Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende: Mit der Formel-1-Saison 2017 endete auch eine Ära für McLaren. 2015 tat sich der britische Traditionsrennstall zu einer Renaissance mit Honda zusammen. Als McLaren-Honda Werksteam wollte man an die alten, ruhmvollen Zeiten anknüpfen. Doch Hondas Power Unit ähnelte in den letzten drei Jahren eher einer Nebelmaschine, denn einem Formel-1-Motor.

Nach drei Jahren, 905 Plätzen Strafversetzung, null Siegen, null Podien und null Pole Positions ist McLaren-Honda Geschichte. McLaren geht mit Renault als Motoren-Partner in die Formel-1-Saison 2018.

McLaren ließ sich die vorzeitige Trennung von Honda viel Geld kosten. "Sehr viel Geld", merkte McLaren-Boss Zak Brown im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com sogar an. Wie viel genau, das wollte der US-Amerikaner aber nicht verraten.

Mit Honda sind auch die kostenlosen Motoren aus Sakura Geschichte. Für die Power Units von Renault muss McLaren jährlich eine niedrige zweistellige Millionensumme nach Frankreich überweisen. Gleichzeitig fällt mit Honda auch der größte Sponsor auf dem Boliden weg. Zu allem Überfluss muss der Rennstall nun auch das Gehalt von Star-Pilot Fernando Alonso komplett selbst bezahlen.

"Wir konnten es uns erlauben, diese Entscheidung zu treffen", erklärt Brown. "Wir haben sehr entschlossene und wichtige Shareholder, die Geld nicht unserer Konkurrenzfähigkeit im Weg stehen lassen werden. Es war in finanzieller Hinsicht eine schwerwiegende Entscheidung. Aber letztendlich haben wir die Entscheidung auf Grundlage unserer sportlichen Ziele getroffen."

Zak Brown im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, Foto: Sutton
Zak Brown im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, Foto: Sutton

Doch Jahr auf Jahr kann sich McLaren diesen finanziellen Mehraufwand nicht leisten. McLaren braucht sportlichen Erfolg, um wieder große Sponsoren an Land zu ziehen. Ausreden gibt es keine mehr: Mit Fernando Alonso hat McLaren weiterhin einen der besten Fahrer im Feld, an Ressourcen mangelt es Woking ebenfalls nicht und Red Bull wird als Maßstab dienen, was mit dem Renault-Motor möglich ist.

McLaren-Boss Zak Brown: Williams-Schicksal inakzeptabel

"Wir müssen zurück auf die Siegerstraße", fordert Brown deshalb. Gelingt das nicht bald, droht McLaren langfristig in die Mittelmäßigkeit abzurutschen. Brown sieht Parallelen zu Williams: "Die Leute erinnern sich alle noch daran, was für ein großartiges und dominantes Rennteam wir waren. Williams war einst auch in dieser Position, sie haben zwar dieses eine Rennen gewonnen [Maldonado Spanien 2012], aber ansonsten ist es eine lange Zeit her."

"Sie werden jetzt als ein Mittelfeld-Team angesehen", so Brown. "Ein großartiges Team, aber ein Mittelfeld-Team. Wir sind als Top-Team bekannt und die Leute wissen, weshalb wir zuletzt nicht vorne mitgefahren sind. Wenn wir jetzt das Equipment haben, um vorne mitzufahren, und es nicht schaffen, besteht das Risiko, dass wir auch ein Mittelfeld-Team werden. Das ist unser eigenes Risiko und das wäre inakzeptabel."

Im Gegensatz zu Williams baute sich McLaren in den letzten Jahren allerdings eine gut funktionierende Sportwagenschmiede auf. Williams versuchte es mit Williams Advanced Engineering zwar auch mit Diversifikation, allerdings ist diese Geschäftssparte nicht mit McLaren Automotive zu vergleichen. Ob das aber nachhaltig Löcher des Rennteams stopfen kann und soll, ist fraglich.

Das gesamte Exklusiv-Interview mit Zak Brown gibt es in der aktuellen Print-Ausgabe von Motorsport-Magazin.com. Außerdem im Heft: Mega-Dreikampf 2018 zwischen Lewis Hamilton, Sebastian Vettel und Max Verstappen, Brennpunkte zur neuen Saison und Valtteri Bottas im Verhör. Die neue Ausgabe im gut sortierten Zeitschriften-Kiosk kaufen oder gleich hier online bestellen!