Das politische Tauziehen rund um den Formel-1-Einstieg von Andretti reißt nicht ab. Nachdem die FIA Anfang November dem Team des ehemaligen IndyCar- und F1-Piloten offiziell eine Lizenz zum Einstieg bereits im Jahr 2025 zusicherte, folgte diese Woche der erste Test eines Andretti-F1-Boliden im Windkanal von Toyota in Köln. Und das, obwohl der endgültige Einstieg in die Formel 1 alles andere als in trockenen Tüchern ist. Die Zustimmung des kommerziellen Rechteinhabers, Liberty Media, fehlt weiterhin.
Andretti geht daher in die Offensive, zeigt weiterhin die Bereitschaft zu investieren, auch ohne eine finale Zustimmung. Im Hinter- und teilweise auch im Vordergrund üben die Formel-1-Teams derweil weiterhin politischen Druck aus, um den Andretti-Einstieg zu verhindern. Die Gegenwehr ist mittlerweile so stark, dass Micheal Andretti laut der amerikanischen Associated Press die Abneigungen ihm gegenüber sogar persönlich nimmt. Vor dem Großen Preis der USA in Austin wurden vier Teamchefs auf die Vorwürfe angesprochen.
Formel-1-Teamchefs: Keine persönlichen Probleme mit Andretti
"Ich kenne ihn nicht. Ich denke, dass sein Vater eine fantastische Erfolgsbilanz hat. Ich meine, er ist einer der großen Namen in diesem Sport", sagte Mercedes-Teamchef und bekennender Gegner des Andretti-Einstiegs Toto Wolff. "Aber es gibt keinen Groll. Wenn man jemanden nicht wirklich kennengelernt hat, kann man keine persönliche Abneigung hegen."
Haas-Teamchef Günther Steiner, der sich in der Vergangenheit ebenfalls als klarer Gegner eines Andretti-Einstiegs bekannte, stimmte ähnliche Töne an. "Nein, nichts Persönliches. Ich glaube, ich kenne Michael, aber offensichtlich nicht sehr gut. Ich meine, ich habe ihn ein paar Mal getroffen, aber nichts Persönliches", sprach der Südtiroler.
Dass es zumindest auf persönlicher Ebene aber auch deutlich harmonischer zugehen kann, bewiesen die Teamchefs von McLaren und Aston Martin. "Ich denke, jeder weiß, dass ich mit Michael gut befreundet bin. Ich hege also keinen Groll. Ich bin ein Partner von ihm", sagte Zak Brown in Austin. "Das gilt auch für mich", fügte Mike Krack hinzu. "Ich habe in meinem früheren Leben mit Michael in der Formel E zusammengearbeitet, und ich kann nur Gutes über Michael und sein Team sagen."
Der überwiegende Konsens im Formel-1-Fahrerlager bleibt also weiterhin gleich. Ein elftes Team darf sowohl die sportliche als auch die finanzielle Lage der Formel 1 nicht zu sehr verwässern. Der Mehrwert, den Andretti bieten könne, müsse die finanziellen Einbußen aufwiegen, die die anderen zehn Teams in Kauf nehmen müssten. Diesen Mehrwert sehen die Formel-1-Teams aktuell nicht.
Knackpunkt 2025: Die Concorde-Vereinbarung
Damit dieser Mehrwehrt beim Eintritt eines neuen Formel-1-Teams gewährleistet ist, wurde in der aktuell laufenden Concorde-Vereinbarung aus dem Jahr 2021 eine Eintrittshürde für neue Teams eingeführt. 200 Millionen US-Dollar muss ein Neueinsteiger-Team in den sogenannten 'Anti-Dilution Fund' zahlen, damit es aufgenommen werden kann. Dieses Geld wird dann über die nächsten zwei Saisons zusätzlich zu den von der Formel 1 ausgezahlten Prämien an die anderen Teams verteilt, um die Verluste aufzufangen. Nach zwei Jahren sollen sich diese dann wieder durch den Mehrwert des neueingestiegenen Teams ausgeglichen haben.
Das Problem: Die derzeitige Concorde-Vereinbarung läuft nach der Saison 2025 aus. Bei der Neuverhandlung könnte sich diese Eintrittshürde erheblich steigern. Einerseits ist durch den Boom der Formel 1 ein Team in der Königklasse des Motorsports deutlich mehr wert als noch vor drei Jahren. Andererseits könnten die Teams in Anbetracht des Einstiegs von Andretti auf eine deutlich höhere Einstiegssumme pochen, um Andretti in letzter Sekunde vielleicht doch noch abzuschrecken. Andretti möchte dieses Szenario vermeiden und arbeitet daher weiterhin akribisch auf einen Einstieg 2025 hin, um noch unter den aktuell herrschenden Bedingungen den Traum des Formel-1-Einstiegs verwirklichen zu können. Auf öffentliche Rückendeckung von den Formel-1-Teams wird Andretti dabei allerdings nicht bauen können.
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