Beim Katar-GP erlebte die Formel-1-Piloten ein Hitzerennen, welches sie an den Rand des körperlich machbaren trieb. Während Ex-Piloten wie Christian Danner die Fahrer für falsche Vorbereitung kritisierten, verteidigten die aktuellen Fahrer wie George Russell vehement ihre Kritik am Glutofen in der Wüste. Auch zwei Wochen später in Austin war das Thema noch heiß. Diesmal diskutierten aber nicht nur die Fahrer, sondern auch die Teamchefs über die Problematik.

"Für mich war das die extremste Fahrersituation in Bezug auf Hitzeeinwirkung, die ich bisher gesehen habe. Ich denke, es gibt wohl einige Hardcore-Leute, die sagen: 'Nun ja, das bringt der Job mit sich.' Und bis zu einem gewissen Grad stimmt das auch. Man muss in der Lage sein, für diese extremen Situationen zu trainieren, aber vielleicht war das ein Schritt zu viel. Die meisten Fahrer waren sich einig, dass wir das nicht [erneut] tun können", befand Mercedes-Boss Toto Wolff.

Für McLaren-Geschäftsführer Zak Brown stand außer Frage, dass etwas passieren muss: "Die Teams und Fahrer sind sehr gut in der Lage, unterschiedliche Ansichten zu verschiedenen Themen zu haben, aber wenn es um die Sicherheit geht, sind sich alle einig. Und so werden alle klugen Leute in einem Raum zusammenkommen, um eine Lösung zu finden." Aston-Martin-Pilot Lance Stroll hatte beispielsweise davon berichtet, dass er mehrfach kurzzeitig am Rande der Ohnmacht gewesen sei. Wie gefährlich dies ist, zeigte der Unfall von Felipe Massa 2009 in Ungarn auf. Der Brasilianer wurde damals von einer Feder des Brawns von Rubens Barrichello am Helm getroffen und rauschte daraufhin unkontrolliert in den Reifenstapel.

Krack bringt IndyCar-Lösung als Vorbild ins Spiel

Mike Krack von Aston Martin brachte für die Problematik auch mögliche technische Lösungen ins Spiel: "Die GPDA [die Fahrergewerkschaft, Anm. d. Red.] und die FIA sind im Austausch und wir müssen sehen, was in den nächsten Wochen passiert. Es ist richtig, dass es in anderen Kategorien andere Vorrichtungen gibt. Zak [Brown] kann für die IndyCars sprechen, wo es eine Helmkühlung oder irgendeine Art von aktiver Kühlung gibt, die wir nicht haben. Ich denke also, dass wir uns in den nächsten Wochen mit allen beteiligten Parteien zusammensetzen und zu einer guten Lösung kommen müssen."

Der Vergleich mit der IndyCar-Serie hinkt allerdings etwas, da dort zum Schutz der Fahrer statt des HALO der Aeroscreen zum Einsatz kommt. Hinter der Scheibe staut sich die Hitze logischerweise wesentlich stärker. Daher hat die IndyCar Regeländerungen vorgenommen: Kanäle leiten Kühlungsluft in das Cockpit und auch in den Helm der Fahrer. Anpassungen, die auch für die Formel 1 in Frage kommen?

Patricio O Ward im Chevrolet
In der IndyCar müssen die Fahrer hinter dem Aeroscreen gekühlt werden, Foto: LAT Images

Für Toto Wolff stand hinter dieser Möglichkeit ein großes Fragezeichen: "Wenn wir mit der FIA und den Fahrern eine Lösung finden können, um das Cockpit etwas mehr zu kühlen, ohne große Löcher in die Cockpits zu bohren, dann stellt sich wieder die Frage, was wir eigentlich ändern müssen und wie sich das auf die technischen Vorschriften auswirkt. Das ist eigentlich kein Fass, das wir aufmachen wollen, aber auf jeden Fall muss man die Position der Fahrer respektieren, und das [die Erschöpfung nach Katar, Anm. d. Red.] war nicht angenehm mitanzusehen."

Steiner mahnt zur Ruhe: Neuer Katar-Termin bereits die Lösung?

Deutlich auf die Aktionismus-Bremse stieg Hass-Teamchef Günther Steiner. Der Südtiroler wollte von einer Extremsituation nicht auf ein allgemeines Problem schließen. Die Katar-Problematik sei terminlich zu lösen: "Ich denke, dass es nicht geplant ist, Katar im nächsten Jahr um diese Zeit zu veranstalten. Das Risiko, dass wir vom Kalender her eine ähnliche Situation haben, ist zumindest ziemlich gering. Jetzt, wo wir es wissen, werden wir es nicht mehr tun. Also denke ich, dass wir nicht überreagieren sollten, um technische Lösungen zu finden."

Pressekonferenz mit Mike Krack (Aston Martin), Zak Brown (McLaren), Toto Wolff (Mercedes) und Günther Steiner (Haas)
Günther Steiner (r.) mahnte seine Teamchef-Kollegen zur Ruhe, Foto: LAT Images

Steiner mahnte daher erstmal zur Ruhe: "Toto sagt, dass wir große Löcher oder große Vorrichtungen in den Rennwagen für eine Situation bauen könnten, die einmal in 100 Jahren aufgetreten ist. Wir müssen auf dem Boden der Tatsachen bleiben und sehen, ob es ein Risiko gibt oder nicht. Oder ob wir es vermeiden können, indem wir den Kalender anpassen, was meiner Meinung nach der einfachste Weg ist." Für 2024 ist Katar für das Wochenende vom 29. November bis zum 1. Dezember geplant und damit fast zwei Monate später als noch 2023.