1. - S wie Startaufstellung

Valtteri Bottas startet heute zum zweiten Mal in Folge von der Pole Position in ein Formel-1-Rennen. Gleich neben ihm: F1-Weltmeister Lewis Hamilton. Reine Mercedes-Reihe-eins also beim Abu Dhabi GP (heute ab 14:00 Uhr live im TV auf RTL und Sky Sport News sowie im Live-Ticker von Motorsport-Magazin.com). Die zweite Startreihe teilen sich Sebastian Vettel und Ex-Teamkollege Daniel Ricciardo. Auch in Reihe drei befinden sich ein Ferrari und ein Red Bull: Kimi Räikkönen startet von P5, Max Verstappen nimmt das Saisonfinale als Sechster auf.

Die Top-10 komplettieren Nico Hülkenberg, Sergio Perez, Esteban Ocon und Felipe Massa. Pascal Wehrlein startet sein vielleicht letztes Formel-1-Rennen der näheren Zukunft von P18 vor Sauber-Kollege Marcus Ericsson.

2. - S wie Start

Wie in Brasilien ist der Weg bis zur ersten Kurve auch in Abu Dhabi alles andere als lang. Gerade einmal 304,5 Meter sprinten die 20 Fahrer nach dem Start. Entsprechend gibt es kaum Gelegenheit für Überholmanöver. "Der Weg zur ersten Kurve ist leider nicht so lang wie in Russland oder Mexiko", sagt Vettel. Allerdings bewies Vettels selbst ebenfalls erst in Brasilien, dass ein Führungswechsel auch bei derart kurzer Distanz dennoch möglich ist.

Ein gutes Omen für eine Wiederholung? "Unsere Starts waren in letzter Zeit gut", meint Vettel. Von einem psychologischen Vorteil gegen Bottas will der Ferrari-Star aber nichts wissen. "Ich wäre gerne daneben. Das wäre dann vielleicht ein psychologischer Vorteil", meint Vettel. "Von dahinter wird es schwer."

Doch muss Vettel gleich am Start alles in die Waagschale werfen. "Die erste Runde entscheidet morgen. Da muss man sich gut positionieren", sagt Vettel. Zurückhalten will sich der Hesse dabei nicht, immerhin hat Vettel nichts mehr zu verlieren: "Voll druff! Natürlich weiß man, dass man in der ersten Kurve kein Rennen gewinnt, aber es geht immer sehr eng zu. Meistens geht es gut, manchmal nicht. Aber je weiter man vorne ist, desto leichter hat man es und kann sich besser heraushalten."

Nichts mehr zu verlieren haben allerdings auch seine beiden großen Widersacher. "Der Start wird sehr spannend zwischen Valtteri und Lewis, die werden es sich da richtig geben. Und Sebastian muss für den Sieg alles riskieren", sagt RTL-Experte Nico Rosberg. Doch auch einen Red Bull müsse man auf dem Zettel haben: "Ricciardo wird aus der zweiten Reihe vielleicht einen seiner Torpedo-Starts versuchen."

3. - S wie Strategie

In Abu Dhabi deutet alles auf ausschließlich geradlinige Strategien hin. Alle Top-10-Piloten zogen mit den ultraweichen Reifen ins Q3 ein. Antizyklische Strategien mit einem langen ersten Stint auf der etwas härteren Mischung wird es im Kampf um den Sieg also nicht geben. Genauso wenig große Aufholjagden, die für Wirbel sorgen können: Alle Top-Fahrer starten da, wo sie auch hingehören.

Noch dazu dürfte es allenfalls in Ausnahmefällen Abweichungen von der 2017 so beliebten Einstopp-Variante geben. "Strategiemäßig sieht es nach einem Einstopp-Rennen aus, also keine großen Überraschungen. Da gibt es nicht viele Chancen, über die Box was zu drehen", meint Vettel.

Wissenswertes Abu Dhabi Grand Prix: (01:33 Min.)

Ähnliches erwartet sein reifenflüsternder Teamkollege. "Optionen gibt es zwar immer, aber die Reifen scheinen hier ziemlich gut auszuhalten, zumindest bei meinen Runs gestern. Also erwarte ich von allen Teams ziemlich ähnliche Strategien", sagt Kimi Räikkönen.

Heißt konkret: Start-Stint auf Ultrasoft, dann Wechsel auf Supersoft, wie die Pirelli-Empfehlung lautet. Eine Angabe für den idealen Wechselzeitpunkt macht Pirelli dieses Mal jedoch nicht. "Der geringe Abbau bedeutet, dass das Boxenstoppfenster ziemlich groß ist, sodass die Fahrer ihren Stopp so ziemlich machen können, wann sie wollen", erklärt Mario Isola.

Genau hier sieht daher Sebastian Vettel doch noch einen strategischen Schlüsselfaktor: "Viel wird über die Reifen gehen. Wir haben schon öfter gesehen, dass - wenn es über einen Stopp geht - der, der am besten mit den Reifen aushält, am Ende des Rennens noch bessere Chancen hat."

4. - S wie Sonnenuntergang

Einher mit der einmal mehr entscheidenden Rolle der Reifen geht in Abu Dhabi das Wetter. Oder besser gesagt: die Uhrzeit. Mit Regen ist in der Wüste immerhin so gut wie garantiert nicht zu rechen. Die Spannung in Sachen Bedingungen kommt in Yas Marina jedoch durch die im gesamten Rennkalender einzigartige Startzeit: Gestartet wird der Grand Prix noch bei Sonnenschein, der Zieleinlauf erfolgt allerdings in tiefster Nacht unter Flutlicht.

