Knalleffekt bei Red Bulls Juniorteam Toro Rosso vor dem Großen Preis von Malaysia 2017: Daniil Kvyat wird nach anhaltender Erfolglosigkeit durch GP2 Champion Pierre Gasly ersetzt. Der Franzose gilt als heißer Kandidat für ein Stammcockpit bei den Jungbullen für 2018 und soll nach zahlreichen Testeinsätzen nun unter Rennbedingungen auf die Probe gestellt werden.

"Die Scuderia Toro Rosso wurde von Red Bull etabliert, um Nachwuchs aus dem Junior-Programm in die Formel 1 zu bringen. Genau das machen wir, in dem wir Pierre diese Chance geben. Er ist bei Red Bull der nächste in der Reihe und hat gezeigt, dass er es verdient hat", so die Worte von Toro-Rosso-Teamchef Franz Toast in der offiziellen Bekanntgabe des Teams am Dienstag vor dem 15. Saisonrennen.

"Ich will mich gerne bei jedem bedanken, der mir zu dieser Chance im Motorsport verholfen hat - besonders Red Bull, Dr. Helmut Marko und der Scuderia Toro Rosso", so die Worte Gaslys. "Das ist eine großartige Möglichkeit für mich. Ich fühle mich mehr als bereit, denn ich wurde als Red Bulls dritter Fahrer dieses Jahr auf alles vorbereitet. Ich werde mein Bestes geben, um in den kommenden Rennen für das Team eine gute Performance abzuliefern."

Angesichts des Abgangs von Sainz zu Renault für die kommende Saison will Toro Rosso diese Chance vor allem dafür nutzen, um sich ein besseres Bild über potentielle Nachfolger zu machen. "Dieser Fahrerwechsel gibt uns eine Möglichkeit, eine bessere Entscheidung für unser Line-Up für 2018 zu treffen", so Tost weiter. Kvyat ist dementsprechend nicht aufgrund schwacher Leistungen entlassen, wie das Team weiter erklärt.

"Aus unterschiedlichen Gründen, einige waren technische Probleme, andere eigene Fehler, hat Daniil Kvyat dieses Jahr bisher nicht sein volles Potential gezeigt. Deshalb geben wir ihm für die kommenden Rennen eine Auszeit", so Tosts offizielle Begründung für den Platztausch. Der Russe darf also weiterhin darauf hoffen, in Zukunft in der Formel 1 am Start zu sein - möglicherweise 2018 als Teamkollege von Gasly.

Gerüchte über ein Formel-1-Debüt Gaslys im letzten Saisonviertel machten bereits seit Wochen die Runde, allerdings unter einem gänzlich anderen Szenario. Ursprünglich war angedacht, Gasly für Carlos Sainz einzusetzen, sofern dieser sich frühzeitig in seine Leihe zu Renault begeben kann. Sämtliche Anstrengungen des französischen Werksteams waren bisher aber offenbar erfolglos.

Jolyon Palmer besitzt einen wasserdichten Vertrag und scheint für die ausstehenden Rennen der Saison 2017 auf diesen zu beharren. Finanzielle Angebote zur Vorzeitigen Auflösung des Vertrages schlug Palmers Management bisher aus. Zuletzt war von rund 3 Mio US-Dollar die Rede, damit der 26-Jährige sein Cockpit vorzeitig räumt.

Pierre Gasly testete 2017 sowohl in Bahrain als auch in Ungarn für Red Bull, Foto: LAT Images
Pierre Gasly testete 2017 sowohl in Bahrain als auch in Ungarn für Red Bull, Foto: LAT Images

Kvyats Rehabilitation bei Red Bull vorerst gescheitert

Dass sich Daniil Kvyats Performance in diesem Jahr nicht unbedingt zur Zufriedenheit seiner Bosse ausfiel, zeichnete sich über weite Strecken ab. Zwar konnte er dem Vergleich mit Teamkollege Carlos Sainz im Qualifying mit 5:7 standhalten, im Rennen blieben die Erfolge jedoch gänzlich aus.

