Lewis Hamilton steht kurz vor dem Gewinn seines vierten Formel-1-Weltmeistertitels. Dazu reicht dem Mercedes-Piloten in Mexiko ein fünfter Platz. In den beiden ersten Trainings zum Rennen am Sonntag lag Hamilton für diese Mission auf Kurs: Beide Sessions beendete der Top-Favorit auf den WM-Titel als Zweitschnellster.

Reibungslos lief das Training in Mexiko allerdings nicht für den Briten. Am Vormittag fehlte fast eine halbe Sekunde auf Teamkollege Valtteri Bottas - ein spätestens seit der Sommerpause extrem ungewohntes Bild bei den Mercedes-Silberpfeilen. Am Nachmittag jedoch rückte Hamilton die Hackordnung wieder gerade: Eine Zehntel Rückstand auf Daniel Ricciardo bedeuteten drei Vorsprung auf Bottas.

Hamilton mit potentiell fatalem Dreher im zweiten Mexiko-Training

Auch wenn am Ende im Zeitenklassement also alles gut aussah für Lewis Hamilton, rund lief es auch im zweiten Training nicht. Sogar fast noch weniger als im FP1. "Es ging nicht besonders toll los, besonders mit dem Dreher auf meiner ersten Runde im zweiten Training. Das hat die Session richtig durcheinander gebracht und erschwerte natürlich einen Versuch auf den superweichen Reifen", berichtet Hamilton in Mexiko.

Die Folge des Highspeed-Abflugs in den Esses im zweiten Streckenabschnitt: Der Reifensatz war offenbar hinüber, seine Longrun-Arbeit setzte Hamilton zumindest mit dem Ultrasoft fort. Damit lieferte er Mercedes offenbar wertvolle Informationen. "Dass wir auf dem ersten Run im zweiten Training einen Reifensatz bei Lewis verloren haben, entpuppte sich im Nachhinein als Glück im Unglück. Denn dadurch hatten wir später in der Session einen richtig schönen Long Run auf den ultraweichen Reifen", meint Mercedes-Technikchef James Allison.

Mercedes ohne Supersoft-Longrun unter Real-Bedingungen

Doch verlor Mercedes so auch den einzigen Supersoft-Longrun am Nachmittag, also bei heißeren, relevanteren, weil der Startzeit des Grand Prix viel besser entsprechenden, Streckenbedingungen. Valtteri Bottas hatte seinen bereits am Vormittag abgespult und verfügt in Mexiko nur über insgesamt zwei Satz der superweichen Pirellis. Somit musste der Finne im FP2 den übrigen Satz für das Rennen sparen. Auch Hamilton - mit insgesamt drei Satz Supersoft in Mexiko ebenfalls nicht extrem gut bestückt - drehte bereits im FP1 einen Longrun auf dieser Mischung. Durch den per Dreher ruinierten zweiten Satz, musste auch der Brite sparen.

Entsprechend gesteht zumindest Hamilton selbst: "Dadurch habe ich mich selbst ins Hintertreffen gebracht." Allerdings fürchtet sich der Mercedes-Star deshalb nicht vor einem Nachteil durch den Supersoft-Engpass und Erfahrungsrückstand. Dazu sei die Performance auf den anderen beiden Mischungen viel zu gut gewesen.

Hamilton & Mercedes überzeugt: Infos reichen trotzdem

Hamilton: "Die schnelle Runde und danach der Long Run auf den ultraweichen Reifen waren wahrscheinlich die besten, die ich je hatte. Ich glaube nicht, dass ich je zuvor 26 so konstante Runden gefahren bin, vielleicht einmal abgesehen vom Rennen", lobt sich Hamilton auch einmal selbst, versichert zudem: "Wir haben viele Informationen gesammelt. Insgesamt war es also ein guter Tag."

Auch James Allison beharrt darauf, alle nötigen Informationen bekommen zu haben - auch mit dem Supersoft. "Über beide Fahrer verteilt haben wir einen guten Eindruck von allen verfügbaren Reifenmischungen erhalten und wir sind damit zufrieden, wie sich die Autos auf dieser ungewöhnlichen Strecke verhalten haben", sagt Allison. "Insgesamt sieht es sowohl für morgen als auch für Sonntag viel versprechend aus."

Kurzzeitiges Turbo-Zittern um Hamilton löst sich in Luft auf

Doch verweist Allison auch auf eine für Mexiko immer typische Problematik: Kühlungsprobleme des Motors und der Bremsen, bedingt durch die dünne Luft, sowie die besondere Belastung des Turboladers, der das Leistungsdefizit ausgleichen muss. Das sei eine Herausforderung. Im Training spiegelte sich das in einem neben dem Dreher weiteren Problem am Hamilton-Silberpfeil: Kurzzeitig meldete Hamilton ein seltsames Gefühl mit dem Motor. Mercedes erwiderte, der Turbo sei überhitzt, was allerdings keine große Sache zu sein schien: Er müsse lediglich entweder Vollgas oder aber sehr langsam fahren, dann sei alles in Ordnung.

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Alles in Ordnung war am Freitag in Mexiko lange Zeit auch bei Teamkollege Valtteri Bottas. "Das erste Training war gut. Es hat mir richtig Spaß gemacht. Auf dieser Strecke zu fahren ist klasse, weil sie recht wenig Grip hat. Dadurch ist es definitiv eine Herausforderung", schwärmt der Finne von seinem vorübergehend neuen Rundenrekord im FP1.

Valtteri Bottas verrennt sich erneut

Doch am Nachmittag verirrte sich der Finne einmal mehr mit seinem Mercedes. "Für das zweite Training nahmen wir einige Setupänderungen vor, die in die falsche Richtung gingen. Deshalb wechselten wir am Ende der Session wieder zurück zum ursprünglichen Setup. Aus irgendeinem Grund hatte ich im zweiten Training auch Schwierigkeiten, die Reifen zum Arbeiten zu bringen. Das ist der Grund dafür, warum ich nicht so gut ausgesehen habe wie in der ersten Session", berichtet Bottas. "Aber ich denke, dass es insgesamt ein positiver Tag war."