Entsprechend fällt die Asphalttemperatur mit zunehmender Renndauer sukzessive. Darauf gilt es sich und vor allem das Auto einzustellen. Schon im Qualifying zeigten sich hier drastische Unterschiede: Mercedes beherrschte die fallenden Temperaturen weitaus besser als Ferrari. Lag die Scuderia im Q1 noch fast auf Augenhöhe, geriet sie von Q2 bis Q3 zunehmend ins Hintertreffen.

"Es ist hier immer eine besondere Herausforderung mit dem Training am Mittag wenn die Sonne noch draußen ist und dann mit QuaIifying und Rennen am Abend. Da verändert sich natürlich schon die Strecke, es wird kühler, die Reifen halten besser und die Balance ändert sich", schildert Vettel. "Das versucht man so weit es geht vorherzusehen. Manchmal klappt es gut, manchmal weniger. Aber das haben für morgen sicher alle bedacht."

5. S wie Strecke

Der Yas Marina Circuit ist eine Rennstrecke, die eigentlich aus drei verschiedenen Kursen besteht. Den ersten Sektor prägen schnelle Kurven, der zweite besteht aus zwei einzig von einer Schikane unterbrochenen Geraden während der Schlusssektor ein Singapur ähnliches Kurvengeschlängel aufweist, welches hohe Ansprüche an den mechanischen Grip der F1-Boliden stellt.

Diese Kombination erschwert die Erarbeitung eines idealen Setups auf der einen Seite und sorgt andererseits dafür, dass Yas Marina alles andere als als Überholstrecke schlechthin gilt. Für Fernando Alonso ist die Strecke gar eine gewisse Nemesis. 2010 verhungerte der Spanier rundenlang hinter Vitaly Pertov, obwohl sein Ferrari das deutlich schnellere Auto war, verlor so den WM-Titel.

Das weiß auch der damalige Profiteur Sebastian Vettel noch heute ganz genau. Deshalb betont Vettel auch die Bedeutung des Starts so klar (s.o.). "Danach wird es hier schwer zu überholen - wenn man einen ähnlichen Speed hat, du nur eine Zehntel schneller bist. Dann ist es schwer, da etwas zu lancieren", sagt Vettel.

6. - S wie Spannung

Die spannendste Frage in Abu Dhabi stellt sich aber im Mittelfeld: Hier tobt noch immer der Kampf um WM-Rang sechs. Die Kontrahenten: Renault, Toro Rosso und Haas. Renault muss mindestens fünf Punkte aufholen, um Toro Rosso noch zu überflügeln, sprich Platz sieben einfahren. Genau von dieser Position startet Hülkenberg.

Allerdings gilt das freilich nur, wenn die Scuderia selbst punktlos bleibt. Darauf deutet angesichts der Startpositionen von Gasly (P17) und Hartley (P20) und der bislang am ganzen Wochenende schwachen Pace allerdings alles hin. Entsprechend ruht Toro Rossos größte Hoffnung darauf, dass Force India im Rennen den Spieß gegen Hülkenberg herumzudrehen vermag.

Auch Haas - nach Punkten sogar sechs hinter Toro Rosso zurück - verfügt nicht über die beste Ausgangsposition mit den Rangen 14 und 16 im Grid, zumal mit Carlos Sainz (P12) auch noch der andere Renault davor steht.

7. - S wie Sieger

Sebastian Vettel und Lewis Hamilton teilen sich aktuell die Ehre des Rekordsiegers in Abu Dhabi. Beide gewannen drei Mal in der Wüste. Setzt sich 2017 einer der beiden ab? Oder triumphiert zum zweiten Mal nach Kimi Räikkönen 2012 ein Finne? Immerhin startet Bottas von Pole, Räikkönen selbst immerhin von P5, könnte von einem möglichen Start-Crash profitieren.

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Doch wer ist der Favorit? In den Longruns am Freitag sahen tatsächlich die beiden Finnen am stärksten aus. Für Räikkönen könnte der Sieg bei einem guten Start also womöglich auch ohne reines Profitschlagen in Reichweite liegen. "Unser Auto sollte im Longrun gut laufen. Ob es schnell genug sein wird? Wer weiß", sagt Räikkönen. Nico Rosberg glaubt es nicht, geht davon aus, dass gegen sein ehemaliges Team Mercedes kein Kraut gewachsen sein wird. "Das wird schon schwierig für die Konkurrenz, das ist klar", meint Rosberg bei RTL.

Davor verschließt auch Vettel nicht die Augen. "Hoffentlich ist die Lücke morgen kleiner, sodass wir sie unter Druck setzen können. Wenn sie morgen ähnlich aufdrehen können, dann wird es schwer. Ich glaube aber, dass wir mit der Rennpace näher dran sein können", sagt der Ferrari-Pilot. Näher dran - aber nicht davor. "Ich denke aber, dass die Chance immer da ist. Egal wo man losfährt. Je weiter vorne desto besser. Der Renntrimm war auch okay", ergänzt Vettel jedoch, warnt aber gleichzeitig: "Ich muss die Augen auch nach hinten offen haben."