Steht der Alternativmotor schon vor der Einführung vor dem Aus? Am Dienstag vor dem letzten Grand Prix des Jahres in Abu Dhabi trafen sich Strategiegruppe und Formel-1-Kommission in Paris, um über die aktuellen Probleme der Königsklasse zu diskutieren. Und - so sagen die beteiligten Parteien - es gab erstmals eine konstruktive Zusammenarbeit aller.

Die Teams, die FIA, der kommerzielle Rechteinhaber und die Promoter konnten sich darauf einigen, umfassende Regeländerungen frühestens 2017, spätestens aber 2018 einzuführen. Bei den angedachten, noch nicht konkret formulierten Verbesserungen geht es um mehrere Kernthemen.

Das Hauptproblem ist nach wie vor die Versorgung mit Power Units für alle Teams. Red Bull steht offiziell am Saisonende noch immer ohne Motorenvertrag für die nächste Saison da. Deshalb wird es eine Untergrenze an Teams geben, welche die Power-Unit-Hersteller dann beliefern müssen. Bisher gab es nur eine Obergrenze, die aber sehr weich war.

Mit dieser Untergrenze wird sichergestellt, dass sich Hersteller nicht grenzenlos weigern können, die Konkurrenz mit Motoren zu beliefern. Ein klares Statement gegen den Alternativmotor, der somit wieder in die Ferne rückt. Unter der Hand wurde ohnehin schon gemunkelt, dass es sich bei diesem alternativen Aggregat nur um ein Druckmittel handelt. Red Bull zu beliefern wäre am Ende das kleinere Übel, als gegen Red Bull zu verlieren, das mit einem technisch schlechteren und deutlich preiswerteren Motoren nur wegen einer Balance of Performance gewinnt.

Möglicherweise wird es aber trotzdem einen unabhängigen Motorenhersteller geben. Denn die beiden Gremien haben sich auch darauf geeinigt, die Power Units technisch abzuspecken. Dadurch sollen Honda und Renault besser auf Mercedes aufholen können und auch unabhängige Hersteller angelockt werden. Der ausgeschriebene Alternativmotor könnte die neue Motorenformel ergeben. Eine Power Unit ohne MGU-H mit bestehenden Elementen des Verbrennungsmotors ist denkbar.

Im gleichen Zug sollen die Aggregate billiger werden - das zweite große Problem der Power Units. Ferrari hatte diesen Schritt noch vor nicht allzu langer Zeit mit einem Veto verhindert. Auf die drohende Gefahr der Alternativmotoren und der gleichzeitigen technischen Simplifizierung hin scheint es bei Ferrari ein Umdenken gegeben zu haben. Mit der Untergrenze an Kunden und der Kostenreduzierung sind die schlagenden Argumente eines Alternativmotors dahin.

Außerdem sollen wieder einmal Maßnahmen gefunden werden, die Motoren lauter zu machen. Ein erstes Mittel kommt ohnehin schon 2016 mit einem oder zwei separaten Wastegate-Endrohren. Durch den Wegfall der MGU-H könnte aber noch deutlich mehr Sound generiert werden.

Im Rahmen des Abu Dhabi GP treffen sich FIA und die Motorenhersteller, um das weitere Vorgehen zu besprechen. In der Kommission haben sich die Hersteller Änderungen gegenüber bislang offen gezeigt. Bis zum 15. Januar 2016 soll es konkret ausformulierte Pläne von FIA und den Herstellern geben.