Die Formel 1 reist von einem nordamerikanischen Land ins nächste. Keine Pause, am Freitag startet bereits das Rennwochenende in Mexiko. Einzigartige Strecken-Features können Red Bulls Job erneut schwierig machen. Wie auch intern Sergio Perez einen harten Job vor sich hat. Und die frenetischen mexikanischen Fans zur Ruhe gegenüber Max Verstappen auffordert.

Brennpunkt Höhenlage: Trägt die Mexiko-Luft Mercedes nach oben?

Kein Formel-1-Rennen findet in so großer Höhe statt wie Mexiko. 2.200 Meter über dem Meeresspiegel, dünne Luft, niedriger Luftdruck. Obwohl die Strecke eine ewig lange Gerade aufweist, werden hier deshalb High-Downforce-Pakete auf das Auto gepackt, die aber nur so viel Abtrieb produzieren wie ein Low-Downforce-Paket in Monza. Die Umstände sprechen diesmal nicht unbedingt für Red Bull.

Max Verstappen sitzt in einem aerodynamisch effizienten Allround-Auto. High-Downforce-Paket und langsame Kurven sind keine Kombination, die den RB19 glänzen lassen. Da alle mit maximalem Abtrieb fahren, sind die zwei langsamen Passagen der Schlüssel. Einmal hin zur Haarnadel Kurve 6, und dann die berühmte Stadion-Durchfahrt. Auch McLaren, die Meister der schnellen Kurven, blicken dem nicht mit Optimismus entgegen.

2023 kommt die Strecke Mercedes entgegen. Das Problem mit dem grundsätzlich zu hohen Luftwiderstand des W14 wiegt in der dünnen Mexiko-Luft nicht so schwer. Schon im Vorjahr hätte man gewinnen können. Tat man aber nicht, nach einem Strategie-Fehlschlag. Damit schlagen wir die Brücke ins aktuelle Jahr. Lewis Hamiltons Sieg am letzten Wochenende in Austin wurde vermurkst, sowohl mit Strategie als auch mit einer zur Disqualifikation führenden Abstimmung.

Mercedes war im Vorjahr in Mexiko vorne dabei, Foto: LAT Images
Mercedes war im Vorjahr in Mexiko vorne dabei, Foto: LAT Images

Bei Mercedes ist man wieder vorsichtig optimistisch. Das in Austin gut funktionierende Unterboden-Update motiviert weiter. Eine Rehabilitation wäre auch nötig: Austin war nach Mexiko 2022 und Austin 2022 ein weiteres Rennen, bei dem die Strategie-Abteilung eine Siegchance verspielte.

Brennpunkt Red Bull: Ultimativer Perez-Druck & Verstappen-Hass?

"Er hatte ein paar harte Rennen, aber heute war seine Pace gut, und ich denke, er wird daraus viel Selbstvertrauen ziehen." Red-Bull-Teamchef Christian Horner erneuerte in Austin die Unterstützungsbekundungen zu Sergio Perez inklusive Verweise auf den 2024er-Vertrag. Auch ein Verlieren des zweiten WM-Platzes sei kein Kündigungsgrund. Diesbezüglich kann Perez Mercedes einen Dankesbrief für die Fehler der letzten Wochenenden schicken.

Um 9 Punkte hat sich der Vorsprung auf Lewis Hamilton wieder auf 39 vergrößert. Perez sieht in einem soliden vierten Platz 18 Sekunden hinter einem von Bremsproblemen geplagten Verstappen in Austin einen Fortschritt: "Aber wir konnten den Fortschritt nicht ganz zeigen, weil wir mit dem Setup ein paar Mal falsch abgebogen sind. Ich bin optimistisch für dieses Wochenende. Wir wissen, welche Richtungen wir jetzt einschlagen müssen."

