Mercedes hat sich zum Start in die Formel-1-Saison 2016 bislang erneut als das Team, das es zu schlagen gilt, erwiesen. Zwei Siege für Nico Rosberg sowie ein zweiter und ein dritter Platz für Lewis Hamilton spülen die Silberpfeile nach zwei von 21 Rennen bereits mit einem satten Vorsprung von 50 Punkten auf Ferrari auf Rang eins in der Konstrukteurswertung.
Beim bevorstehenden China GP gilt es nun, das Polster weiter auszubauen. Weltmeister Hamilton muss auf einer seiner statistisch stärksten Strecken noch dazu dringend siegen, um im teaminternen Duell gegen Rosberg nicht noch mehr Boden zu verlieren.
Das letzte Rennen: Startcrash & Schongang
Wieder ein Doppelpodium für Mercedes in Bahrain. Anders als in Australien jedoch kein Doppelsieg. Dieses Mal hatte sich der Ferrari von Kimi Räikkönen zwischen die Silberpfeile gemogelt. Während Nico Rosberg mit dem besten Start im gesamten Feld von Startplatz zwei direkt an die Spitze schoss und das Rennen von Anfang bis Ende im Schongang kontrollierte, kollidierte Polesitter Lewis Hamilton in Kurve eins mit dem Williams von Valtteri Bottas.
Daraufhin fiel der Weltmeister auf Rang sieben zurück, kämpfte sich im beschädigten Mercedes jedoch leicht zurück auf das Podium. Für einen Angriff auf Räikkönen reichte es jedoch bei Weitem nicht mehr. Somit blieb Platz drei hinter Sieger Rosberg und dem Vollblut-Finnen im Ferrari.
Die Neuerungen: Kleine Fehler abstellen
Mit großartigen Innovationen oder sichtbaren Änderungen am F1 W07 reist Mercedes vielleicht nicht nach Shanghai. Allerdings ist das für die Silberpfeile auch gar nicht nötig. Will Mercedes seine Performance verbessern, so reicht es aktuell im Grunde schon, einfach nur die Fehler der beiden ersten Saisonläufe zu unterbinden.
Heißt konkret: An besseren Starts arbeiten! Zwar gelang Nico Rosberg in Bahrain bereits ein deutlich besserer als in Australien, doch verlor Lewis Hamilton auch in der Wüste erneut dramatisch an Boden, was ihn erst in die unglückliche Situation mit Bottas brachte. Allerdings müsse das Team nicht einmal großartig daran arbeiten. "Es gibt keine echten Mängel in unserem Ablauf und unserer Arbeitsweise. Aus diesem Grund weiß ich, dass es wieder gut wird", sagt Hamilton.
Die Erwartungen: Enger Kampf mit Ferrari
Für das Rennen in China sieht sich Mercedes nach dem bislang absolut soliden Saisonstart gut gewappnet. Etwas schwächer startete der Weltmeister in die Saison, zieht jedoch genau daraus jede Menge positive Energie. "Wenn man nach zwei schlechten Rennen dennoch zwei Podestplätze vorzuweisen hat, spricht das für sich. Eines ist klar: Ich habe schon Schlimmeres überstanden!", stellt Hamilton klar. Er empfinde alles andere als einen Abwärtstrend.
Ganz im Gegenteil. Hamilton strotzt nur so vor Selbstvertrauen: "Ich befinde mich psychisch in der besten Verfassung, in der ich jemals gewesen bin." Dennoch werde er hart weiter arbeiten. Mit fünf Poles und vier Siegenbei seinen vergangenen Auftritten in China blicke er jedenfall hoffnungsvoll einer Trendwende entgegen.
Nico Rosberg unterdessen spürt noch immer viel Rückenwind seines perfekten Saisonstarts, hat dennoch alles resettet. "Ich gehe die Saison Schritt für Schritt und Rennen für Rennen an", sagt er. "Aber mein Ziel sind viele weitere Siege." Er wolle in dieser Saison endlich einmal das Beste aus dem besten Auto im Feld machen.
Auch nach China reise er daher mit dem Wissen, um den Sieg kämpfen zu können. Immerhin hat Rosberg dort bereits 2012 gewonnen - sein erster F1-Triumph überhaupt. Dennoch warnt der Deutsche nicht nur vor seinem Teamkollegen. "Wir haben noch nicht die wahre Stärke von Ferrari gesehen", deutet der WM-Spitzenreiter starke rote Konkurrenz im Reich der Mitte an.
