1. S wie Startaufstellung

Ein echter Krimi ereignete sich im Qualifying zum Mexiko GP. Lange Zeit sah Max Verstappen wie der sichere Polesitter aus, es wäre seine erste Pole in der Formel 1 überhaupt gewesen. Doch in letzter Sekunde grätschte Sebastian Vettel dazwischen und verdrängte Verstappen auf Platz zwei. Pole also für den Ferrari-Piloten, die 50. in seiner Laufbahn. Die zweite Startreihe wird gebildet von den beiden Mercedes-Fahrern Lewis Hamilton und Valtteri Bottas.

Kimi Räikkönen geht den Mexiko GP von Rang fünf aus an vor Esteban Ocon, der nicht nur in die Phalanx der Top-6 eindrang, sondern seinen Teamkollegen Sergio Perez ausgerechnet bei dessen Heimspiel schlug. Perez selbst wurde gar nur Zehnter. Zwischen den beiden Force Indias reihten sich noch ein indisponierter Daniel Ricciardo auf Platz sieben sowie die beiden Renault-Piloten Nico Hülkenberg und Carlos Sainz ein.

2. S wie Start

Windschatten-Alarm in Mexiko! Schier endlose 890 Meter dauert es von der Pole Position bis zur ersten Kurve. Trotz der dünneren Luft wird das direkt unzählige Windschattenspiele nach sich ziehen, weshalb Vettel als Polesitter nicht unbedingt in einer guten Position sein muss. Bereits in Russland wurde er noch vor der ersten Kurve von Valtteri Bottas geschnappt.

"Ich habe nichts dagegen, wenn es hinter mir feurig wird. Ich hoffe, wir haben einen so guten Start wie die letzten Male. Es ist aber ein langer Weg zur ersten Kurve, da kann viel passieren. Schauen wir mal, ich bin da guter Dinge", zeigt sich Vettel allerdings wenig beeindruckt. In die Karten spielen könnte ihm der Fakt, dass sich Verstappen in erster Linie selbst gegen die Mercedes-Boliden erwehren muss. Im schlimmsten Fall aber verliert Vettel bis zur ersten Kurve gleich mehrere Plätze.

Streckendaten
Länge: 4,304 km
Runden: 71
GP-Distanz: 305,354 km
Rundenrekord: 1:20.521 (ROS, 2015)
Kurven: 16
Weg bis Kurve 1: 890 m
Länge Boxengasse: 377,7 m
Zeit in Box bei 80 km/h: 16,996 s

3. S wie Strategie

Die Strecke in Mexiko ist alles andere als ein reifenmordender Kurs. Selbst die Ultrasofts werden kaum beansprucht, der Verschleiß ist gering. Entsprechend erwartet Pirelli im Normalfall auch eine Ein-Stopp-Strategie bei den Fahrern. Dennoch gibt es auch hier Variationsmöglichkeiten.

So besteht die Möglichkeit, den bei allen Fahrern wahrscheinlichen ersten Stint auf Ultrasofts fast bis zur Rennhälfte auszudehnen, um mit Supersofts zu Ende zu fahren. Ebenso aber kann der Boxenstopp auch früher praktiziert werden - etwa, wenn man im Verkehr festhängt - um dann auf den gelben Softreifen das Rennen zu beenden. Beide Varianten schätzt Pirelli als nahezu gleichschnell ein. Strategieschlachten sind im Rennen aber wohl keine zu erwarten.

4. S wie Slipstream

Nicht nur am Start ist der Windschatten ein Faktor. Auch im weiteren Rennverlauf bietet die Strecke diverse Einladungen zum Überholen an. Die extrem lange Start/Ziel-Gerade ist gleichzeitig DRS-Zone, wenngleich der Effekt des Klappflügels durch die dünne Luft geringer ausfällt, als auf anderen Strecken. Hinzu kommt der Windschatten, der durch die Länge der Gerade deutlich wirkt. Da die Strategie wie oben erwähnt nur wenig Spielraum für Positionswechsel bietet, müssen die Fahrer ihr Glück auf der Strecke suchen.

Nach dem Start dauert es eine Ewigkeit bis zur ersten Kurve, Foto: Sutton
Nach dem Start dauert es eine Ewigkeit bis zur ersten Kurve, Foto: Sutton

5. S wie Spannung

Der letztjährige Grand Prix in Mexiko war ein echtes Highlight, besonders in den letzten Runden, besonders im Kampf um den letzten Podestplatz. Max Verstappen, Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel boten unfassbares Racing, auch im Rest des Feldes gab es tolle Manöver. Dieses Jahr könnte sich das alles sogar im Kampf um den Sieg abspielen. Mercedes hat die Dominanz, die man in der Hybrid-Ära in Mexiko hatte, verloren, drei Teams agieren nahezu auf Augenhöhe.

Spannend dürfte es auch im Mittelfeld werden. Renault und Force India balgen sich schon das gesamte Wochenende, Sergio Perez dürfte vor seinem Heimpublikum hochmotiviert sein. Wird er im Eifer der Emotionen die Force-India-Spielregeln beachten, sollte es zum nächsten Treffen mit Esteban Ocon kommen? Muss sich Nico Hülkenberg teamintern Carlos Sainz erwehren? Und was gelingt dem im Qualifying ganz starken Fernando Alonso von Startplatz 18 aus?

Zu den Kämpfen auf der Strecke kommt auch noch der Faktor Zuverlässigkeit hinzu. Bei Toro Rosso gab es fast abenteuerliche Motorenprobleme. Generell müssen die Turbos so hart arbeiten wie auf keiner anderen Strecke, da sie einen durch die dünne Luft bedingten Leistungsverlust der Motoren ausgleichen müssen. Hier lautet das Stichwort Kühlung, die aber ebenfalls durch die Höhenlage erschwert wird.

