Die Formel 1 gastiert an diesem Wochenende in den USA, und im Fahrerlager von Austin mit dabei ist - wenig überraschend - Michael Andretti. Nachdem Andretti Global, das Team des ehemaligen IndyCar- und F1-Piloten, vor knapp zwei Wochen die offizielle Erlaubnis der FIA zum F1-Einstieg ab 2025 bekam, prescht Andretti weiter vor. Selbst ohne finalen Vertrag.

"Unser Auto wird nächste Woche im Windkanal sein", gibt Andretti auf Sky UK ein Status-Update. Es handelt sich um einen Prototypen nach 2023er-Regeln. Getestet werden soll im Toyota-Windkanal in Köln, den in den letzten Jahren unter anderem auch McLaren nutzte, während man dort auf die Fertigstellung des eigenen Windkanals wartete.

Andretti: F1-Widerstand ein Mysterium für mich

Andretti lässt sich nicht davon aufhalten, dass er bis jetzt nur die Freigabe der FIA hat - aber keinen kommerziellen Vertrag mit den F1-Rechteinhabern von Liberty Media. Noch nicht einmal begonnen hätten die Gespräche, aber Andretti untermauert erneut seine Absicht, schon 2025 in der Startaufstellung zu stehen: "Wir arbeiten mit Vollgas und bauen ein Team auf. Momentan zielen wir auf 2025 ab, aber es könnte auch 2026 sein. Mal schauen."

Der größte Widerstand kommt in Form von politischem Druck daher, ausgeübt von den zehn etablierten Teams der Formel 1, die Angst um ihre Preisgeld-Millionen haben. "Ich weiß nicht warum, wie sie teils dagegenhalten ist ein Mysterium für mich", zeigt Andretti kein Verständnis. "Sie sagen, wir würden ihre Kuchenstücke verkleinern, aber ich denke, wir bringen hoffentlich mehr, als wir wegnehmen. Daran glauben wir absolut." Das F1-Management hat zugesichert, die kommerziellen Chancen und Risiken eines Andretti-Einstiegs sorgfältig abzuwägen.

Warum hassen alle in der Formel 1 Andretti? (20:04 Min.)

"Es gibt einige Unternehmen, die aktuell nicht in der Serie sind, und die uns schon kontaktiert haben", verweist Andretti auf das Wachstumspotenzial im amerikanischen Markt, bei dessen Erschließung er sein Projekt als für die Formel 1 durchaus wertvoll sieht. Nicht zu vergessen das durchwegs positive Fan-Feedback: "Wenn ich mir die Unterstützung und die ganzen Umfragen anschaue, dann denke ich bringen wir mehr als wir wegnehmen."

Andretti: US-Fahrer und Power Unit sind kein Problem

Zwei wichtige Themen der letzten Wochen und Monate sind Andrettis Power-Unit-Partner und der Einsatz eines US-amerikanischen Fahrers. In Sachen Power Unit hat er zwar Cadillac als Partner, muss aber zumindest zu Beginn auf einen bereits aktiven F1-Hersteller zurückgreifen. Eine schon vor Monate geschlossene Vereinbarung mit Renault lief allerdings aus.

Das stelle laut Andretti jedoch kein ernsthaftes Problem dar: "Technisch gesehen ist die Vereinbarung ausgelaufen, aber sobald wir unsere Zulassung haben, wird das gelöst werden. Da müssen wir uns keine Sorgen machen."

Und an der Fahrerfront erneuert Andretti sein Versprechen, einen US-Piloten ins Auto zu setzen: "Das Ziel ist, mindestens einen Amerikaner im Auto zu haben und dann einen erfahrenen Fahrer im zweiten Auto als Mentor." Mehrere im Fahrerlager suggerierten zuletzt, dass in ihren Augen ein erfolgreicher US-Fahrer viel wertvoller für den US-Markt sei als ein (weiteres) US-Team.

Andretti setzt dabei nach wie vor auf seinen jungen IndyCar-Star Colton Herta. Dem fehlt allerdings noch immer die Superlizenz. Das stoppte im Vorjahr einen möglichen Deal mit AlphaTauri. Hertas IndyCar-Ergebnisse der Saison 2024 könnten entscheiden. Er ist aber nicht Andrettis einzige Option: "Wir haben mit ein paar anderen gesprochen, die qualifiziert sind." Mit wem, das will er nicht verraten.