Haben Sie eine Erklärung, warum es in Australien gar nicht lief und es in Bahrain dann eine regelrechte Leistungsexplosion gab?
Franz Tost: Man muss das Gesamtbild sehen. Bei den Tests in Barcelona waren wir sehr gut dabei und haben eine ähnliche Leistung gezeigt wie hier. In Melbourne hat es ein paar Umstände gegeben, die gegen uns und gegen die Performance gearbeitet haben. Im dritten Training hat es dort geregnet und unsere Fahrer hatten keine Chance mehr, mit Supersoft und mit wenig Sprit zu fahren. Ohne diese Vorbereitung in das Qualifying zu gehen, war schon ein großes Handicap. Dadurch haben sie beide beim Anbremsen von verschiedenen Kurven Probleme gehabt und so das Q2 versäumt. Wenn man dann hinten ist, ist es schwierig aufzuholen.
Das Setup war meines Erachtens auch noch nicht ausgereift. Wir sind dann mit neuen Aerodynamikteilen nach Bahrain gekommen, die sich Gott sei Dank als sehr gut herauskristallisiert haben. Es sind alle Werte, die wir sowohl im Windkanal als auch bei den CFD-Berechnungen herausgefunden haben, bestätigt worden. Beide Fahrer haben einen super Job gemacht. Dadurch ist das Ergebnis zustande gekommen. Wir haben im Rennen einen guten Speed gehabt. Wir haben eigentlich alles sehr gut unter Kontrolle gehabt.
Tost: Honda-Entwicklungspush kommt erst noch
Ist es auch die Streckencharakteristik, die dem Auto mehr entgegengekommen ist, oder waren es nur die Upgrades?
Franz Tost: Es ist eine Kombination aus den Upgrades und der Tatsache, dass beide Fahrer die Strecke kannten. Die Streckencharakteristik hat uns auch geholfen, ja. Ob wir dann in China dieselbe Leistung zeigen können, weiß ich noch nicht, das werden wir sehen. Es gibt dort ein paar schnelle und mittelschnelle Kurven. Da haben wir noch ein paar Defizite, aber ich bin zuversichtlich. Vor allem für die Rennen in der zweiten Saisonhälfte, wenn dann die ganzen Entwicklungspläne von Honda und unserer Seite aufgehen. Dann sind wir sicherlich dabei.
Welche Rolle haben schon in Bahrain die neuen Motorkomponenten gespielt? Oder waren das nur Fehlerbehebungen?
Franz Tost: Die neuen Motorkomponenten waren primär für die Haltbarkeit. Für die Performance hat das jetzt nicht so viel gebracht. Das war auch so nicht geplant. Die Performanceverbesserung der Power Unit kommt erst in Kanada.
Starke Rennpace in Bahrain für Toro Rosso keine Überraschung
Die Longruns vom Freitag in Bahrain waren bei Ihnen noch nicht so berauschend. So haben wir es in den Analysen zumindest gesehen. Die anderen Teams meinten das auch. Sie haben das aber schon erwartet?
Franz Tost: Gerade bei den Longruns sahen wir stark aus! Ich habe bei der Schlussbesprechung gesagt, dass wir bei den Longruns eine sehr gute Performance gezeigt haben. Wenn wir das im Rennen wiederholen, sind wir mit dabei. Es kommt dann immer nur darauf an, mit wie viel Sprit man fährt und das wisst ihr nicht und das wissen auch die anderen nicht. Das wissen nur wir und das hat sich bewahrheitet.
Sie haben gesagt, dass beide Fahrer die Strecke kannten. Aber Pierre ist offensichtlich deutlich besser zurecht gekommen als Brendon. Warum?
Franz Tost: Das sehe ich nicht hundertprozentig so. Man muss das Gesamtbild betrachten. Wir haben am Freitag das neue Aero-Paket nur beim Pierre ausprobiert, weil das Risiko einfach sehr hoch ist, dass man sich verrennt, wenn etwas nicht funktioniert. Wir wollten wirklich den Vergleich zwischen dem alten und dem neuen Paket haben. Deshalb ist Brendon noch mit dem alten gefahren. Gott sei Dank haben die Vergleiche eine deutliche Sprache gesprochen. Das neue Paket war wesentlich besser und das hat Brendon dann erst am Samstag bekommen. Brendon wäre heute sehr gut dabei gewesen. Der wäre ohne diese 10-Sekunden-Strafe wegen der Kollision mit Perez gut dabei gewesen, so um Platz sieben oder acht. Das wäre ein optimales Resultat gewesen. Er war auch am Samstag nur eine Zehntelsekunde vom Q3 entfernt und hat meines Erachtens einen guten Job gemacht.
Starke Rennpace in Bahrain für Toro Rosso keine Überraschung
Die Strafe geht für sie in Ordnung?
Franz Tost: Ich bin prinzipiell gegen Strafen. Ich meine … Es ist ja nicht so, dass er ihn da absichtlich berührt hat. Das Risiko ist viel zu groß, dass er sich selbst einen Schaden zufügt. Das ist aber so von den Sportkommissaren entschieden worden und da gibt es nichts mehr zu verrücken.
Wie gut tut es, dass man vor McLaren ins Ziel gekommen ist?
Franz Tost: Mir ist das wurscht, ob McLaren hinter uns ist oder ein anderer. Wir müssen vor allen ins Ziel kommen. Ich spreche nicht von den Top-Teams, die fahren auf einem anderen Level, aber die anderen Teams müssen wir irgendwann unter Kontrolle halten.
diese Formel 1 Interview