Das letzte Rennen der Formel-1-Saison 2022 steht bevor: Zwar stehen mit Max Verstappen und Red Bull die beiden Weltmeister schon lange fest, das Finale in Abu Dhabi bietet dennoch viele Geschichten, auf die ein Auge geworfen werden muss. Einige Piloten werden aus der Formel 1 – zumindest vorerst – Abschied nehmen, während Ferrari gegen Mercedes immer noch um Platz zwei in der Konstrukteurswertung bangen muss. Wir nehmen unter die Lupe, worauf es in Abu Dhabi 2022 ankommt: Die 7 Schlüsselfaktoren zum Rennen.

1. - S wie Startaufstellung

Die Startaufstellung des Abu Dhabi GP könnte nicht sinnbildlicher für die Saison 2022 sein. Die ersten drei Reihen machen Red Bull, Ferrari und Mercedes in der Reihenfolge der Konstrukteurs-Tabelle unter sich aus. Verstappen darf dabei von der Pole Position starten, während Leclerc in der zweiten Reihe Teamkollege Carlos Sainz unterstützend hinter sich stehen hat.

Die größte Überraschung der Startaufstellung ist aber Sebastian Vettel. Häufig kam es 2022 nicht vor, dass er den Weg in die letzte Qualifying-Session gefunden hat. Von Platz neun bieten sich ihm nun eine gute Chancen auf Punkte. Genauso für Mick Schumacher, für den mit Startplatz 12 die Top-10 in Reichweite ist.

Eine größere Enttäuschung dagegen muss Alfa Romeo hinnehmen. Mit Valtteri Bottas und Guanyu Zhou war für beide Piloten bereits im Q1 Schluss. Im Kampf gegen Aston Martin um Rang sechs der Teamwertung ein kleiner Rückschlag.

2. – S wie Start

Wer Weg von der Pole Position zu der ersten Bremszone ist in Abu Dhabi unfassbar kurz. Lediglich 187 Meter muss Verstappen dabei zurücklegen, was Windschatten-Kämpfe dahinter eher schwierig macht. Mit einem langweiligen Start ist trotzdem nicht zu rechnen.

Ganz im Gegenteil: Die Spitze erste Kurve sorgt häufig dafür, dass es bei dem Gedrängel nach dem Start richtig eng werden kann. Zwar gibt es neben der ersten Kurve eine Auslaufzone, in der Vergangenheit kam es hier dennoch bereits zu Kollisionen, zumal der kurze Weg zur Bremszone nicht davon ablenkt, dass jeder Pilot optimal vom Fleck kommen muss – Wenn man sich den Start 2021 ansieht, dürften dies wohl wenige besser wissen als Max Verstappen.

3. – S wie Strategie

Abu Dhabi hat sich in der Vergangenheit nicht als Eldorado für Strategie-Freaks erwiesen. Das Rennen ist traditionell ein Ein-Stopp-Rennen, bei dem vor allem zu Beginn eher auf die weichste Mischung verzichtet wird. Zumal der Performance-Unterscheid zwischen den einzelnen Reifen laut Formel-1-Reifenhersteller Pirelli jeweils bei lediglich drei Zehntel liegen soll.

Die Vergangenheit hat dennoch gezeigt, dass sich Teams hier durchaus ordentlich verzetteln können, zumal das ein oder andere Safety Car bei einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent nicht auszuschließen ist. Da die ersten drei Reihen ausschließlich von Red Bull, Ferrari und Mercedes bestimmt werden, wird spannend zu sehen sein, wie diese Teams strategisch mit beiden Farhern agieren werden, um das für sich beste Ergebnis herauszuholen.

