Die WM ist entschieden, die Formel 1 geht ohne das erhoffte Spektakel in die verbleibenden Rennen. Die erste Station des Saison-Ausklangs ist der Grand Prix von Mexiko. Das Rennen in Mexico City feiert ein Comeback, das Autódromo Hermanos Rodriguez war bereits von 1963 bis 1970 sowie von 1986 bis 1992 Schauplatz der Formel 1.

Nach einer umfassenden Modernisierung der Strecke folgt nun die Wiederauflage. 4,304 Kilometer ist der Kurs lang, Geschwindigkeiten von knapp 330 km/h sollen auf der 1,3 Kilometer langen Start/Ziel-Geraden erreicht werden. Es wird zwei DRS-Zonen geben - zum einen auf eben dieser Start/Ziel-Geraden, zum anderen auf der folgenden Gegengeraden. Im Rennen legen die Fahrer 71 Runden zurück.

Das Autodromo Hermanos Rodriguez wurde grundlegend modernisiert, Foto: Mexiko GP
Das Autodromo Hermanos Rodriguez wurde grundlegend modernisiert, Foto: Mexiko GP

Erneuter Krieg der Sterne?

Keiner der aktuellen Piloten ist bereits auf dieser Strecke unterwegs gewesen, für alle ist es Neuland, auch wenn in Zeiten hochmoderner Simulatoren keine großen Überraschungen lauern werden. Schon jetzt ist klar, dass der Kurs zu den schnellsten im Kalender gehören wird. Optimale Voraussetzungen also für Mercedes, auch an diesem Wochenende zu dominieren. In Austin landeten die Silberpfeile nach anfänglichen Problemen letztendlich erneut einen Doppelsieg, der Lewis Hamilton den Titel brachte. Die folgenden Diskussionen über Kappen-Würfe, (zu) harte Manöver und interne Feindschaften lassen allerdings Raum für Unerwartetes.

"Dieser Start nervt mich, ich habe ein Recht auf ein Stück Strecke. Dass er in mich reinfährt geht einen Schritt zu weit!", polterte Nico Rosberg nach dem Rennen in Austin in Richtung des alten und neuen Champions Lewis Hamilton. Grund für den Zorn des Deutschen war Hamiltons Verhalten in Kurve 1, als dieser innen war und sich weit nach außen treiben ließ, wodurch Rosberg neben der Strecke landete. Sollten in Mexiko erneut beide Fahrer aus der ersten Reihe starten, könnte es zu einem hitzigen Kampf in der ersten Kurve kommen.

Rosberg will seine Saison auf jeden Fall zu einem versöhnlichen Ende bringen. "Der WM-Kampf ist für mich in diesem Jahr beendet. Aber mir bleiben noch drei Rennen, um diese Saison positiv abzuschließen und die Enttäuschung der vergangenen Rennen vergessen zu machen. Meine erste Chance dazu erhalte ich in Mexiko", so der Deutsche. Doch auch Hamilton wird nicht zurückstecken. "Ich habe in den letzten drei Rennen nichts mehr zu beweisen oder zu verlieren. Somit ist es mein Ziel, mich als erster Sieger in der modernen Ära des Mexiko Grand Prix in die Geschichtsbücher einzutragen", kündigt er an.

Von einer silbernen Kollision würde natürlich gerne Ferrari profitieren. Die Scuderia legte vor allem in Person von Sebastian Vettel in den USA eine starke Aufholjagd hin und kämpfte bis kurz vor Rennende gar um den Sieg. Der Aufwärtstrend bei den Roten ist unverkennbar. Und Vettel liegt weiterhin auf Rang zwei der WM, vier Punkte vor Rosberg. Diese Platzierung zu verteidigen und die Saison als Vizeweltmeister abzuschließen, wird das große Ziel für die restlichen Rennen sein.

Kann Sebastian Vettel in Mexiko um den Sieg kämpfen?, Foto: Sutton
Kann Sebastian Vettel in Mexiko um den Sieg kämpfen?, Foto: Sutton

Mercedes, Ferrari - und wer noch? Nach den zuletzt gezeigten Leistungen sowie der zusätzlichen Motivation des Heimrennens ist auch Sergio Perez zu beachten. Der Force-India-Pilot fuhr erst in Russland auf das Podium und bestätigte seine tolle Form mit Rang fünf in den USA. "Checo hat einen Lauf", stellte Teamchef Vijay Mallya im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com fest. Und auch Perez weiß: "Die Rennen in Russland und den USA waren der ideale Weg, mich auf mein Heimrennen vorzubereiten."

