Liberty Media krempelt die Formel 1 Stück für Stück immer weiter um. Das in Abu Dhabi präsentierte neue F1-Logo war nur das jüngste Beispiel. Doch schon zuvor gab es Änderungen. Mehr Social Media, Michael Buffers Fahrer-Ansage in den USA und Konzepte für ein neues Motorenreglement und Kosteneinsparungen in der Formel 1, Stichwort Budgetgrenze.

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Das meiste davon rief jedoch alles andere als nur Lob hervor. Das neue Logo etwa geriet selbst bei den Fahrern spontan in die Kritik, auch der Auftritt des Box-Promoters begeisterte nicht jeden. Zu amerikanisch, hieß es von mancher Seite. Etwa von Toto Wolff.

Toto Wolffs Liberty Fazit: Nichts hängen geblieben

Der Mercedes-Motorsportchef in einer Bilanz der ersten Formel-1-Saison unter Liberty Medias Herrschaft: "Erratische Aktionen wie den Michael Buffer in Austin zu engagieren, machen den Sport nicht besser." Nichts sei hängen geblieben, so Wolff in einem Interview mit der 'Kronen-Zeitung'.

Insbesondere die beiden eingangs zuletzt genannten Punkte jedoch sind es, die gerade die Big Player unter den Formel-1-Teams aus der Diplomatie-Reserve locken: Motorenreglement und Budgetgrenze. Ferrari warnte angesichts der geplanten Angleichungen zuletzt davor, die Formel 1 könne zu einer zweiten NASCAR werden, drohte mit Ausstieg. Auch Mercedes zeigte sich in einer ersten Reaktion verstimmt, war gegen die Neuerungen.

Niki Lauda: Angst um Formel-1-Zukunft

Chefaufseher Niki Lauda lederte später, die Aktivitäten der Amerikaner liefen der DNA der Formel 1 zuwider. "Was sie sich für die Zukunft vorstellen, macht mir Angst", so Lauda in der italienischen Presse. Was den Österreicher zusätzlich besorgte: Steigende Kosten und weniger Erträge in der Formel 1. Im dritten Quartal 2017 allein ging die Preisgeldausschüttung an die Teams um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück.

Red Bulls Christian Horner jedoch verteidigte die Amerikaner, hielt Laudas harsche Worte für "haltlos und unfair." Toto Wolff zeigte sich unterdessen etwas milder als Mercedes-Kollege Lauda. "Wir haben natürlich alle unterschiedliche Auffassungen. Aber es geht darum, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Ich denke, es gibt eine Gemeinsamkeit zwischen FIA, Liberty und den Teams: Wir wollen alle, dass es der F1 gut geht", stimmte Wolff Mitte November zunächst noch versöhnliche Worte an.

Wolff: Ausstiegsszenario durchaus möglich

Doch inzwischen formuliert auch der Motorsportchef der Silberpfeile radikaler. Keine Rede mehr von Gemeinsamkeiten. Zwischen den F1-Eignern und Mercedes würden Welten liegen was die Pläne für 2021 anbelange, also Motorenreglement, Kostenreduktion, ein sehr viel engeres Feld. "Weil wir keine Visionen sehen. Keiner weiß, wohin die Reise geht. Wir wissen jetzt nur, dass die Umsätze, die Gewinne stark zurückgegangen sind", so Wolff in dem Interview.

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Deshalb existieren nicht nur bei der Scuderia aus Maranello zumindest Gedankenspiele eines F1-Exits. Wolff: "So ein Szenario ist durchaus möglich. Genau wie bei Ferrari. Wenn wir nicht sehen, wofür die Formel 1 steht, dann müssen wir uns die heikle Frage stellen: Nicht ob, sondern wo wir Motorsport auf hohem Niveau betreiben wollen!"