Spielberg und Pascal Wehrlein - das ist eine ganz besondere Geschichte in der Motorsport-Karriere des jungen Deutschen. Zunächst die Schieb'-ihn-raus-Affäre im DTM-Titelkampf 2015, dann Wehrleins erster Formel-1-Punkt seiner Debütsaison 2016 - und das in einem eigentlich klar unterlegenen Manor-F1-Team.

"Die Strecke in Österreich wird für mich immer etwas Besonderes sein, weil ich dort letztes Jahr meinen ersten WM-Punkt eingefahren habe", sagt Wehrlein ein Jahr später. Ein Jahr erfahrener: "Ich freue mich wirklich sehr darauf, mit mehr Erfahrung in dieses Rennen zu gehen, und setze alles daran, dass ich auch dieses Mal wieder eine gute Leistung erzielen kann."

Sollten da Punkte auch 2017 nicht erst recht drin sein? Zumal Wehrlein inzwischen immerhin für das Sauber F1 Team fährt? Motorsport-Magazin.com fragte nach beim Sauber-Piloten. "Es ist schwierig einzuschätzen dieses Jahr", sagt Wehrlein. "Klar, letztes Jahr haben wir extrem davon profitiert, hier den Mercedes-Motor zu haben. Letztes Jahr war das ganze Wochenende sehr stark. Im Qualifying war ich schon Zwölfter, im Training war ich weit vorne. Also mal sehen ..."

Wehrlein: Darauf kommt es in Spielberg an

Erneut werde es besonders auf den Asphalt ankommen. Im Vorjahr hatte ein neuer Streckenbelag auf dem Red Bull Ring für besonders schnelle Zeiten gesorgt - und habe die Reifen zum Überhitzen gebracht, sagt Wehrlein. Das sollte mit den insgesamt härteren Pirelli-Pneus 2017 weniger zum Tragen kommen. Noch dazu verfügt Wehrlein durch die Ferrari-PU aus dem Vorjahr diesmal über weniger Power. Diesen Fakt lacht Wehrlein indes ohne Antwort einfach weg.

Die starke Performance aus dem Vorjahr lässt Wehrlein derweil nicht ruhiger schlafen als sonst auch. "Nein. Ich gehe eigentlich entspannt in jedes Rennwochenende. Ich hoffe einfach immer, dass das Auto gut funktioniert und wir in der Lage sind, aus eigener Kraft etwas zu schaffen. Dann versuchen wir einfach das Beste daraus zu machen", sagt Wehrlein. "Auf den Lorbeeren vom letzten Jahr sich ausruhen - das funktioniert nicht!"

Wehrlein über Wurst-Kerbs & Co.

Seinem Boliden jedenfalls räumt Wehrlein in Spielberg ähnlich gute Aussichten ein wie zuletzt in Baku. Zur Erinnerung: Viel erwartet hatte der Sauber-Pilot vor Aserbaidschan wegen Vorjahrespower im Heck und längster Gerade der Saison nicht gerade. In einem chaotischen Rennen jedoch reichte es am Ende sogar zum zehnten Platz und einem Punkt. Doch bereits im Qualifying hatte Wehrlein mit dem Q2-Einzug alle überrascht - auch wenn McLaren durch die Gridstrafen vielleicht nicht volles Rohr gefahren sein mag.

Zu verbessern gebe es jedoch sowieso immer etwas. "Sei es Aerodynamik, die Balance vom Auto oder wie das Auto die Randsteine absorbiert", sagt Wehrlein. Gerade Letzteres spielt in Spielberg eine wichtige Rolle, gibt es dort auch 2017 wieder die riesigen 'Wurst-Kerbs' in gelber Signalfarbe. Überfahren wolle Wehrlein diese allerdings ohnehin nicht freiwillig. "Wenn man da drüber fährt, dann kann die Aufhängung kaputt gehen. Ich habe sie letztes Jahr vermieden, deshalb blieb meine Aufhängung ganz", erinnert sich Wehrlein, gibt sich abgeklärt: "Ich werde das dieses Jahr auch tun. Da kann man nicht drüber fahren. Ich werde es jedenfalls nicht als Erster versuchen, ich werde es erst anschauen."

Mit Kaltenborns Aus habe sich bei Sauber etwas verändert, doch er fühle sich wohl, berichtet Wehrlein, Foto: Sutton
Mit Kaltenborns Aus habe sich bei Sauber etwas verändert, doch er fühle sich wohl, berichtet Wehrlein, Foto: Sutton

Wehrlein: So fühlt sich Sauber ohne Kaltenborn an

Insgesamt gebe es jedenfalls kein spezifisches Problem an seinem Auto, weshalb Sauber ganz am Ende des Mittelfeldes herumfahre. "Es läppert sich eben alles zusammen", sagt Wehrlein. Umso wichtiger ist jeder noch so kleine Fortschritt für den Schweizer Traditionsrennstall. Zuletzt in Baku hatte man neue mechanische Teile wieder ausbauen müssen, da sie nicht funktionierten wie erhofft. "Hier werden wir es jetzt wieder versuchen", berichtet Wehrlein.

Dabei besonders wichtig: der Kontakt zum Renningenieur. Für Wehrlein nach dem Kaltenborn-Aus sogar der wichtigste Ansprechpartner im Team, wie er Motorsport-Magazin.com erzählt. Ansonsten habe die noch immer anhaltende Abstinenz eines neuen Teamchefs - in der offiziellen FIA-Ankündigung zur Teamchef-PK am Freitag steht nur der Teamname - keinen großen Einfluss auf seine Arbeit. "Ich versuche einfach so schnell wie möglich zu fahren", sagt Wehrlein. "Aber es ist etwas anders im Team, das ist klar. Man spürt es. Aber schon in Baku haben wir versucht, das Beste daraus zu machen. Am Ende haben wir einen Punkt geholt und das war gut."

Insgesamt sei ohnehin alles in Ordnung - auch ohne seine große Fürsprecherin Monisha Kaltenborn. Die Österreicherin hatte immer zu Wehrlein gehalten, ihm gerade bei seinen Verletzungssorgen Anfang der Saison den Rücken gestärkt. Ohne Kaltenborn, so fürchteten die Wehrlein-Anhänger, würden für den Deutschen bei Sauber härtere Zeiten anbrechen. Doch davon ist nichts zu spüren. "Ich fühle mich hier wohl, es passt alles", versichert Wehrlein.

"Ich habe schon einige Punkte geholt. Im Vergleich zum letzten Jahr ist das schon ein Stück nach vorne." Vor dem Österreich GP steht Wehrlein mit fünf Punkten auf Platz 15 der WM, Sauber-Teamkollege Marcus Ericsson ist noch punktlos.

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