Magere vier WM-Punkte konnte Kvyat in den bisherigen 14 Rennen lediglich sammeln, Sainz hingegen kommt auf beeindruckende auf 48 Zähler. Vergangene Saison hatte Red Bull nach dem vierten Rennen einen Cockpit-Tausch zwischen Kvyat und dem damals noch für Toro Rosso fahrenden Max Verstappen angeordnet.

Kvyat war 2016 nach ungestümen Aktionen in China und Russland, bei denen er jeweils mit Sebastian Vettel aneinandergeriet, bei Red Bull in Ungnade gefallen. Außerdem wollte man Supertalent Verstappen um jeden Preis befördern, weshalb Red Bull die Piloten kurzerhand innerhalb der beiden Teams rotieren ließ.

Der Russe holte in den darauffolgenden in 17 Grands Prix für Toro Rosso nur vier Zähler, bekam für 2017 aber eine weitere Chance. Nachdem es in dieser Saison sportlich nicht besser lief und er erneut mit Kollisionen und Abflügen auffällig wurde, scheint die ursprünglich geplante Rehabilitation des zum russischen Torpedo verklärten Kvyat mit der nächsten Degradierung vorerst gescheitert.

Daniil Kvyat konnte die Erwartungen Red Bulls 2017 erneut nicht erfüllen, Foto: LAT Images
Daniil Kvyat konnte die Erwartungen Red Bulls 2017 erneut nicht erfüllen, Foto: LAT Images

Red-Bull-Junior Gasly überzeugt in Japan

Gasly hingegen befindet sich zurzeit im Aufwind. Nachdem er 2016 die GP2-Meisterschaft gewann, hatte Red Bull für den 21-Jährigen zunächst keine Kapazitäten, um ihm ein Formel-1-Debüt zu ermöglichen. Wie zuvor McLaren mit Stoffel Vandoorne, parkten die Österreicher ihre Nachwuchshoffnung deshalb in der Super Formula. Dort hatte Gasly anfangs Startschwierigkeiten, zeigte zuletzt aber eine bestechende Form.

Wie zuvor Vandoorne ist Gasly in der japanischen Rennserie mit Honda-Motoren unterwegs, fährt jedoch für ein anderes Team. Vandoorne ging vergangene Saison für das Docomo Team Dandelion Racing an den Start. Gasly fährt für den Rennstall des weltberühmten Honda-Tuners Mugen, der in den 1990er Jahren nach Hondas Werkausstieg Motoren für die Formel 1 lieferte.

Während Vandoorne die vergangene Saison mit zwei Siegen als Gesamtvierter abschloss, hat Gasly vor dem diesjährigen Finale noch Meisterschaftschancen. Zuletzt feierte er drei Podest-Resultate in Folge, darunter zwei Siege. In der Gesamwertung liegt er damit nur einen halben Punkt hinter Tabellenführer Hiroaki Ishiura.

Das Finale der Super Formula 2017 findet am 22. Oktober in Suzuka statt. Der Showdown wird in Form eines Double Headers ausgetragen, bei dem jeweils halbe Punkte vergeben werden. Als Punktesystem kommt das ehemalige aus der Königsklasse zum Einsatz, bei dem der Erste zehn Zähler erhält und der Achtplatzierte einen. Der Sieger wird bei den beiden Final-Rennen jeweils mit drei Extra-Punkten belohnt.

Die Formel 1 gastiert in Japan zwar schon zwei Wochen vorher, doch Gasly kennt den Suzuka Circuit vom Saisonauftakt der Super Formula. Zeitgleich mit dem Finale der japanischen Formel-Rennserie findet in der Königsklasse jedoch der US GP statt. Aus diesem Grund ist es gut möglich, dass Kvyat schon sehr bald wieder für Toro Rosso im Renneinsatz sein wird.