Max Verstappen verpasste in Mexiko eine zwischenzeitlich sicher wirkende Pole Position, da Ferrari im Q3 eine Wunderheilung hinlegte, die selbst Charles Leclerc und Carlos Sainz vor Rätsel stellte. Können die Roten auch heute im Rennen unverhofft zur Konkurrenz für den Weltmeister werden? Wir haben alle Schlüsselfaktoren für den Grand Prix in Mexiko Stadt zusammengefasst.

S wie Startaufstellung

Charles Leclerc sicherte sich mit einer überraschend starken Q3-Performance die Pole Position, genauso überraschend wie die zweite Startposition von Carlos Sainz. Auf P3 lauert mit Max Verstappen der große Favorit auf den Rennsieg, direkt neben ihm startet aber schon ein weiterer Sensationsmann: Daniel Ricciardo im AlphaTauri. Selbstverständlich die beste Startposition des AT04 in diesem Jahr.

Sergio Perez nimmt das Rennen von P5 in Angriff, neben ihm startet Lewis Hamilton. Oscar Piastri und George Russell gehen aus der vierten Startreihe in den Grand Prix, gefolgt von den beiden Alfa-Romeo-Piloten Valtteri Bottas und Guanyu Zhou. Dahinter erstreckt sich ein Meer an Geschlagenen. Beide Alpines nehmen das Rennen von außerhalb der Top 10 in Angriff, das Aston-Martin-Duo ebenfalls.

Für die größte Enttäuschung sorgte aber Lando Norris, der im Qualifying aus verschiedenen Gründen keine einzige konkurrenzfähige Runde zusammenbrachte, und nur von P18 startet. Hinter ihm stehen im Grid nur die beiden Bestraften: Logan Sargeant geht auf P19, Yuki Tsunoda nach einer Motorstrafe von ganz hinten.

S wie Start

Zum zweiten Mal in Serie startet Charles Leclerc von der Pole Position in ein Formel-1-Rennen. In Austin hielt sein Pole-Glück nicht lange an, bereits in Kurve 1 war Lando Norris an ihm vorbei und für den restlichen Tag war - zumindest boxenstoppbereinigt - Leclerc weit von der Spitze entfernt. In Mexiko ist ein Start von P1 auch nicht so einfach zu verteidigen.

Auf keiner Strecke dauert der Weg bis Kurve 1 länger. Das bedeutet: Viel Windschatten-Möglichkeiten für die Verfolger des Monegassen, ehe man für Kurve 1 anbremst. 811 Meter sind es um genau zu sein, die Leclerc vom rettenden Ufer des ersten Bremspunktes trennen. Ob danach Ferrari tatsächlich eine Chance auf den Sieg hat, steht sowieso auf einem ganz anderen Blatt Papier. Doch auch wenn man Verstappen über die Distanz nicht halten kann, schadet es sicher nicht, am Anfang etwas mehr Puffer auf die weiteren Konkurrenten zu haben.

S wie Scuderia-Wunder

Ferrari rechnete am Freitag nicht mit einer Chance auf die Pole Position. Im Qualifying sicherte man sich sogar die ersten beiden Startpositionen. Ferrari rechnete am Samstag nicht mit einer Chance auf den Sieg - Max Verstappen sei wohl zu stark. Könnten sich die beiden Scuderia-Piloten erneut irren?

Vielleicht, denn der SF-23 ist eine Wundertüte, der manchmal wie aus dem nichts sensationell funktioniert, genauso unvermittelt aber auch nicht mehr. Doch wahrscheinlicher ist es, dass sie in diesem Fall mit ihrer Analyse richtig liegen. Das liegt nicht nur an der Vergangenheit, in der die Ferrari-Pace im Rennen häufig wieder wegbrach.

Es liegt auch an den Longrun-Zeiten vom Freitag. Diese sahen bei beiden Piloten der Scuderia nicht sonderlich gut aus, wenn man sie jenen von Lando Norris, Max Verstappen oder Lewis Hamilton gegenüberstellt. Leclerc und Sainz performten eher auf Tsunoda-Niveau. Diese Daten sind natürlich immer mit etwas Vorsicht zu genießen, da am Setup noch bis zum Qualifying Veränderungen vorgenommen werden können, doch unterm Strich erscheint die pessimistische Analyse bei Ferrari durchaus realistisch.

