Tief betrübt, versteinerte Mine und Kopf nach unten steht Jolyon Palmer im Fahrerlager. Gerade ist das Qualifying zum Monaco GP zuende gegangen. Für den Briten, 15 andere Fahrer sind noch unterwegs. Nicht so Palmer. Für den Renault-Piloten ist erneut im Q1 vorzeitig Feierabend. Mit Rang 17 nicht einmal knapp: Acht Zehntel fehlen Palmer zum rettenden Ufer, noch eine mehr auf Teamkollege Nico Hülkenberg.

Am Rennsonntag läuft es zwar besser, doch verpasst Palmer als Elfter erneut die Punkteränge - und damit die Chance, dass dieses Mal er die Kohlen für Renault aus dem Feuer holt. Immerhin war Punktegarant Hülkenberg (14 WM-Zähler) bereits früh unverschuldet ausgeschieden, Getriebeschaden. Doch Palmer will es einfach nicht gelingen, zum sechsten Mal im sechsten Rennen bleibt er punktlos. Und so gerät die laufende Formel-1-Saison 2017 für Jolyon Palmer zunehmend zum Spießrutenlauf.

Hülkenberg vs. Palmer: Die Zahlen

HülkenbergPalmer
WM-Punkte140
WM-Rang1116
Qualifying-Duell60
Schnitt Q1-Rückstand auf Teamkollege-1,25 Sek.+1,25 Sek.
Bester Startplatz7 (CHN; BAH)10 (BAH)
Schlechtester Startplatz13 (ESP)20 (AUS)
Bestes Rennergebnis6 (ESP)11 (MCN)
Schlechtestes Rennergebnis (ohne DNF)12 (CHN)15 (ESP)

Schon im Vorjahr hatte der Brite - im allerdings noch deutlich schwächeren Renault - lediglich einen Punkt im gesamten Jahr geholt. Mit besserem Material ausgestattet läuft es 2017 bislang allerdings noch schlechter. Neben 0:14 nach Punkten im teaminternen Duell, hat Hülkenberg den Briten auch im Qualifying klar im Griff - 0:6-Klatsche für Palmer, nur ein Mal mit weniger als acht Zehnteln Rückstand auf Hülkenberg. Im Schnitt ist es deutlich mehr als eine Sekunde.

Für Palmer endete noch kein Rennen 2017 befriedigend, Foto: Sutton
Für Palmer endete noch kein Rennen 2017 befriedigend, Foto: Sutton

Renault fordert: Auch Palmer muss Punkte machen

Ein drastischer Unterschied, der auch der Führungsetage Renaults alles andere als verborgen bleibt. "Wir brauchen zwei Fahrer, die in der Lage sind in den Top-10 zu kämpfen und Punkte zu sammeln", kritisiert Renaults Managing Director, Cyril Abiteboul, in einem AFP-Interview. "Wir alle brauchen Resultate. Nico Hülkenberg zeigt, dass das Auto gut genug für die Top-10, für Punkte, ist und Jolyon muss auch seinen Teil dazu beitragen."

Immerhin will Renault die doch recht positiv überraschende Performance des Jahres 2017 jetzt auch in entsprechend gute Resultate - und Millionen für einen besseren WM-Rang - ummünzen. "Die Vorgabe bleibt dabei, am Ende der Saison Fünfter zu werden und vor dem Sommer Sechster zu sein. Das lässt uns einige Runden (WM-Läufe, d. Red.), um die Punkte zu sammeln, die wir einfahren können, besonders gegen Williams, unseren direkten Gegner", sagt Abiteboul.

Lässt Renault Palmer zumindest das Jahr noch beenden?, Foto: Sutton
Lässt Renault Palmer zumindest das Jahr noch beenden?, Foto: Sutton

Wie sehr wackelt Palmers Renault-Cockpit wirklich?

Aktuell rangiert Renault dank der Hülkenberg-Punkte an siebter Stelle. Hätte Palmer genauso viele geholt wie der Emmericher wären die Franzosen im Soll, vor Williams, und sogar schon jetzt nur einen Punkt getrennt vom Saison-Endziel P5 (Toro Rosso). Doch hat Palmer eben nicht geliefert. Abiteboul weiß genau, das exakt hier das Problem liegt. "Heute haben wir einen Jolyon Palmer in Schwierigkeiten. Wir machen, was wir mit ihm tun müssen, um durch diese schwierige Phase zu kommen", sagt der Sportchef.

Eine Aussage, die nicht ausschließt, Palmer gegebenenfalls sogar für einige Rennen pausieren zu lassen, durch einen anderen Fahrer zu ersetzen. Etwa den dritten Fahrer Renault, Sergey Sirotkin. Doch Abiteboul will davon (noch) nichts wissen. "Heute hat er seinen Platz. Wir unterstützen ihn sehr und es gibt keinen Plan, keine Gedanken im Hinterkopf", sagt er. Aber: "Wir sind in einem ultra-kompetitiven Umfeld und jeder hat den Druck, Resultate abzuliefern. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es an uns, ihm die optimalen Bedingungen zum Punkten zu geben. Wir geben uns noch Zeit, die Situation zu analysieren", ergänzt Abiteboul vielsagend.

Bei der Präsentation des RS17 stand Palmer zuletzt vor Hülkenberg, Foto: Sutton
Bei der Präsentation des RS17 stand Palmer zuletzt vor Hülkenberg, Foto: Sutton

Hülkenberg? Ein frappierender Kontrast

Besonders auffällig ist Palmers schwierige Situation in Anbetracht der Stärke seines Teamkollegen. Nico Hülkenberg ist gleich in seinem ersten Jahr beim Renaults-Werksteam eingeschlagen wie eine Bombe. "Das ist ein frappierender Kontrast", sagt Abiteboul als das Interview von Palmer zum Emmericher übergeht. "Es erinnert uns daran, wie wichtig der Pilot in diesem Sport ist, der von vielen als sehr technisiert wahrgenommen wird. Aber es ist nicht der Motor, der alles macht, auch nicht das Auto. Es bleibt ein sehr menschlicher Sport, vor allem anderen eine Fahrermeisterschaft und Nico hat uns daran erinnert."

Hülkenberg spiele eine ganz herausragende Rolle für Renault. "Auf der Strecke und abseits davon, wenn er uns Direktionen gibt, Prioritäten für die Entwicklung", schwärmt Abiteboul von seinem deutschen Fahrer. "Wir wussten schon, was wir machen müssen, aber er hat ein gutes Talent dafür, uns zu zeigen, was wichtiger oder weniger wichtig ist und verkörpert außerdem dieses Team."