Es gibt Geschichten, die gibt es eigentlich gar nicht. Drei Jahre lang musste sich Honda in der Formel 1 eins auf die Mütze geben lassen. Nach jedem Qualifying, nach jedem Rennen schob McLaren die Schuld für das schlechte Abschneiden auf Honda. In diesem Jahr fährt Toro Rosso mit Honda-Motoren und vollbrachte schon beim zweiten Rennen der Saison 2018 in Bahrain ein wahres Wunder.

Was Fernando Alonso, Jenson Button und Stoffel Vandoorne mit McLaren in drei Jahren nicht schaffte, schaffte ausgerechnet der eigentlich schon in Ungnade gefallene und fast schon aussortierte Red-Bull-Junior Pierre Gasly im Toro Rosso. Der Franzose landete in Bahrain als Best of the Rest auf Rang vier. Über Platz fünf kam McLaren-Honda seit dem Comeback in der Saison 2015 nicht hinaus.

Das Besondere: Natürlich profitierten Gasly, Toro Rosso und Honda von Ausfällen. Aber nur von denen der Top-Teams. Denn Pierre Gasly ließ aus eigener Kraft das gesamte restliche Feld hinter sich - auch McLaren, die sich im Rennen mit dem Renault-Antrieb immerhin noch mit den Rängen sieben und acht für Alonso und Vandoorne aus der Affäre ziehen konnten. Motorsport-Magazin.com sprach nach dem Rennen mit dem heimlichen Sieger des Bahrain GP: Pierre Gasly.

Nach deinem schwierigen Start in die Formel 1 im vergangenen Jahr mit Startplatzstrafen und teilweise katastrophalem Material und dem Rückschlag im ersten Rennen 2018 muss sich das Ergebnis toll anfühlen.
Pierre Gasly: Ja, ich hatte einfach das ganze Wochenende ein unglaubliches Gefühl. Es lief in den Trainingssessions schon gut, die Qualifikation war dann meine beste Qualifikation in der Formel 1, ich habe es zum ersten Mal ins Q3 geschafft und war sogar der Beste der Mittelfeldpiloten. Dadurch startete ich heute von Platz fünf was großartig war. Was für ein Rennen für uns mit Platz vier am Ende. Es sind meine ersten Punkte in der Formel 1 und das beste Ergebnis für Honda, seit sie 2014 zurück in die Formel 1 kamen. Das ist ein unglaubliches Gefühl und wir sind einfach unheimlich glücklich über das Ergebnis für uns, das Team und Honda. Wir hatten ein paar schwierige Jahre, aber wir haben jetzt gezeigt, dass wir Potenzial haben. Wir müssen einfach nur alles zusammenbekommen, dann können wir auch starke Ergebnisse abliefern.

Aus irgendeinem Grund hat das Team das Potenzial in Australien nicht ausschöpfen können. Warum hat das hier geklappt? Lag das nur an den neuen Teilen?
Pierre Gasly: Nein, ich denke sie haben die Daten aus Australien analysiert. Daraus ließ sich feststellen, dass wir in die richtige Richtung gearbeitet haben, aber das Potenzial nicht maximiert haben. Deshalb kamen wir mit einem komplett anderen Setup hierher. Zusätzlich hatten wir ein paar kleinere neue Teile am Auto, von denen wir niemals erwartet hatten, dass sie einen so großen Unterschied machen. Ich denke aber, dass die neue Abstimmung in Kombination mit den neuen Teilen auf der Strecke einfach super funktioniert hat. Die Balance war mega, der Grip war gut und ich fühlte mich deshalb einfach gut im Auto und hatte genug Selbstvertrauen im Auto hart zu attackieren. Das hat sich am Ende ausgezahlt.

Für den Kampf mit Ferrari reichte es noch nicht bei Toro Rosso, Foto: Sutton
Für den Kampf mit Ferrari reichte es noch nicht bei Toro Rosso, Foto: Sutton

War es in Australien nur die Pace, die gefehlt hat? Oder war es auch das Gefühl, hattest du nicht so viel Vertrauen ins Auto?
Pierre Gasly: Es war ein wenig von allem. Von der Balance waren wir nicht zufrieden. Wir hatten Probleme, die Pace zu finden und ich denke wir haben in der Qualifikation nach dem Fehler auch nicht das volle Potenzial gezeigt. Im Rennen mussten wir dann schon nach wenigen Runden aufgeben. Wir waren dort zwar noch nicht absolut konkurrenzfähig, aber zumindest besser als wir es gezeigt haben. Dieses Wochenende waren wir ab dem ersten Training dann in den Top-Ten. Wir erwarteten zwar nach und nach abzufallen, aber es ging stattdessen sogar noch weiter nach oben. Wir wurden nach jeder Session noch ein wenig besser.

Hast du eine Erklärung warum du das gesamte Wochenende über so viel schneller als dein Teamkollege warst?
Pierre Gasly: Nicht wirklich. Ich habe mich ab der ersten Runde im Auto wohl gefühlt. Das hat er nicht. Wenn man eine gute Basis hat und nur noch an der Feinabstimmung arbeiten muss ist das besser, als wenn man mehr arbeiten muss und größere Sachen am Auto ändert. Bahrain ist zusätzlich eine Strecke die ich sehr mag. Das habe ich in der GP2 gezeigt und ich war in den Tests hier auch der Schnellste. Die Strecke kommt meinem Fahrstil und dem Auto einfach entgegen. Heute konnten wir dann alles aus dem Auto herausholen.

Am Start ging Gasly sogar an Daniel Ricciardo vorbei, Foto: Sutton
Am Start ging Gasly sogar an Daniel Ricciardo vorbei, Foto: Sutton

Der Kurs hat dir gelegen und dem Auto. Es sind erst zwei Rennen, aber was erwartest du für China? Erwartest du dort, ähnlich konkurrenzfähig zu sein wie hier?
Pierre Gasly: Ich denke, wir müssen objektiv und vorsichtig sein. Wir können nicht erwarten, dass wir an jedem Wochenende um eine solche Position kämpfen. China wird zudem eine neue Strecke für mich. Da muss ich mich erst an die Strecke gewöhnen, anders als in Bahrain, wo ich schon einige Rennen gefahren bin. Es ist eine ganz andere Strecke mit langen Kurven. Wir kamen nicht allzu zuversichtlich nach Bahrain aufgrund des Streckenlayouts, weil wir dachten, dass es unserem Paket nicht entgegenkommt, aber wir haben das beste Ergebnis für das Team herausgefahren. Wir haben auf jeden Fall einiges über die Abstimmung und die Reifen gelernt. Wenn es uns gelingt eine ähnliche Balance zu finden, dann können wir wieder mit dem Mittelfeld kämpfen.