Eigentlich ist Baku nicht unbedingt die beste Strecke für Sauber und Pascal Wehrlein: Die längste Gerade des Formel-1-Kalenders kommt dem Vorjahres-Aggregat von Ferrari nicht sonderlich entgegen. Entsprechend niedrig waren die Erwartungen bei Sauber an diesem Wochenende.

Die Trainingssitzungen schienen die Befürchtungen zu bewahrheiten, doch im Q1 zauberte Wehrlein eine Runde aus dem Hut, die ihn in das nächste Qualifying-Segment brachte. Der Deutsche setzte sich um wenige Tausendstel gegen Fernando Alonso durch. Im Q2 ging dann nichts mehr nach vorne, Wehrlein qualifizierte sich als 15.

Durch die Strafversetzung von Carlos Sainz startet der DTM-Champion von 2015 sogar von P14. "Wir hätten auf dieser Strecke nicht erwarten können, dass wir uns für Q2 qualifizieren", freute sich Wehrlein. "Von gestern auf heute haben wir sicherlich einen Schritt nach vorne gemacht, was die Performance des Autos anbelangt."

Neue Teile verbessern Balance am Kurvenausgang

An einem schwierigen Wochenende, an dem Sauber nach der Entlassung von Monisha Kaltenborn ohne Teamchef in Baku fährt, hat das Team auch neue Teile ans Auto gebracht. Die Hinterachse soll durch die Neuerungen verbessert werden, vor allem am Kurvenausgang soll sich die Balance des C36 verbessern. "Das Auto war gut zu fahren, die Balance war gut. In Montreal und Monaco war das nicht so. Es ist ein Schritt nach vorne, aber uns fehlt noch Grip", bilanziert Wehrlein.

Zusätzlich zu den mechanischen Upgrades gibt es auch kleinere aerodynamische Neuerungen. "Diesmal haben wir auch genügend Flügel", scherzt Wehrlein. In Montreal flog er im Qualifying ab, beschädigte den Heckflügel und musste mit der alten Spezifikation starten, weil keine Ersatzteile verfügbar waren. Sauber baute das Auto von Freitag auf Samstag um, ging auf eine Konfiguration mit mehr Abtrieb.

Für Sauber war es der fünfte Auftritt im zweiten Qualifying-Segment in diesem Jahr. In Australien und China schaffte Marcus Ericsson den Sprung, seit Pascal Wehrleins Comeback nach der Rückenverletzung war es jedes Mal der Deutsche, der die Sauber-Fahnen hochhielt. "Insbesondere die hohen Streckentemperaturen führten dazu, dass ich mit den Reifen zu kämpfen hatte", erklärte Ericsson seine enttäuschende Qualifying-Performance, die ihn auf Platz 18 brachte.

Hülkenberg startet direkt neben Wehrlein

Wehrlein hingegen startet nur eine Position hinter Landsmann Nico Hülkenberg im Werks-Renault. Allerdings hatte Hülkenberg technische Probleme. Durch einen Elektronik-Defekt an der MGU-K verlor er Leistung, musste Q2 frühzeitig beenden. "Viel besser wäre es aber nicht gegangen", gesteht der Deutsche. "Den Haas hätte ich noch bekommen, die Toro Rosso vielleicht. Die lange Power-Sektion und die vielen, engen und langsamen Kurven decken unsere Schwächen schonungslos auf."

So starten Wehrlein und Hülkenberg direkt nebeneinander von Platz 13 und 14. Aus eigener Kraft sollte bei beiden nicht so viel nach vorne gehen im Rennen. Strategisch wird es ebenfalls schwierig. "Das ist ein lockeres Einstopp-Rennen", erklärt Wehrlein. "Man muss das Rennen einfach beenden und vielleicht hat man dann Glück, vielleicht aber auch Pech mit Safety-Car-Phasen."