Andrea Kimi Antonelli ist in aller Munde - und das, obwohl der Mercedes-Junior noch nicht einmal 18 Jahre alt ist. Genau das stand bislang einem schnellen Formel-1-Debüt im Weg. Doch ein neuer Anhang im Internationalen Sportkodex ermöglicht es seit kurzem, dass ein Fahrer nach dem Ermessen der FIA auch im Alter von 17 Jahren die Superlizenz erhalten kann.

Zudem benötigen Superlizenz-Anwärter mit der neuen Regelung keinen gültigen Führerschein mehr. Auch das spielt Antonelli in die Karten, da hierzu in Italien Volljährigkeit Pflicht ist. Mit Genehmigung der FIA könnte der Mercedes-Protegé sein Formel-1-Debüt also schon vor seinem 18. Geburtstag am Sonntag des Grand Prix in den Niederlanden am 25. August geben. Dieser ist 2024 das erste Rennen nach der Sommerpause.

Red-Bull-Junior bei FIA-Anfrage im Fokus

Der Verdacht lag zunächst nahe, dass die neue Regelung eine Reaktion auf eine entsprechende Anfrage durch Mercedes war. Anfang Mai wurde bekannt, dass ein Ersuchen bei der FIA eingegangen war. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com stammte die Anfrage jedoch nicht von Mercedes, sondern wohl von Red Bull.

Grund für die Anfrage des Brausekonzerns soll der eigene Junior Arvid Lindblad sein. Der Brite fährt zwar im Moment noch in der Formel 3, schlägt sich dort jedoch äußerst achtbar und konnte am vergangenen Wochenende in Barcelona gerade seinen ersten Sieg in einem Formel-3-Hauptrennen einfahren. Zuvor hatte er bereits den Sprint in Bahrain für sich entschieden.

Red-Bull-Junior Arvid Lindblad auf dem Podium nach seinem Sieg im Formel-3-Sprint in Bahrain
Arvid Lindblad kann derzeit in der Formel 3 überzeugen, Foto: LAT Images

Zur Saisonhalbzeit befindet sich der erst 16-Jährige Lindblad als bester Rookie der Formel 3 auf Platz vier der Fahrer-Wertung. Somit empfiehlt er sich für einen Formel-2-Aufstieg im nächsten Jahr - mit dann erst 17 Jahren. Lindblad könnte folglich in Zukunft auch von der neuen Regelung profitieren.

Wolff: Neue F1-Altersregelung macht keinen Unterschied

Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff will von einer Lex Antonelli nichts wissen: "Die FIA hat den Standpunkt eingenommen, dass sie sagen: 'Wir wollen kein hartes Limit bei einem bestimmten Alter, weil es ein Fakt sein könnte, dass junge Männer schneller hochgezogen werden können, weil ihr Erfolg überragend ist.' Es war also in gewisser Weise keine Lex Antonelli."

Einen Einfluss auf das weitere 2024er-Programm Antonellis streitet Wolff ebenso ab. "Für uns macht es keinen großen Unterschied", stellt der Österreicher klar. "Kimi macht die Formel 2, er macht TPC-Tests." TPC steht für 'Testing of previous cars', also Formel-1-Autos, die mindestens zwei Jahre alt sind. Einen solchen Test absolvierte Antonelli zuletzt erst am 31. Mai in Silverstone. Um ein sogenanntes Shootout um das freie Mercedes-Cockpit soll es sich dabei den Silberpfeilen zufolge aber nicht gehandelt haben.

Mercedes Junior Andrea Kimi Antonelli bei seinem ersten F1-Test in Spielberg
Seinen ersten Formel-1-Test absolvierte Antonelli im Regen von Spielberg, Foto: Mercedes-AMG F1

Andrea Kimi Antonelli heißer Anwärter auf Mercedes-Cockpit

"Er lernt, er entwickelt sich, er macht Fehler. All das zusammen ist sein aktueller Status", beschreibt Wolff und verweist Gerüchte über eine Lex Antonelli erneut ins Reich der Fabeln. "Da war also kein akuter Bedarf, ihn in ein Auto zu setzen", so der 52-Jährige. "Wir könnten ihm ohnehin nach seinem 18. Geburtstag FP1-Sessions geben, was direkt nach dem Shutdown ist." Ein zeitnahes Formel-1-Renndebüt scheint also nicht auf dem Plan zu stehen.

Antonelli gilt als heißer Anwärter auf die Nachfolge von Rekordweltmeister Lewis Hamilton, der die Silberpfeile nach zwölf Jahren Ende 2024 gen Ferrari verlässt. Andere potenzielle Nachfolge-Optionen wie Fernando Alonso oder Alexander Albon unterzeichneten unlängst Vertragsverlängerungen und auch die Gerüchte um eine mögliche Verpflichtung von Max Verstappen verstummten zuletzt.

Hinzu kommt, dass der lange Zeit neben Antonelli als realistischste Option geltende Carlos Sainz wohl aus dem Rennen ist. "Diese Orte werden augenscheinlich nicht passieren", sagte Sainz am Rande des Kanada-GP im Hinblick auf eine mögliche Zukunft bei Red Bull oder Mercedes.

Kimi Antonelli in der Formel 2: Gut, aber gut genug?

Somit wäre auf dem Papier die Bahn frei für Antonelli. Der Youngster ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt in seiner Rookie-Saison in der Formel 2 allerdings weit von den Höhen eines Charles Leclerc, George Russell oder Oscar Piastri entfernt und rangiert noch ohne Podiumsplatzierung auf dem neunten Meisterschaftsrang. Vom Meisterschaftsführenden Paul Aron - ebenfalls ein Rookie und Ex-Mercedes-Junior - trennen Antonelli schon 52 Punkte.

Zur Verteidigung Antonellis muss jedoch angemerkt werden, dass der Italiener anders als Leclerc, Russell und Piastri, die den Formel-2-Titel dominant in ihrer Rookie-Saison gewannen, den Zwischenschritt Formel 3 übersprang. Stattdessen stieg Antonelli direkt von der Formula Regional in den Unterbau der Königsklasse auf.

Neben Antonelli könnte mit Liam Lawson ein weiterer Pilot nächstes 2025 sein Debüt als Stammfahrer in der Formel 1 geben. Etwaige Gerüchte heizte Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko vor dem Red-Bull-Heimspiel an diesem Wochenende weiter an. Alle Details lest Ihr in diesem Artikel: