda: Nach China wird mit jedem einzelnen Team verhandelt, haben sie gesagt. Mal schauen, was dabei herauskommt. Jeder gibt seinen Input und dann schauen wir, was sie dann präsentieren.