Das Mitleid für Red Bull für die derzeitige Situation hält sich bei vielen in Grenzen. Es war schließlich Red Bull selbst, das den Vertrag mit Motorenpartner Renault vorzeitig kündigte und lange Zeit komplett ohne Motor für 2016 dastand. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone brachte im Exklusivinterview mit Motorsport-Magazin.com jedoch prekäre Details ans Licht.

Es geht - wie so oft um - das Treffen zwischen Dietrich Mateschitz und Niki Lauda in Salzburg. Red Bull behauptet, Mercedes habe Interesse an einer Partnerschaft für 2016 zugesichert. Das wird von Lauda vehement bestritten: "Es ging lediglich darum, ob Herr Mateschitz seine Aversion gegen Mercedes ablegen könnte. Es waren lose Gespräche und er meinte, er könne das. Danach kam nie wieder etwas Konkretes."

Geht es nach Ecclestone, verliefen die Verhandlungen wesentlich dramatischer, als von vielen bislang angenommen. "Mercedes hatte schon zugestimmt, das zu machen, deshalb hat Red Bull bei Renault gekündigt", so der Formel-1-Zampano. "Mercedes hatte zugestimmt, dann haben sie ihre Meinung geändert. Sie wollen keinen Wettbewerb. Weder Ferrari, noch Mercedes. Sie wollen beide keine Konkurrenz von Red Bull."

Ecclestone übt heftige Kritik an Lauda

Doch es kommt noch heftiger: Laudas Aussagen stoßen Ecclestone auf. "Es ist lustig, dass er mit dem Besitzer von Red Bull Hände geschüttelt hat. Deswegen hat Red Bull gekündigt. Niki Lauda hat gesagt: 'Wir können keinen Deal mit euch machen, solange ihr einen Vertrag mit Renault habt. Löst ihn auf, dann sind wir okay.' Dann haben sie den Vertrag aufgelöst und Mercedes hat seine Meinung geändert. "

Dass Mercedes bei bestehendem Renault-Vertrag nicht mit Red Bull verhandeln darf, ist kein Geheimnis. Die Kooperationen der beiden Weltkonzerne bei Serienfahrzeugen sind dafür viel zu wichtig. Dagegen ist die Formel 1 ein Kinderspielplatz. Doch dass Mercedes Red Bull dazu aufforderte, den Vertrag aufzulösen, um dann Verhandlungen führen zu können, die letztendlich zu nichts führten, rückt die Motoren-Posse in ein neues Licht.

Niki Lauda wirkt bei der Geschichte persönlich angegriffen. "Bernie Ecclestone war beim Treffen nicht dabei. Wir haben von Renault und Red Bull nie das Signal bekommen, so dass konkrete Verhandlungen nie stattgefunden haben", beteuerte er gegenüber Motorsport-Magazin.com. Andere Stimmen bei Mercedes sagen: Red Bull kann doch nicht so naiv sein, den Motorenvertrag zu kündigen, ohne etwas auf der Hand zu haben.

Red Bull auch finanziell der große Verlierer

Bernie Ecclestone unterstützt Red Bull, Foto: Sutton
Bernie Ecclestone unterstützt Red Bull, Foto: Sutton

Aktuell wird wieder darüber diskutiert, ob der Vertrag zwischen Red Bull und Renault tatsächlich aufgelöst wurde. Wie auch immer die Geschichte enden wird, Red Bull wird sie teuer zu stehen kommen. Wenn Red Bull - wonach es aktuell aussieht - 2016 weiterhin mit Renault fährt, lassen sich die Franzosen den Service ordentlich etwas kosten. Zudem sind wahrscheinlich auch Sponsoring-Gelder von Infiniti und Total dahin. Ein immenser wirtschaftlicher Schaden.

Derweil mehren sich die Zweifel am Renault-Einstieg bei Lotus immer mehr. Für lediglich ein Kundenteam wird Renault aber wohl kein Motorenprogramm laufen lassen. Erinnerungen an Mecachrome werden wach. Als Renault die Formel 1 1998 als Motorenlieferant verließ, übernahm das französische Technologieunternehmen die Kunden Williams und Benetton. 1997 war der Renault-Motor allerdings top.