Motorsportchef Toto Wolff macht seinen Piloten für dieses Duell jedoch Mut. "Nach den ersten beiden Rennen befinden wir uns in einer starken Position. Unser Auto hat sich erneut bei einer Reihe verschiedener Bedingungen als konkurrenzfähig erwiesen", sagt Wolff. "Gleichzeitig ist es in dieser frühen Phase aber auch zuverlässig, was eine enorme Leistung darstellt."
Makellos laufe es auch bei Mercedes jedoch noch nicht, wirbt der Motorsportchef bei allen Mitarbeitern um Spitzenleistungen. Die sei inzwischen aber auf jeden Fall nötig, um Ferrari hinter sich zu halten. "In Bahrain haben wir gesehen, dass Ferrari uns weiterhin auf den Fersen ist. Demnach besteht kein Raum für Fehler. Es ist jetzt wichtiger denn je, frisch zu bleiben", sagt Wolff.
Technik-Chef Paddy Lowe sieht unterdessen einen großen Unsicherheitsfaktor für das Duell gegen Ferrari in China: das Wetter. "In Shanghai kann es ziemlich warm sein, aber auch so kalt wie in Belgien. Diese Schwankungen können den Teams das Leben beim Setup und der Strategie erschweren", sagt Lowe. Dass Ferrari gerade bei wärmerern Bedinungen auftrumpft, sollte jedoch auch Mercedes gut bekannt sein.
Die Statistik: Mercedes beim China GP
Siege | Poles | Schn. Runden | Podium | Punkte | km geführt | |
Mercedes | 3 | 4 | 2 | 7 | 156 | 1040 |
Nico Rosberg | 1 | 1 | 1 | 4 | 86 | 436 |
Lewis Hamilton | 4 | 5 | 3 | 7 | 136 | 1057 |
Mercedes: Shanghai Bilanz
Mercedes in Shanghai: China ist für die Silberpfeile ein ausgesprochen guter Boden. Im Land der Drachen feierte Nico Rosberg 2012 den ersten Sieg für die Stuttgarter nach ihrer Rückkehr als Werksteam. In den vergangenen beiden Jahren lief es sogar noch besser - Lewis Hamilton und Rosberg bescherten Mercedes jeweils einen Doppelsieg. Abgerundet wird die gute Bilanz durch zwei weitere dritte Plätze.
Lewis Hamilton in Shanghai: Mit vier Siegen und drei weiteren Podiumsplätzen ist Lewis Hamilton der erfolgreichste Pilot in China. Seinen ersten Triumph feierte der frühere McLaren-Pilot 2008, drei Jahre später gewann er erneut, und auch in den letzten beiden Saisons war er siegreich. 2010 wurde der Brite Zweiter, 2012 und 2013 schaffte er als Dritter abermals den Sprung auf das Treppchen. 2007 erlebte Hamilton jedoch eine äußerst bittere Stunde, als er seinen Wagen in der Boxeneinfahrt verlor, im Kiesbett landete und ausschied - schlussendlich kostete ihn das Malheur den WM-Titel.
Nico Rosberg in Shanghai: Während Rosberg bei seinen vier ersten Rennen in China unter der Flagge von Williams nicht in die Punkte kam, lief es nach seinem Wechsel zu Mercedes ungleich besser. 2010 belegte er den dritten Platz, 2011 wurde er Fünfter und 2012 feierte Rosberg seinen vielumjubelten ersten Grand-Prix-Sieg. Und auch in den vergangenen beiden Jahren durfte er als Zweiter einen Pokal entgegennehmen.
Die Prognose: Siegkurs!
- Mercedes bleibt weiter Favorit Nummer eins
- Beste Zuverlässigkeit als Aushängeschild
- Mercedes Ferrari auch in Sachen Speed leicht voraus
- Meist kühles China-Wetter hilft zusätzlich gegen Ferrari
- Aber: Layout kommt der Scuderia entgegen
Motorsport-Magazin.com meint: Mercedes nimmt auch in China ohne jeden Zweifel die Favoritenrolle ein. Trotz eines beschädigten Boliden hielt Lewis Hamilton in Bahrain noch halbwegs mit Kimi Räikkönen mit. Nico Rosberg fuhr an der Spitze derweil fast komplett im Schongang. Die Zuverlässigkeit erweist sich 2016 bislang ohnehin erneut als das Steckenpferd der Silberpfeile. Ferrari erlitt derweil schon zwei kapitale Schäden und Ausfälle in zwei Rennen. Hält der Ferrari in China, könnte Mercedes dort jedoch noch mehr Druck bekommen als zuletzt. Trotz der langen Gerade im letzten Sektor zählt in Shanghai mehr die Speed in den zahlreichen schnellen Kurven. Hier sollte auch Ferrari stark sein. Mercedes muss also aufpassen, bleibt aber Favorit. (Jonas Fehling)
diese Formel 1 Nachricht