Andretti kommt doch in die Formel 1, wenn auch unter dem Namen Cadillac. Monatelang hatten sich die Teams vehement dagegen gewehrt. Wer will schon den Topf der Preisgelder durch elf statt durch bisher zehn teilen? Doch die neue Mannschaft kommt trotzdem. Vor vollendete Tatsachen gestellt lassen die Teamchefs vor dem Katar-GP aber klar durchblicken: Dafür wollen sie Kohle sehen.

James Vowles deutet an: Riesensumme Startgebühr für Cadillac soll her

"Das war ein bisschen eine Überraschung. Es kam ein wenig unerwartet. Ehrlicherweise habe ich da noch nicht genügend Informationen", gab sich Aston Martins Teamchef Mike Krack überrumpelt. "Ich glaube, wir müssen da der Formel 1 und der FIA vertrauen. Wie das dann durchgeführt wird, weiß ich nicht. Ich weiß nicht, welche Vereinbarungen da getroffen werden müssen. Das muss in Zukunft noch geklärt werden. Ich kann also nicht viel sagen, außer dass wir der F1 vertrauen müssen, dass das so läuft, wie es laufen sollte", meint er dann weiter.

Neues Formel 1 Team kommt: Andretti raus, Cadillac rein! (16:21 Min.)

Was beim Luxemburger noch eher verborgen und diplomatisch klingt, ist bei James Vowles ganz anders. Er macht sofort klar, worum es Williams jetzt geht: "Ich glaube nicht, dass es eine definierte Startgebühr gibt. Das wird Teil des 2026er Concorde-Agreement, das heute noch nicht steht. Es wird finanzielle Verluste für existierende Teams bedeuten. Was wir jetzt machen müssen ist, den Sport weiter wachsen zu lassen und uns dessen bewusst zu sein, dass die Dinge für alle gut sind."

Bisher waren für ein neues Team 200 Millionen Dollar an Startgebühr vorgesehen. Diese würden dann an die bestehenden Teams verteilt. Bei zehn Mannschafften blieben also nur 'mickrige' 20 Millionen übrig. Doch dies gilt nur bis 2025, wenn das aktuelle Concorde-Agreement ausläuft. Für das neue ab 2026 stehen bereits ganz andere Summen im Raum. 600 Millionen Dollar galt als eine Richtmarke, die immer wieder kolportiert wurde. Diese müsste General Motors dann für Andretti/Cadillac hinblättern.

Pressekonferenz mit Mike Krack (Aston Martin), James Vowles (Williams) und Laurent Mekies (Racing Bulls)
Die Teamchefs hießen Cadillac nicht gerade begeistert willkommen, Foto: LAT Images

Mekies gibt zu: Einen neuen Motorenhersteller konnte die Formel 1 kaum ablehnen

Dass die Teams dieses Geld als Kompensation unbedingt sehen wollen, erscheint klar. Auch wenn Laurent Mekies von den Racing Bulls sich sogar etwas wohlwollender ausdrückt: "Die Details der Finanzen werden immer noch diskutiert. Hoffentlich werden sie im Gesamtbild klein werden, wenn wir sehen, wie der Sport wachsen kann."

Doch warum wurde die Zulassung nach Monaten der Verweigerung dann doch noch gewährt? "Insgesamt ist es ein fantastisches Zeichen für den Sport", meint Mekies und zählt auf, dass die Formel 1 dann fast nur aus Autoherstellern bestehen wird. Sogar Haas ist neuerdings mit Toyota im Bunde. Red Bull wird mit Ford kooperieren. Doch das wohl entscheidende Argument sieht der Franzose im Kern des kommenden elften Autos: "General Motors kommt. Sie verpflichten sich zur Entwicklung einer eigenen Power Unit [ab 2028, Anm. d. Red.] und die haben auch die finanziellen Mittel dazu. Es stand sehr offen im Raum, dass das etwas ist, wo man sehr schwer nein sagen kann."

Andretti-Cadillac mit Startvorteil? Teamchefs ohne Angst vor Neuling

Und da das ursprünglich von Michael Andretti angestoßene Projekt des US-Riesen stets an eine Zulassung glaubte, wurde bereits auf Hochtouren am neuen Team gearbeitet. Und genau da könnte es ein weiteres Streitthema geben. Die zehn aktuellen Teams dürfen laut Reglement erst ab 1. Januar 2025 die Autos der neuen Generation von 2026 entwickeln. Da Cadillac aktuell noch nicht eingeschrieben ist, gilt das für sie nicht. Ebenso wenig gelten die Beschränkungen beim Windkanal, CFD, Budgetdeckel und so weiter.

Doch in dieser Frage sind die Teamchefs überraschenderweise recht entspannt. Für Vowles ist dies Nebensache: "Sie haben noch keine Regeln [für die sie entwickeln können, Anm. d. Red.]. In der F1-Komission haben wir immer noch einige aerodynamische Elemente, die noch geklärt werden müssen. Wenn sie 2026 starten, dann fallen sie unter die FIA-, ATR- und Kostendeckel-Regeln im Jahr 2025. Also haben die einen Startvorteil? Vielleicht dieses Jahr noch außerhalb aller Restriktionen. Aber ich glaube es ist sehr gut von der FIA kontrolliert und das wird nächstes Jahr der Fall sein."

Während es der Brite also regeltechnisch betrachtet, ist Mike Krack schlichtweg aufgrund des Erfahrungsvorsprungs der bestehenden Teams unbesorgt: "Ich denke es ist eine monumentale Aufgabe, jetzt ein Team für 2026 mit komplett neuen Regeln aufzubauen", meint er. Dass Andretti jetzt schon arbeiten darf, wird für ihn kaum Auswirkungen haben: "Vom 1. Januar an in zwölf Monaten ein Auto zu entwickeln ist eine große Aufgabe. Selbst wenn es also einen kleinen Startvorteil gibt, dann wird sich das sehr schnell wieder ausgleichen." Es bleibt also bei dabei: Nur beim Geld hört der Spaß auf.