Es klingt wie eine Geschichte aus der grauen Vorzeit des Motorsports. Einer Zeit, als Piloten wie Jackie Stewart oder Jim Clark an ein und demselben Wochenende in der Formel 1 und beim Indy 500 fuhren. Aber Fernando Alonsos Teilnahme bei dem Autorennen schlechthin auf dem amerikanischen Kontinent ist keine Anekdote aus der Vergangenheit, sondern wird diesen Mai Realität.

Es gibt einen guten Grund, warum Formel-1-Fahrer heutzutage eigentlich nicht mehr in Indianapolis starten. Seit 1987 fiel das Indy 500 stets mit einem Grand Prix zusammen, was eine Teilnahme der F1-Stars unmöglich machte. So auch dieses Jahr, aber Fernando Alonso pfeift einfach auf den Grand Prix von Monaco. An und für sich unglaublich, dass ein Formel-1-Team seinen Starpiloten für das wichtigste Rennwochenende des Jahres frei gibt.

Reaktionen: Alonso pfeift auf Monaco - Indy 500 here we come! (01:50 Min.)

McLaren hat bei Alonso aber einiges gutzumachen. Mittlerweile befindet man sich in der dritten gemeinsamen Saison mit dem Spanier und Motorenpartner Honda. Die anfangs vollmundig angekündigten Erfolge blieben bisher komplett aus, ja selbst Fortschritte sind nicht zu erkennen. Wie sauer ihm das aufstößt, daraus hat Alonso nie einen Hehl gemacht. Dass es sein Wunsch war, in Indianapolis zu starten, ist ebenfalls klar. In der offiziellen Presseaussendung zum Indy-Deal erklärt der zweifache Formel-1-Weltmeister, dass er auf die klassische "Triple Crown of Motorsport" aus Siegen in Monaco, Le Mans und Indianapolis aus ist.

Bei McLaren tat man gut daran, Alonso den Ausflug in die USA zu erlauben und ihn so wieder etwas zu besänftigen. Eine kleine Wiedergutmachung sozusagen. Dass McLaren und auch Motorenlieferant Honda beim Indy-Projekt mit an Bord sind, darf eher als PR-Gag gesehen werden. Denn Honda ist in Indianapolis ohnehin engagiert und McLaren wird wohl in erster Linie im Namen des Teams McLaren-Honda-Andretti vorkommen, der Einsatz hingegen über das etablierte Team von Michael Andretti abgewickelt werden.

McLaren kehrt nach 38 Jahren zum Indy 500 zurück - aber wohl nur oberflächlich, Foto: McLaren
McLaren kehrt nach 38 Jahren zum Indy 500 zurück - aber wohl nur oberflächlich, Foto: McLaren

So schön das Projekt für Fernando Alonso und für die Motorsport-Fans ist, so bedenklich ist es doch aus Sicht von McLaren und Honda. Denn wenn eines der renommiertesten Teams der Formel 1 derart in der Krise steckt, dass es seinem Starpiloten beim ultimativen Grand Prix freigeben muss, um ihn nicht völlig zu vergraulen, lässt es das gesamte F1-Projekt in keinem guten Licht dastehen. "Eh schon egal", ist die Message, die man als Beobachter da zwangsläufig empfängt.