4. - S wie Schlacht um die Vizeweltmeistertitel

Der vorangegangene Schlüsselfaktor wird für zwei Fragen entscheidend sein: Wer holt sich den Vize-Weltmeistertitel bei den Fahrern und wer bei den Konstrukteuren? Charles Leclerc und Sergio Perez gehen punktgleich in das letzte Rennen, da der Monegasse diese Saison aber mehr Siege gefeiert hat, wird er vor ihm gewertet. Damit ist klar, dass Perez unbedingt punkten und dabei vor Leclerc ins Ziel kommen muss. Mit Startplatz zwei hat er aber eine gute Ausgangsposition, um genau das zu erreichen. Und tatsächlich kann auch George Russell noch Zweiter werden. Dafür braucht er aber die schnellste Runde, muss gewinnen und darauf hoffen, dass Leclerc und Perez keine Punkte holen.

Ferrari und Mercedes machen den zweiten Rang in der Teamwertung untereinander aus, Foto: LAT Images
Ferrari und Mercedes machen den zweiten Rang in der Teamwertung untereinander aus, Foto: LAT Images

Auf der anderen Seite muss Ferrari um den zweiten Rang in der Konstrukteurswertung zittern. Mercedes konnte der Scuderia jüngst nämlich ordentlich Punkte abknöpfen. 19 Zähler trennen diese beiden Teams nur noch. Zwar ist das immer noch ein gutes Polster, Mercedes hat dennoch berechtigte Hoffnungen, Ferrari den zweiten Rang streitig zu machen, zumal die Silberpfeile in den Rennen 2022 zumeist stärker waren als im Qualifying.

5. – S wie Sieger

Dabei stellt sich natürlich noch die Frage nach dem Sieger. Eine Frage, die sich wie immer nicht zu 100 Prozent beantworten lässt. Red Bull ist laut eigener Aussagen sehr optimistisch, was den Sieg beim letzten Saisonrennen angeht und stützt sich dabei auf die Longrun-Zeiten am Freitag.

Seither haben die Teams an ihren Autos aber natürlich noch Hand angelegt. Ob Red Bull gegenüber Ferrari und Mercedes also wirklich die Überhand behält, ist schwer zu sagen, die Favoritenrolle haben die Roten Bullen aber trotzdem inne. Ein Ort für ganz große Überraschungen ist der Yas Marina Circuit in Sachen Sieger aber nicht zwingend.

6. – S wie Schluss für Schumi und Ricciardo

Das Saisonfinale markiert nicht nur das Ende eines langen Jahres, sondern ist traditionell auch ein Moment des Abschieds. So sagte vergangene Saison Formel-1-Legende Kimi Räikkönen 'Adios' zur Königsklasse. Einen Schritt, den nun Mick Schumacher, Daniel Ricciardo und Nicholas mehr oder weniger unfreiwillig antreten müssen.

Noch ist nicht sicher, wo genau die Reise für die drei Piloten hingeht, auch wenn Ricciardo und Schumacher der Formel 1 auf 2023 als Ersatzfahrer erhalten bleiben könnten. Für sie wird es trotzdem das vorerst letzte Rennen ihrer Formel-1-Karriere.

7. – S wie Seb tritt ab

Und natürlich haben wir Sebastian Vettel nicht vergessen. Kaum ein Fahrer hat die Deutsche Motorsport-Welt so geprägt wie der Heppenheimer. Sein Einstieg in die Formel 1 glich einem Märchen und seine Erfolgslauf Anfang der 2010er schien mit vier WM-Titeln am Stück nie zu Ende gehen zu wollen.

Doch jede gute Geschichte findet irgendwann ein Ende. Während Ricciardo und Schumacher nämlich anstreben, eines Tages in die Formel 1 zurückzukehren, wird Vettel seinen Formel-1-Rennoverall nach Abu Dhabi endgültig im Schrank verstauen.

Was nun gilt, ist, diesen letzten Moment besonders zu machen. Sein starker Qualifying-Auftritt mit Startplatz neun war ein Anfang. Ob Vettel seinem Abschied im Rennen auch die Krone aufsetzen kann, wird sich zeigen, die Erfolge seiner langen Karriere kann ihm aber niemand mehr nehmen. Danke Seb!