6. S wie Schampus

Diesen sollte Lewis Hamilton bereits kaltgestellt haben. Denn in Mexiko spricht Vieles für den vorzeitigen Gewinn seines vierten WM-Titels. Damit würde er mit Alain Prost und seinem diesjährigen Rivalen Sebastian Vettel gleichziehen. Nur Juan Manuel Fangio (fünf) und Rekord-Weltmeister Michael Schumacher mit seinen sieben Titeln liegen dann noch vor Hamilton. Damit dieses Szenario eintritt, ist gar nicht viel nötig. Wird Hamilton in Mexiko Fünfter, ist er Weltmeister 2017. Und selbst, wenn er das nicht schafft, muss Vettel mindestens Zweiter werden, um die Entscheidung zu vertragen.

Lewis Hamilton steht vor seinem vierten WM-Titel, Foto: Sutton
Lewis Hamilton steht vor seinem vierten WM-Titel, Foto: Sutton

7. S wie Sieger

Nach zwei Tagen Mexiko ist ein echter Favorit nur schwer auszumachen. Mercedes scheint etwas hintendran zu sein, erstaunlicherweise rechnen sich die Silberpfeile auf die Renndistanz aber größere Chancen aus. Bislang in dieser Saison war das ganz anders. "Unsere Long Run-Pace ist definitiv besser als unsere Qualifying-Pace. Deshalb mache ich mir keine Sorgen darüber", gibt sich etwa Lewis Hamilton tiefenentspannt.

Auch Red Bull sieht sich absolut in der Lage, den Mexiko-Sieg davonzutragen. "Ich glaube, dass unsere Rennpace sehr gut ist. Das Problem ist, dass du, wenn du hinterherfährst, bei den Temperaturen von Bremsen und Motor Probleme bekommen wirst", sagte Helmut Marko im Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Aber schauen wir erst einmal, wie sich das Rennen entwickelt und wie schnell wir sind. Wir sind optimistisch und glauben, dass wir um den Sieg mitfahren", so Marko weiter.

Und Sebastian Vettel? Der sieht den eigenen Sieg als Pflicht an. Und das nicht unbedingt für die kleine WM-Chance, die verbleibt. "Für mich hat sich nichts geändert - ich will hier gewinnen. Und jetzt sollte es ein gutes Rennen werden. Wir müssen gewinnen. Wir können kein anderes Ziel haben. Wir geben Vollgas. Ferrari verdient ein gutes Ergebnis", stellt er klar.

Und wie tippt die Motorsport-Magazin.com-Redaktion? Das sind unsere (nicht immer ganz ernst gemeinten) Tipps für den Mexiko Grand Prix:

Stephan Heublein: Max Verstappen krönt sein starkes Wochenende mit einem Sieg - und zeigt den Rennkommissaren damit die lange Nase. Hamilton schnappt sich Vettel am Start und holt sich seinen vierten WM-Titel.

Stephans Top-3-Tipp: 1. Verstappen 2. Hamilton 3. Vettel

Jonas Fehling: Keilerei am Start. Vettel neben Verstappen - das kann nicht gut gehen. Dahinter balgen sich mal wieder die Finnen und räumen Lewis gleich mit ab. Ricciardo steht weiter neben sich. Den Kampf um den Sieg macht deshalb das Quartett von Renault und Force India unter sich aus. Sainz gewinnt. Perez widersetzt sich Force India und überholt zuhause Ocon in der drittletzten Kurve durch völliges Auslassen der Schikane im Stadion, das nicht als Vorteil gewertet wird, weil die Stewards keine Morddrohungen von über 100.000 Zuschauern wollen. Vierter wird natürlich Hülkenberg.

Fehlings Top-3-Tipp: 1. Hülkenbergs Verhängnis 2. CCC - Corner Cutting Checo 3. Der andere Pinkel

Manuel Schulz: Klare Kiste: Kimi Räikkönen macht von Startplatz fünf den Megastart und zieht auf dem Weg zu Kurve eins neben Max Verstappen, den Sebastian Vettel blockieren will und es kracht. Vettel, Verstappen und Räikkönen noch in der ersten Runde raus, das gabs noch nie. Ach halt... .

Dann gewinnt halt Max Verstappen den Start und gewinnt vor Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen in einem packenden Rennen, bei dem Ferrari mal wieder durch die schlechtestmöglichen Strategie für Sebastian Vettel überzeugen kann. Der Heppenheimer wird am Ende nur Vierter und Lewis Hamilton hat, zusätzlich noch durch Platz zwei, den Titel sicher.

Manuels Top-3-Tipp: 1. Verstappen 2. Hamilton 3. Räikkönen

Chris Lugert: Der Weltmeister Lewis Hamilton wird in Mexiko gekrönt, mir fehlt die Phantasie dafür, dass es nicht passieren sollte. In diesem Jahr fällt Hamilton einfach nicht aus, das wurde in Toto Wolffs Küche vergangenen Winter beschlossen. Für die Top Fünf reicht es allemal aus eigener Kraft. Dennoch holt sich Sebastian Vettel nach einem epischen Duell mit Max Verstappen den Sieg, nachdem der Niederländer sich beim Verlassen der Strecke in Kurve eins der letzten Runde an den neuen Kerbs die Aufhängung zerstört. Zufälle gibt's… Hamilton wird Zweiter vor Sergio Perez, der für eine gigantische Stimmung bei der Siegerehrung sorgt.

Chris' Top-3-Tipp: 1. Vettel 2. Hamilton 3. Perez