Nach einer abermals beeindruckenden Vorstellung in Bahrain, geht es für Haas F1 beim dritten Rennwochenende der Saison nach China. Der Speed der Amerikaner hat bisher überzeugt, doch mit dem Shanghai International Circuit kommt eine bisher unbekannte Streckencharakteristik auf den VF-16 zu. Für Romain Grosjean gilt es an seinen bisherigen Trend anzuknüpfen, während Esteban Gutiérrez darauf hofft endlich das Pech abzuschütteln.

Das letzte Rennen: Licht und Schatten

In Bahrain gab es bereits in der Qualifikation Grund zum Jubeln, als Haas mit den Plätzen neun (Grosjean) und dreizehn (Gutiérrez) erstmals beide Autos ins Q2 brachte. Im Rennen konnte Grosjean mit Platz fünf dann zum zweiten Mal im zweiten Rennen der Teamgeschichte in die Punkte fahren. "Ich hatte nicht gedacht, dass das möglich wäre. Niemand hatte das gedacht", so der Franzose.

Teamkollege Gutiérrez hingegen sah in Bahrain erneut nicht die Zielflagge, nachdem er das Rennen aufgrund einer defekten Bremsscheibe schon in der neunten Runde aufgeben musste. "Er versteht, warum er das Auto abstellen musste und ist nun umso entschlossener, ein Rennen zu beenden und zu punkten", sagt Teamchef Günther Steiner.

Die Neuerungen: Im Westen (noch) nichts Neues

Im Detail ist von technischen Updates für das kommende Rennen bisher nichts bekannt, doch in der Fabrik wird laut Günther Steiner weiter fleißig entwickelt: "Wir werden weiterhin im Windkanal testen und neue Entwicklungen für das Auto bringen, die über die Saison hinweg zu Verbesserungen im Aerodynamik-Bereich beitragen werden."

Die Erwartungen: Q2 und doppelte Zielankunft

Für den Teamchef gilt zunächst, die Leistung aus Bahrain zu wiederholen und beide Autos in das zweite Segment der Qualifikation zu bringen. "Wir wollten das bereits in Australien zeigen und konnten es nicht, aber in Bahrain haben wir es geschafft und das wollen wir nun jedes Rennwochenende erreichen", sagte Günther Steiner. Für das Rennen hat sich das Team zum Ziel gesetzt, endlich beide Autos ins Ziel zu bringen – und das nach Möglichkeit natürlich wieder in den Punkten. "Eines unserer Ziele ist beide Autos ins Ziel zu bringen, da wir das bisher noch nicht geschafft haben", so Steiner weiter.

Laut Grosjean will das Team dabei erneut mit einer aggressiven Strategie auftrumpfen: "Für China haben wir uns wieder für die gewagtere Reifenwahl entschieden, und hoffentlich wird es genauso gut funktionieren wie in Bahrain." Des Weiteren sieht der Franzose die Strecke als nächsten Gradmesser für das Auto. "Es wird für uns ein guter Test sein, um zu sehen, ob wir auf einem sehr unterschiedlichen Streckenlayout genauso gut sind wie in Bahrain", so Grosjean.

Gutierrez will Grosjean in China auf den Versen bleiben, Foto: Sutton
Gutierrez will Grosjean in China auf den Versen bleiben, Foto: Sutton

Esteban Gutiérrez hat nach den enttäuschenden ersten Saisonrennen den Blick klar nach vorne gerichtet: "Ich habe das Gefühl, dass sich das Blatt für uns schon bald wenden wird und wir konstant in die Punkte fahren können. Ich werde mich einfach weiter auf die gleiche Art und Weise vorbereiten, pushen und kämpfen."

Ob die Strecke in Shanghai dem VF-16 liegt, bleibt abzuwarten. Auch das in China manchmal launische Wetter könnte ein entscheidender Faktor werden - positiv wie auch negativ. Ein weiterer Punkt sind die Boxenstopps, bei denen es dem jungen Team nach wie vor an Erfahrungswerten fehlt. In Bahrain hätte ein zunächst nicht richtig festgezogenes Rad das Ergebnis von Grosjean um ein Haar gefährdet.

Die Statistik: Haas F1 beim China GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Haas F1 0 000 00
Romain Grosjean 0 000 160
Esteban Gutiérrez 0 000 00

Haas F1 in China: Für das Team aus Kannapolis in North Carolina wird es der erste Grand Prix im Reich der Mitte sein.

Romain Grosjean in Shanghai: Mit Ausnahme der Saison 2014, als er mit einem Getriebedefekt ausschied, holte Grosjean in China stets Punkte. Sein bestes Ergebnis datiert aus dem Jahr 2012, als er den sechsten Platz belegte.

Esteban Gutiérrez in Shanghai:Der Mexikaner wartet noch auf Punkte. Gutiérrez sah erst einmal das Ziel, vor drei Jahren wurde er 16. Vergangenes Jahr war er mangels Stammplatz in der Formel 1 nicht am Start.

Die Prognose: Q2 und Punkte

  • Unbekannte Strecke für das Team
  • Grosjean im Aufwind
  • Gutiérrez unter Druck
  • Aggressive Reifenwahl
  • Risikofaktor Boxenstopp

Motorsport-Magazin.com meint: Wenn die Strecke in China dem VF-16 ebenfalls entgegenkommt, kann Haas F1 mit weiteren Punkten rechnen. Allerdings muss das Team aufpassen, dass es sich bei den Boxenstopps nicht selbst ein Bein stellt - in Bahrain wäre es fast soweit gewesen. Grosjean befindet sich nach dem ermutigenden Saisonstart nicht nur sportlich, sondern auch mental im Aufwind und sollte somit in der Lage sein, sein Potential voll auszuschöpfen. Gutiérrez muss darauf achten, dass er nicht den Anschluss an den Teamkollegen verliert - auch wenn es noch früh in der Saison ist, ein weiterer Ausfall dürfte dem Selbstbewusstsein des Mexikaners nicht gut tun. Schließlich gelten beide Haas-Piloten als potentielle Nachfolger für Kimi Räikkönen bei Ferrari. (Florian Becker)