Die Formel 1 ist tief in der Winterpause, die Saison 2018 ist schon lange vorbei. Die größten Strafen-Opfer des Jahres wird es freuen. Keine Motorstrafen mehr für Honda und Renault, keine Strafpunkte mehr für Romain Grosjean ... Motorsport-Magazin.com blickt zurück auf die Strafen-Lowlights der Formel-1-Saison 2018.

Honda vs. Renault: Wettkampf um Motorenstrafen-Titel

Wie zu erwarten machten Honda und Renault den Kampf um die meisten Motorenstrafen unter sich aus. Ferrari und Mercedes spielten keine Rolle. In absoluten Zahlen ist Renault der König der Komponentenwechsel in der Formel-1-Saison 2018. Zählt man alle Komponenten über dem Limit zusammen, kommt man auf 53. Bei Honda waren es 44. Kein Auto mit Renault- oder mit Honda-Antrieb kam ohne Strafe durch die Saison.

Allerdings belieferten die Franzosen drei Mal so viele Autos. Im Durchschnitt liegt Honda also sehr deutlich in Front. Die folgende Grafik zeigt, wie weit jeder Hersteller durchschnittlich pro Auto bei allen Motoren-Komponenten über dem Limit lag. Es werden nur jene Wechsel dargestellt, die per Reglement Strafen nach sich zogen.

Bei Ferrari und Mercedes lief fast alles perfekt. Bottas wurde als einziger Mercedes bestraft, alle anderen kamen mit den Vorgaben aus. Bei Ferrari musste nur Marcus Ericsson Verbrennungsmotor und Energiespeicher wechseln. Das macht Ferrari zum König der Zuverlässigkeit. Bei Ericsson lag der Verbrennungsmotor-Wechsel außerdem an seinem mehrfachen Überschlag im Monza-Training.

Marcus Ericssons Motor überlebte den Monza-Crash nicht, Foto: Sutton
Marcus Ericssons Motor überlebte den Monza-Crash nicht, Foto: Sutton

Motorstrafen-Meister: Honda

Honda krönt sich damit zum Meister der Motorstrafen in der Formel 1. Wieder einmal. Insgesamt wechselten sie seltener als 2017. Allerdings wurde gleichzeitig das Limit heruntergesetzt. Pierre Gasly und Brendon Hartley mutierten in der zweiten Saisonhälfte fast zu reinen Testpiloten. Am Ende hatten beide zum Beispiel acht Verbrennungsmotoren verwenden müssen. Bei einem Limit von drei. Sonst nutzte niemand mehr als fünf.

Schlechte Chassis-Upgrades machten Toro Rossos Saisonende noch schlimmer. Am Ende verloren sie in der Team-WM noch Platz acht. Und zum feierlichen Abschluss rollte Pierre Gasly in Abu Dhabi mit Defekt aus.

Strafpunkt-Meister: Romain Grosjean

Die wurden auch 2018 von den Stewards für schlechtes Benehmen auf der Strecke vergeben. Romain Grosjean nahm aus 2017 schon drei mit, und drehte 2018 auf. Vor Mexiko hatte er dann zehn erreicht und war nur zwei Punkte von einer Sperre weg. Zum Glück verfielen die drei Punkte aus 2017 bis zum Saisonende, damit ist die größte Sperrgefahr weg. An diese Bestmarke von zehn Punkten kam sonst keiner ran. Und so spektakulär wie er holte sie sich auch sonst niemand. Glückwunsch, Romain!

Zur Feier unseres Meisters fassen wir schnell Grosjeans Lowlights von 2018 zusammen. In Spanien versuchte er am Start einen Dreher abzufangen, fuhr aber im 90-Grad-Winkel mit Vollgas zurück auf die Strecke und hinein ins Feld. Er erwischte Hülkenberg und Gasly. Zwei Punkte. In Frankreich rammte er beim Start Esteban Ocon. Zwei Punkte. In Singapur duellierte er sich lieber mit Sergey Sirotkin, anstatt die Führenden Hamilton und Verstappen durchzulassen. Zwei Punkte. Und in Austin schoss er in der ersten Runde Leclerc am Ende der Geraden ins Aus. Ein Punkt.

Grosjean verursacht in Spanien den Start-Crash, Foto: LAT Images
Grosjean verursacht in Spanien den Start-Crash, Foto: LAT Images

Strafen-Chaos der Saison 2018: Sotschi

In der Formel 1 gab es ab 2018 keine gigantischen Startplatz-Strafen mehr. Die Regeln sehen jetzt nämlich vor: Wer mehr als 15 Plätze an Motorstrafen bekommt, muss einfach "ans Ende des Feldes" zurück. Wechseln mehrere Autos, gilt die Reihenfolge der Strafen. Wechseln alle vor dem ersten Training, dann gilt: Wer im ersten Training als erstes auf die Strecke kommt, bekommt den besten Startplatz.

In Sotschi wechselten dann gleich fünf Autos den Motor. Statt eines Qualifyings gab es dann ein Rennen zur Boxenampel. Fernando Alonso gewann, stand schon 15 Minuten vor Trainingsbeginn vor der roten Ampel. Beziehungsweise ließ er stehen - McLaren-Testfahrer Lando Norris fuhr im ersten Training sein Auto. Dahinter folgten Ricciardo, Verstappen, Hartley und Gasly. Soweit alles klar, in dieser Reihenfolge würden sie am Sonntag von ganz hinten starten müssen.