Sergio Perez ist der Held von ganz Mexiko, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool
Sergio Perez ist der Held von ganz Mexiko, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Ein Heimrennen kann jetzt Fluch oder Segen sein. "Mexiko ist mein wichtigstes Wochenende der Saison", unterstreicht Perez. Unter mentalem Druck zerbrach er in diesem Sommer. Jetzt ein Rennen mit einem Stadion voll Fans, die ihn am Sonntag siegen sehen wollen?

Diese Fans wollen - voraussichtlich - Max Verstappen überhaupt nicht siegen sehen. Der Meister ist in Mexiko nicht mehr beliebt, nach dem vorjährigen Stallorder-Disput in Brasilien, nach der erbarmungslosen Domination, nach den steten Zurufen von außen, Red Bull würde Verstappen bevorzugen. Die lauten "Checo"-Sprechchöre bei der Austin-Siegerehrung waren wohl nur der Anfang. In Red Bulls Vorschau-Pressemitteilung sieht Perez gar die Notwendigkeit zu einem Aufruf zur Mäßigung: "Ich möchte, dass Mexiko das ganze Oracle Red Bull Racing Team unterstützt, nicht nur mich."

Brennpunkt Aston Martin: Endlich eine Antwort nach Austin?

Erst am Sonntagnachmittag konnte Aston Martin in Austin das Ruder herumreißen. Ein neues Update führte zu einem kolossalen Setup-Fehlschlag, nachdem die Simulationen das Team in eine Sackgasse gelockt hatten. Im einzigen Training verbrachte man mehr Zeit mit überhitzenden Bremsen als mit Trainieren. An einem Sprint-Wochenende ein Todesurteil. Man akzeptierte einen Boxengassen-Start, um alles umzubauen.

Erfolgreich. Sowohl Fernando Alonso mit einem auf Katar-Spec rückgebauten AMR23 als auch Lance Stroll mit den Updates fuhren gute Rennen, und sammelten gute Daten. Das Team hofft nun, damit den seit Monaten anhaltenden Abwärtstrend für das Finale noch einmal zu stoppen und positiv in die Winterpause zu gehen. Mexiko, endlich ein konventionelles Wochenende ohne Sprint, wird ein wichtiges Rennen, um das zu beweisen. Kann man noch einmal die Form finden? Dafür sollen auch noch einmal ein paar neue Teile kommen.

Brennpunkt Reifen: Es wird weich in Mexiko

Im Vorjahr war Mexiko mit der mittleren Reifenpalette kein Spektakel. Soft-Medium war locker möglich, der Hard-Reifen eigentlich nutzlos. Darauf reagiert Pirelli nach Simulationen für 2023 mit einer um eine Stufe weichere Reifenpalette: "Das sollte eine größere strategische Varietät im Rennen bringen, und auch die Tür für zwei Stopps öffnen", glaubt Pirelli-Sportchef Mario Isola.

Zum ersten Mal seit 2018 ist damit die weichstmögliche Auswahl in Mexiko am Start. Wie sich das mit den neuen Autos auswirkt, gilt es am Freitag schnell herauszufinden. Schwere Graining-Effekte waren in der Vergangenheit häufig, denn das Gripniveau des Asphalts ist niedrig und die Autos rutschen mangels Abtrieb in der dünnen Luft stark. Zeitgleich müssen auch 2024er-Reifen getestet werden. Zwei Sätze des C4-24 bekommt jeder Fahrer.

Brennpunkt Rookies: Der Nachwuchs flutet den Formel-1-Freitag

Und noch ein Problem am Freitag: Gleich bei fünf Teams sitzt im 1. Training einer der Stammfahrer nicht im Cockpit. Denn auch 2023 ist es für alle Teams verpflichtend, zwei Rookies in Freitagstrainings zu testen. Etwas, das fast alle Teams auf die lange Bank geschoben haben. Jetzt haben sie Stress, die zwei Tests in Mexiko und Abu Dhabi unterzubringen. Frederik Vesti wird einen Mercedes Pilotieren, Jack Doohan einen Alpine, Theo Pourchaire einen Alfa, Oliver Bearman einen Haas und Isack Hadjar einen AlphaTauri.