S wie Sensations-Ricciardo

Das zweite Rennen nach dem Comeback und schon gelingt Daniel Ricciardo die beste Qualifying-Platzierung in der laufenden AlphaTauri-Saison. Die Rückkehr nach seiner Handverletzung hätte für Ricciardo eigentlich kaum besser laufen können. Natürlich steht es außer Frage, dass nicht nur er an der Auferstehung der AlphaTauri-Pace verantwortlich ist, sondern wohl in erster Linie das Auto.

Dass Teamkollege Yuki Tsunoda nach seiner Motorstrafe am Qualifying nicht wirklich teilnahm, sondern nur als Windschatten-Lieferant für Ricciardo fungierte, lässt den ehemaligen Red-Bull-Fahrer natürlich umso besser dastehen. Was ist im Rennen möglich? Ricciardo hofft auf große Punkte, gesteht aber: "Man würde erwarten, dass die Topteams noch etwas mehr in den Longruns zeigen können."

S wie Sonnengott

Das Wetter wurde in Mexiko eigentlich nur während FP2 kurzzeitig zum Thema. Nämlich als leichte Regenfälle auf die Strecke prasselten - aber ohne Konsequenzen. Im Rennen soll Regen kein Thema sein. Für den Sonntag wird für die gesamte Dauer des Tages trockenes Wetter prognostiziert. Regenwahrscheinlichkeit: Null Prozent.

Für den Rennsonntag sind auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez ähnliche Temperaturen vorhergesagt. Beim Rennstart um 14 Uhr Ortszeit soll bei 24 Grad Celsius sogar die leichte Wolkendecke über der Strecke verschwinden. Die Streckentemperaturen werden dementsprechend erneut auf etwa 40 Grad in die Höhe schnellen.

S wie Strategie

Das Wetter hat natürlich direkte Auswirkungen auf die Haltbarkeit der Reifen und die Strategie der Teams. In Mexiko kommen mit dem C3 bis C5 die weichsten Reifenmischungen zum Einsatz. Für die Teams ist aber klar: Der C5 ist im Renntrimm nicht wirklich zu etwas zu gebrauchen, bleiben also noch zwei Sätze übrig. Da der C4 ebenfalls schwierig zu managen sein wird, versuchen wohl alle Teams die Zeit auf dem harten Reifen zu maximieren.

Pirelli geht in seiner Strategie-Vorschau für das Rennen davon aus, dass eine 1-Stopp-Strategie die bevorzugte Variante sein wird. Ein Start auf dem Medium-Reifen und dann ein Wechsel nach dem ersten Renndrittel auf die härteste Mischung wird dabei auf dem Papier als genauso schnell erachtet wie die umgekehrte Variante. Eine 2-Stopp-Strategie ist langsamer. Sie ist wohl vor allem die Notfall-Variante, falls die Reifen zu schnell einbrechen.

S wie Sieger

Müssen wir überhaupt noch einmal erwähnen, wer der Topfavorit für den Rennsonntag ist? Max Verstappen gewann am letzten Wochenende von Platz 6, in Belgien ebenfalls von P6 und in Miami von Rang 9. Startplatz 3 ist also alles andere als ein nennenswertes Defizit für den überragenden Fahrer dieser Saison.

In Mexiko hat er schon viermal gewonnen und alles andere als der fünfte Sieg auf der 4,3-kilometer langen Strecke wäre eine noch größere Überraschung als die Ferrari-Pole am Samstag. Aber man weiß nie. Irgendwann ist vielleicht auch einmal das Turn-1-Glück des Max Verstappen erschöpft und er wird am Start in einen Unfall verwickelt. Von der reinen Pace her gibt es allerdings kaum ein Szenario, bei dem er nicht am Ende den 16. Siegerpokal der Saison in den Händen hält. Übrigens: Damit hätte er einen neuen Rekord aufgestellt.