Doch nicht nur dank der zuletzt starken Resultate ist die Vorfreude bei Perez riesig. "Die Möglichkeit, ein Heimrennen zu fahren, ist etwas, was ich mir nie erträumt hätte. Es wird ein Highlight meiner Karriere werden und ich habe keine Zweifel, dass dieses Rennen ein moderner Klassiker in der Formel 1 wird", so der 25-Jährige. Klar ist: dank Mercedes-Power sowie des starken Chassis ist mit Force India auch in Mexiko zu rechnen.

Nach der Nullnummer in Austin möchte auch Williams schnell für bessere Resultate sorgen. Im Kampf um Rang drei in der Konstrukteurs WM durfte sich das Team aus Grove beim Wettergott bedanken, dass Red Bull am Ende kaum Boden gut machen konnte. Waren Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat zu Rennbeginn beide im Kampf um die Spitze involviert, gab es am Ende auf trockener Piste nur ein mageres Pünktchen. Bei noch drei Rennen und 70 Punkten Vorsprung dürfte Williams den dritten Rang sicher haben. Zumal die Strecke in Mexiko mit ihren hohen Geschwindigkeiten eher den Martini-Rennern als den Red Bulls entgegenkommt.

McLaren mit glorreicher Mexiko-Bilanz

Eine erfolgreiche Vergangenheit in Mexiko hat McLaren. Dreimal siegte das Traditionsteam in Mittelamerika: 1969 durch Dennis Hulme, 1988 triumphierte Alain Prost und ein Jahr später setzte sich Ayrton Senna durch. Von derartigen Resultaten ist man derzeit weit entfernt, auch wenn es in Austin einige Punkte gab. "Ich hoffe, dass wir einige der Zweikämpfe in Mexiko wiederholen können, aber wir erwarten einen harten Kampf auf einem Kurs, der unserem Auto auf dem Papier nicht liegen wird", schätzt Fernando Alonso die Lage realistisch ein.

Ayrton Senna und Alain Prost lieferten sich 1989 ein enges Duell in Mexiko, Foto: Sutton
Ayrton Senna und Alain Prost lieferten sich 1989 ein enges Duell in Mexiko, Foto: Sutton

Eine Besonderheit in Mexiko wird die Höhenluft sein. Die Strecke befindet sich 2.250 Meter über dem Meeresspiegel, die dünne Luft wird zur Herausforderung für die Power Units. Im Gegensatz zu den Saugmotoren, die schlicht an Leistung verloren, sorgt beim Turbomotor der Kompressor dafür, dass die Luft auf die gewohnte Dichte gebracht wird. Turbolader und Verdichter müssen sich dafür aber schneller drehen. "Für den Turbolader ist das eine massive Änderung, wir sprechen von etwa 20 Prozent. Er dreht sich also 20 Prozent schneller", gab Renault-Motorenchef Remi Taffin bereits im vergangenen Jahr im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com zu bedenken. Zudem werden die Geschwindigkeiten höher ausfallen, da durch die dünne Luft der Effekt des Luftwiderstandes weit weniger zum Tragen kommt.

Erneute Wetterlotterie?

Erneut eine Rolle spielen könnte das Wetter. In Austin sorgten Ausläufer von Hurrikan "Patricia" für Sturm und sintflutartigen Regen, besonders hart wurde jedoch Mexiko getroffen. Inzwischen hat sich das Wetter etwas beruhigt, aber dennoch sehen Prognosen noch ein Regenrisiko für das Wochenende. Ein derart spannendes Rennen wie in Texas wäre die perfekte Kulisse für das Mexiko-Comeback, das bereits seit Monaten restlos ausverkauft ist. "Nach 23 Jahren Abstinenz gibt es eine große Begeisterung hier, nicht nur in Mexico City sondern im gesamten Land. Die Leute zählen schon die Tage", sagte Federico Gonzales Compean vom Promoter CIE im Juli.