Der Grand Prix von Mexiko 2017 verspricht eines der spannendsten Rennen der diesjährigen Formel-1-Weltmeisterschaft zu werden. Nie zuvor in diesem Jahr waren Mercedes, Ferrari und Red Bull derart eng beisammen, wie in Mexico City. Mit Sebastian Vettel, Max Verstappen und Lewis Hamilton auf den ersten drei Startplätzen steht zwischen den Top-Fahrern der Top-Teams außerdem ein Schlagabtausch der Extraklasse bevor, wie er in dieser Form selten stattgefunden hat.

Vettel hofft auf Hamilton-Verstappen-Clash beim Start

Als Pole-Sitter hat Sebastian Vettel zunächst einmal die beste Ausgangslage für das 18. Saisonrennen. Zum ersten Mal seit Singapur hat sich der Ferrari-Pilot im Qualifying wieder den Platz an der Sonne gesichert. Genau wie damals teilt er sich die erste Startreihe mit Max Verstappen. Die ausgezeichnete Ausgangslage brachte dem Heppenheimer in Singapur allerdings herzlich wenig: Er und Verstappen schafften es nicht einmal bis zur ersten Kurve.

In der Saison 2017 zählt der Start zu den großen Stärken Ferraris. Vettel hofft, diesen Vorteil auch in Mexiko ausspielen zu können. "Ich hoffe, wir haben so einen guten Start wie die letzten Mal", so der 30-Jährige, der für seine Titelchancen fast darauf hoffen muss, dass Hamilton das Rennen nicht beendet. Eine Wiederholung von Singapur, nur ohne eigene Beteiligung, würde ihm da nicht missfallen.

"Ich habe nichts dagegen, wenn es hinter mir feurig wird", erklärt er. "Aber es ist ein langer Weg bis zur ersten Kurve. Da kann viel passieren." Dass sein Nachbar in der ersten Startreihe Verstappen statt Hamilton heißt, ist ihm jedenfalls willkommen. "Lieber keine Mercedes-Power. Beim Beschleunigungsduell sind wir normalerweise ein bisschen dahinter."

Vettel täte gut daran, in Mexiko seinen fünften Saisonsieg einzufahren, wenn er seine WM-Chancen aufrechterhalten will. Genau darauf liegt für ihn auch der Fokus, denn was der Gegner macht, liegt nicht in seinen Händen: "Wir machen morgen unser Ding. Es bringt nichts, darauf zu achten, wo sich Lewis befindet. Wo Hamilton ins Ziel kommt, das hängt primär von ihm selbst ab", erklärt er.

Andererseits ist da immer noch Kimi Räikkönen. Sein Teamkollege geht zwar nur von Startplatz fünf ins Rennen, doch das heißt nicht, dass Ferrari den Finnen bei den Boxenstopps unter Umständen nicht taktisch gekonnt in Szene setzen kann.

Verstappen vertraut auf Red Bulls Rennpace

Max Verstappens Zielsetzung ist nach seiner Seuchen-Saison 2017 klar: Nach Malaysia soll für den Niederländer der zweite Sieg her. Andererseits stellt sich in seiner Position dieselbe Frage wie schon in Singapur. Wie wird Verstappen auf der Jagd nach dem Sieg mit den Titelkandidaten umspringen? "Du bist immer vorsichtig", so der 20-Jährige.

Andererseits hatte er mit seinem Start in Singapur und seinem äußerst konsequenten Überholmanöver gegen Hamilton in Malaysia bereits gezeigt, dass er niemandem freiwillig die Vorfahrt lässt. "Ich denke, jeder hier im Fahrerlager will Rennen gewinnen. Wenn du eine Möglichkeit siehst, willst du sie natürlich ergreifen. Aber du respektiert deinen Gegner dabei selbstverständlich."

Bei Red Bull ist man durch die Qualifying-Performance des RB13 besonders guter Dinge. Weniger als ein Zehntel Rückstand auf die Pole Position steht für die mit Abstand beste Leistung des Teams in diesem Jahr. In Sachen Rennpace ging es auch nach schlechteren Qualifying-Resultaten schon nach vorne.

"Für gewöhnlich sind wir im Rennen schneller als im Qualifying, von daher freue ich mich auf Sonntag", so Verstappen vielsagend. Der Start aus der ersten Reihe soll es ihm dabei einfach machen. "Bei so einem langen Weg bis zu Kurve 1 bedeutet das, dass wir hoffentlich vorbeikommen können."

Sollte es am Start nicht klappen, könnte Red Bull je nach Rennverlauf auch wieder auf eine alternative Strategie setzen, um Mercedes und Ferrari aus der Reserve zu locken. In Austin klappte dies zuletzt gut, obwohl Verstappen dort nach einer Grid-Penalty von fast ganz hinten ins Rennen gegangen war.

Hamilton: Überholen wird in Mexiko schwierig

WM-Leader Lewis Hamilton wird den Sonntag in Mexiko wohl etwas entspannter als seine beiden Rivalen angehen. Ein dritter Platz würde ihm zum Gewinn seines vierten Weltmeistertitels locker reichen. In der Startaufstellung steht zudem Teamkollege Valtteri Bottas hinter ihm, der gegebenenfalls als Puffer zu Kimi Räikkönen fungieren kann.

Andererseits wäre es ihm wohl sehr willkommen, den WM-Titel stilecht mit einem zehnten Saisonsieg einzufahren. Sollte sich am Start also eine Möglichkeit ergeben, wird er Verstappen und Vettel nicht gewähren lassen: "Es ist ein langer Weg bis zur ersten Kurve. Da sollten wir etwas Spaß haben. Ich hoffe, dass ich in der Lage sein werde nach vorne zu kommen."

2016 sorgte die erste Kurve gleich mehrfach für Kontroversen. Die Hauptdarsteller hießen damals Hamilton und Verstappen. Letzterer hatte sich im Kampf gegen Vettel durch ein Abkürzen kurz vor Rennende einen Vorteil verschafft, der eine Strafe samt Verlust des dritten Platzes nach sich zog. Hamilton hatte sich gleich nach dem Start beim Anflug auf die erste Kurve verbremst und so seine Führung gegenüber Nico Rosberg verteidigt.

Dass Turn 1 auch diesen Sonntag wieder für Aufsehen sorgen kann, glauben die Piloten allerdings nicht. "Ich denke, dass es dieses Jahr etwas einfacher ist. Wir kommen nicht so schnell dort an und haben mehr Anpressdruck. Wenn du es unbedingt wissen willst, kannst du natürlich immer noch zu spät bremsen. Aber ich denke, die Kerbs dort halten dich davon ab, es zu übertreiben" so Verstappen.

In Austin gelang es Hamilton, einen verlorenen Start gegen Vettel nach wenigen Runden wettzumachen. In Mexiko hingegen erwartet er, dass es schwieriger wird, im Rennen eine Position gutzumachen: "Du kannst hier nicht überholen. Du brauchst ein großes Delta. Ich denke, du musst in etwa eine Sekunde schneller als dein Vordermann sein. Vielleicht sogar 1,3 Sekunden."