Bei Haas ist in der Formel-1-Saison 2018 zwischen Kevin Magnussen und Romain Grosjean bisher ein relativ klares Gefälle zu erkennen. Während der Däne zur Höchstform aufläuft, fremdelt sein Teamkollege mit dem VF-18 und steht nach drei Rennen noch ohne Punkte da. Teamchef Günther Steiner ist stolz darauf, wie sich Magnussen im Haas präsentiert. Grosjean wiederum glaubt, dass Haas auch ihn zurück auf die Erfolgsspur bringen wird.

"Er hat viel Selbstvertrauen aufgebaut. Das ist es, was ihn in diese Position gebracht hat", erklärt Steiner die starken Leistungen Magnussens, der seine zweite Saison für die US-Amerikaner fährt. Ein Novum für den 25-Jährigen, der zuvor seine Arbeitgeber stets nach einem Jahr wieder verlassen hatte. 2014 nach seinem Podestplatz beim Debüt in Melbourne noch als zukünftiger Star gefeiert, ging es für Magnussen im Anschluss lange Zeit bergab.

Bei McLaren wurde er für 2015 zum Ersatzfahrer degradiert. Die Rückkehr ins Renncockpit blieb ihm dort verwehrt, so dass er 2016 als Stammfahrer bei Renault sein Comeback feierte. Dort zeigte er in der ersten Saisonhälfte starke Leistungen, baute dann jedoch zunehmend ab. Eine Vertragsverlängerung für nur ein weiteres Jahr bei den Franzosen schlug K-MAG aus. Stattdessen unterschrieb er bei Haas.

Während andere Piloten angesichts solch ungeordneter Verhältnisse nie wieder zurück zur alten Form fanden, scheint Magnussen die Kurve 2018 endlich bekommen zu haben."Kein Mensch gleicht dem anderen", merkt Steiner an. "Aber ja, er hat drei Chancen bekommen. Nicht viele Menschen bekommen drei Chancen, besonders nicht in der Formel 1." Für Haas war die Verpflichtung Magnussens Ende 2016 durchaus ein Risiko.

Haas scheut bei der Fahrerwahl kein Risiko

Mit Esteban Gutierrez war das Team in dieser Saison gerade erst gescheitert. Der Mexikaner war nach zwei mäßigen Saisons für Sauber in den Jahren 2013 und 2014 für ein Jahr als Ersatzfahrer zu Ferrari gestoßen. Daraufhin bekam er bei Haas eine weitere Chance, blieb aber trotz zeitweise anständiger Pace erfolglos. "Manchmal ist es das wert, etwas zu riskieren. Wenn du dir diese Jungs anschaust, die hatten alle den Speed", so Steiner über gescheiterte F1-Talente wie Gutierrez.

Davon gab es in den vergangenen Jahren einige. Auch der einst hochangesehen Daniil Kvyat zählt dazu, genau wie Jolyon Palmer oder Felipe Nasr. "Aus unterschiedlichen Gründen haben sie irgendwie nie die Kurve bekommen, um sich zu etablieren. Einige hatten immer nur Einjahresverträge, die Teams standen nicht hinter ihnen. Ich denke, für uns zahlt es sich aus", führt der Haas-Teamchef aus.

Neben dem Vertrauen in die Fahrer ist bei Haas darüberhinaus auch die Wertschätzung eine andere. Ein Umstand, der vor allem der kurzen Formel-1-Zugehörigkeit des Teams geschuldet ist. "Wir sind neu und brauchen unsere Fahrer. Wir wissen es also mehr zu schätzen, wenn sie einen guten Job machen, als es in einem etablierten Team der Fall ist", ist sich Steiner sicher, dass die jungen Fahrer bei alteingesessenen Rennställen nicht dasselbe Standing haben.

Etablierte Formel-1-Teams nehmen die Fahrer nicht ernst

"Die sind mehr so: Wir wissen und kennen sowieso schon alles hier. Es kann also nicht an uns liegen, sondern nur am Fahrer", glaubt der Südtiroler. "Wir sind da anders. Wir glauben, dass der Fahrer den Speed hat. Also versuchen wir, ihn dorthin zu bringen." Bei Magnussen ist das Team offenbar so weit. "Er mag, wie sich das Auto fährt. Klar will er es immer noch besser haben und ist nie ganz glücklich. Aber das Selbstvertrauen ist jetzt da."

2017 war Magnussen Teamkollege Grosjean im Qualifying-Duell mit 12:8 unterlegen. In der WM schnitt er mit 28:19 Punkten ebenfalls schwächer ab. Aktuell steht es am Samstag 2:1 für Magnussen. Nach Punkten führt der Däne mit 11:0. "Er hatte in seiner Karriere seine Höhen und Tiefen. Aber er hofft nun, sich dort stabilisieren zu können, wo er sein will", so Steiner, dem im Moment dafür wohl Grosjean Kopfzerbrechen bereiten dürfte.

Der Franzose befindet sich nicht das erste Mal in einem Formtief. In der Saison 2012 wurde er nach einigen Kollisionen sogar für ein Rennen gesperrt. Grosjean weiß also, was es bedeutet, um sein Selbstvertrauen zu kämpfen. "Du versuchst, es nicht zu verlieren", erklärt er. "Ich hatte über die Jahre tolle Autos, weiß mittlerweile aber auch, was ein schlechtes ist. Du musst einfach immer an dich selbst glauben."

Kevin Magnussen und Romain Grosjean fahren seit 2017 gemeinsam für Haas, Foto: Sutton
Kevin Magnussen und Romain Grosjean fahren seit 2017 gemeinsam für Haas, Foto: Sutton

Grosjean: Bin nicht langsamer als Magnussen

Der 31-Jährige fährt sein drittes Jahr für Haas. Die Resultate fuhr er in dieser Zeit bis auf wenige Ausnahmen ein. Dem entgegen stehen jedoch langanhaltende Balance-Probleme mit den Haas-Boliden, aufgrund derer man Grosjean in den Jahren regelmäßig neben der Strecke sah. 2018 wollen bisher aber auch die Ergebnisse nicht so richtig kommen. "In Australien hatte ich etwas Pech. Da hatte ich ein Motorproblem im Q3. Ohne das wäre ich vorne gewesen", hebt Grosjean hervor.

Die Leistungen des Teamkollegen erkennt er zwar an, doch glaubt er die Gründe zu kennen, weshalb er im direkten Vergleich im Moment schlechter als Magnussen dasteht. "Er macht einen guten Job. Aber er liebt auch Untersteuern mehr und das Auto untersteuert im Moment sehr. Ich hasse das, also habe ich etwas mehr damit zu kämpfen", rechtfertigt er sich. Das soll aber nicht heißen, dass er sich der Verantwortung für seine Ergebnisse entzieht. "Ich kann mit dem Untersteuern sicher noch besser zurechtkommen."

Grosjean hofft, dass der VF-18 ihm mit einigen Updates in den kommenden Rennen besser entgegenkommen wird. Das Umfeld bei Haas hilft ihm jedenfalls dabei, nicht den Mut zu verlieren. "Letztes Jahr hat Gene Haas gesagt, dass seine Fahrer besser als das Auto sind. Das ist das Beste, was ein Teamboss sagen kann", hebt Grosjean hervor. "Das zeigt Respekt und pusht dein Selbstvertrauen. Aber ein gutes Auto ist natürlich für alle besser."