Bei Formel-1-Traditionalisten war die Freude groß, als der Mexiko GP für die Saison 2015 offiziell bestätigt wurde. Statt weiterer Ost-Expansion der Formel 1 kehrt ein alter Kurs zurück. Bei den Ingenieuren dürfte die Freude wohl nicht ganz so groß gewesen sein. Denn Mexiko City stell die Ingenieure vor eine riesige Herausforderung.

Die Megametropole liegt rund 2300 Meter über dem Meeresspiegel. Mit zunehmender Höhe nimmt die Luftdichte ab. Was bei Saugmotoren schlichtweg zu Leistungsverlust und geringerer Belastung für die Technik führt, ruft bei Turbomotoren fast genau das Gegenteil hervor. Zwar gibt es nicht mehr Leistung, aber sie bleibt nahezu gleich.

Turbo dreht sich 2000 Mal pro Sekunde

Denn der Kompressor sorgt dafür, dass die Luft auf die gewohnte Dichte gebracht wird. Dazu müssen sich Turbolader und Verdichter nur schneller drehen. Schon in Brasilien gelangte die Technik 2014 an ihre Grenzen. Dabei liegt Sao Paulo nur 800 Meter über dem Meeresspiegel. "Für den Turbolader ist das eine massive Änderung, wir sprechen von etwa 20 Prozent. Er dreht sich also 20 Prozent schneller", gab Renault Motorenchef Remi Taffin im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com zu bedenken.

Im Reglement ist die maximale Geschwindigkeit der MGU-H und damit auch des Turboladers festgelegt. 125.000 Mal pro Minute darf der Turbo um seine eigene Achse rotieren. Das entspricht mehr als 2000 Umdrehungen pro Sekunde.

Der Turbolader wird stark beansprucht, Foto: Sutton
Der Turbolader wird stark beansprucht, Foto: Sutton

Auch 1986, als die Formel 1 zum ersten Mal nach Mexiko zurückkehrte, fuhr die Königsklasse mit Turbo-Motoren. Vier Piloten fielen wegen Turbo-, drei weitere wegen Motorschäden aus. In den folgenden Jahren bis zum Ende der Turbo-Ära 1988 verbesserte sich die Zuverlässigkeit, doch gab es noch in jeder Saison mindestens einen Turbo-bedingten Ausfall.

Zwar war die Zuverlässigkeit damals generell auf einem niedrigeren Niveau, dafür konnten die Motorenhersteller noch Änderungen am Turbolader für dieses eine Rennen vornehmen. Das ist heute nicht mehr möglich, da nur eine Spezifikation der Power Unit für eine Saison homologiert werden darf.

Mexiko fällt komplett aus der Reihe

"Man versucht immer, dass es für die gesamte Saison passt", sagt Taffin. "Interlagos ist bislang der Ausschlag nach oben. Aber Mexiko ist so ein extremer Schritt." Die Motorenhersteller werden ihre Aggregate nicht für das eine Rennen in Mexiko anpassen. Dann hätte man für die 19 oder 20 anderen Rennen keine optimale Power Unit. "Es geht nur darum, mit diesem einen Rennen klarzukommen."

Dabei ist es nicht einmal die Zuverlässigkeit, die Taffin den Angstschweiß auf die Stirn treibt. "Das eine ist, dass man ein mechanisches Limit hat. Das ist nicht das Limit, an das wir in Interlagos gegangen sind. Da waren wir darunter", erklärt der Franzose. "Man wird in Mexiko schon fahren können, es geht nur darum, wie effizient man fährt."