Um es aber noch schwieriger zu machen, wechselten beide Red Bulls noch das Getriebe (+ 5 Plätze). Stoffel Vandoorne wechselte das Getriebe (+ 5), nicht aber den Motor. Verstappen handelte sich eine zusätzliche Strafe (+ 3) für das Missachten gelber Flaggen ein. Und Hartley wechselte noch einmal Motorteile. Und jetzt die Preisfrage: Wer startet wo?

1. Training in Sotschi: Stau vor der Boxenampel, Foto: Sutton
1. Training in Sotschi: Stau vor der Boxenampel, Foto: Sutton

Ein Albtraum für die FIA-Stewards, die das bis zum Rennen sortieren mussten. Und komplexe mathematische Probleme wie "ganz hinten + 5 + 3" lösen mussten. Sie veröffentlichten zu diesem Zweck: Eine provisorische Aufstellung. Eine überarbeitete provisorische Aufstellung. Eine finale Aufstellung. Und eine volle A4-Seite, in der sie der Formel-1-Welt erklärten, wieso welcher Fahrer wo stand. Ergebnis: Vandoorne-Alonso-Gasly-Ricciardo-Verstappen-Hartley.

Gerichts-Meister: Force India

2018 ging bei Force India endgültig das Geld aus. Team-Boss Vijay Mallya war schon lange nicht mehr in Indien, dort wird nämlich wegen Veruntreuung gegen ihn ermittelt. Stattdessen hält er sich seit Jahren in Großbritannien auf. Zur Sommerpause war das Geld für Force India endgültig aus. Ein Konsortium um Lance Strolls Vater Lawrence übernahm das insolvente Team.

Dann folgte aber noch so einiges. Zuerst einmal erhob das russische Unternehmen Uralkali Einspruch gegen den Vergabeprozess. Sie hätten ein besseres Kaufangebot als die Gruppe um Lawrence Stroll abgegeben.

Dann beschwerte sich Haas - bei Liberty, bei der FIA, eigentlich bei allen, die es hören wollten. Das Nachfolgeteam Racing Point soll nämlich Millionen an Antrittsboni bekommen. Die bekommen eigentlich aber nur Teams, die mindestens drei Jahre alt sind. Da Racing Point eine neue Startlizenz holen musste, handelt es sich eigentlich um ein neues Team. Dass sie trotzdem Cash bekommen, findet Haas unfair.

Echte Strafen gab es hier trotz der ganzen Beschwerden immer noch keine - aber da kann noch viel kommen. Jetzt wäre der Punkt erreicht, an dem der Titel Gerichts-Meister klar an Force India/Racing Point geht. Ein kleiner Nachsatz bleibt trotzdem noch: Ein englisches Gericht hat im November endgültig die Auslieferung von Mallya an Indien empfohlen.

Die Strafen-Lowlights der Formel-1-Saison 2018

Und zum Abschluss gibt es hier noch weitere Bestmarken der Formel-1-Saison 2018 in Kurzfassung.

Meiste Unsafe Releases: Haas F1 - 3
Zwei davon sind natürlich unvergesslich. Beim Auftakt in Australien zog die Boxencrew weder beim Stopp von Magnussen noch bei dem von Grosjean alle neuen Räder fest. Beide mussten sofort die Autos abstellen, zwei Top-10-Ergebnisse waren weg.

Meiste Disqualifikationen: Haas F1 - 2
Nächster Auftritt von Haas. Grosjean fuhr in Monza mit illegalem Unterboden. Und Magnussen verbrauchte in Austin zu viel Sprit.

Am Schnellsten in der Box: Kimi Räikkönen - 34,8 km/h
Schon ordentlich über dem Tempolimit. Räikkönen hatte nach dem Silverstone-Rennen wohl vergessen, dass das Tempolimit auch nach Rennende noch galt. Das kostete seinem Team 1.000 Euro.

Höchste Geldstrafe für Fahrer: Sebastian Vettel - 25.000 Euro
Die unvergessliche FIA-Waage. Jene, die Vettel in Brasilien im Qualifying-Stress zerlegte, als ihn die FIA zum Wiegen holte.

Meiste Abkürzungen in einem Rennen: Fernando Alonso - 3
Was für ein Abschied. In Abu Dhabi kürzte Fernando Alonso drei Mal die Schikane ab. Kevin Magnussen erwischte er trotzdem nicht. Dafür erwischte er 15 Strafsekunden und drei Strafpunkte.

Höchste Geldstrafe für Team: Ferrari - 50.000 Euro
Räikkönen wurde von seinem Team in Bahrain zu früh losgeschickt, und fuhr über das Bein eines Mechanikers. Force India verdient hier allerdings eine Erwähnung: In Frankreich begingen sie bei Sergio Perez einen Unsafe Release. Das kostete zwar nur 15.000 Euro, aber die Stewards verhängten zusätzlich 85.000 Euro auf Bewährung über dem Team. Die verfallen erst 2019. Begeht das Team noch einen Unsafe Release, müssen sie die volle Summe zahlen.