Noch ein paar Tage, dann gastiert die Formel 1 in Mexiko. Für die Königsklasse ist es ein Comeback, von 1962 bis 1970 und dann nochmals von 1986 bis 1992 war der Mexiko GP Bestandteil der Formel-1-Weltmeisterschaft. Mitte 2014 einigten sich die Streckenbetreiber des Autodromo Hermanos Rodriguez sowie Bernie Ecclestone auf einen Vertrag bis 2019, der die Rückkehr in den Kalender besiegelte.

Wenngleich der Austragungsort derselbe ist wie bereits seit Anbeginn des Mexiko GPs, musste die Strecke komplett saniert werden. Federführend aktiv war dabei wie so oft bei den modernen Rennstrecken Hermann Tilke. Der Streckenverlauf wurde dabei fast komplett beibehalten. Die größte Änderung umfasst den letzten Sektor, da die legendäre Peraltada-Steilwandkurve vor Start/Ziel komplett gestrichen wurde. Dafür geht es für die Fahrer nun durch ein Baseball-Stadion, was für besondere Atmosphäre sorgen soll. "Es war eine Herausforderung, ein bestehendes Baseball-Stadion in das Streckenlayout einzubeziehen. Der Wunsch unseres Kunden war, dass die Strecke durch das Stadion führt, auf dessen Tribünen 40.000 Zuschauer Platz haben", erklärte Tilke.

Ebenfalls wurde das Boxengebäude komplett neu gebaut, der Mittelsektor wurde den Sicherheitsstandards angepasst, wodurch es statt in die erste Kurve der Esses nun auf eine kurze Gerade geht. Mit der ursprünglichen Variante waren die nötigen Auslaufzonen nicht realisierbar. Der zweite Teil der Kurvenkombination bleibt von der Streckenführung her jedoch unberührt.

Eröffnung Anfang Oktober 2015

Die umgebaute Strecke in Mexico City wurde Anfang Oktober eröffnet, Foto: Mexiko GP
Die umgebaute Strecke in Mexico City wurde Anfang Oktober eröffnet, Foto: Mexiko GP

Anfang Oktober 2015 wurde die Strecke schließlich feierlich wiedereröffnet. Dabei wurde auch verkündet, dass die letzte Kurve, die den Ausgang der alten Steilkurve darstellt, nach Nigel Mansell benannt wird. Der Weltmeister von 1992 war der bis dato letzte Sieger in Mexiko City, daher durfte er Namensgeber einer Kurve werden. "Ich habe extrem gute Erinnerungen an die Rennen in Mexiko City. Die Leute, die Energie und die Strecke selbst waren damals für mich Highlights im Kalender", erinnert sich Mansell. "Als ich von der Benennung der Kurve gehört habe, war ich natürlich erfreut", so der Brite weiter.

Die Strecke weist nach dem Umbau eine Länge von 4,305 Kilometern auf. Insgesamt gibt es sieben Links- und zehn Rechtskurven sowie die 1,3 Kilometer lange Start/Ziel-Gerade, auf der die Autos eine Geschwindigkeit von 328 km/h erreichen sollen. Insgesamt soll der Kurs nach Monza der zweitschnellste im Kalender werden.

Vor Ort war auch Force-India-Pilot und Lokalmatador Sergio Perez, der im Auto von Pedro Rodriguez - einem der Gebrüder Rodriguez, nach denen die Strecke benannt ist - sogar ein paar Runden drehen durfte. "Ich denke, es ist ein toller Kurs, den jeder mögen wird. Er hat eigentlich alles. Eine lange Gerade, Highspeed-Kurven, mittelschnelle und langsame Kurven. Es wird schwer, dort das richtige Downforce-Level zu finden. Aber es kann ein gutes Rennen werden", so Perez' Eindruck der Strecke.

Kopfzerbrechen bei den Ingenieuren

Durch die Wiederaufnahme des Mexiko GPs stehen die Ingenieure vor einer technischen Herausforderung. Denn Mexico City liegt auf einer Höhe von 2.300 Metern, was zu Zeiten der Turbo-Motoren ein Problem darstellt. Die Luftdichte ist deutlich geringer, wodurch sich der Turbolader und der Verdichter deutlich schneller drehen. Bereits in Brasilien 2014 gab es Probleme, obwohl Sao Paulo nur auf 800 Metern Höhe liegt. "Interlagos ist bislang der Ausschlag nach oben. Aber Mexiko ist so ein extremer Schritt", sagte Renault Motorenchef Remi Taffin gegeenüber Motorsport-Magazin.com, der jedoch annimmt, dass man in Mexiko klarkommt. "Es geht nur darum, wie effizient man fährt", schränkt er ein.

Große Begeisterung in Mexiko

Während einige neue Austragungsorte nicht für ihren Zuschauerandrang bekannt sind bzw. waren (China, Korea), wird es in Mexiko anders sein. Das Rennen ist bereits seit geraumer Zeit ausverkauft. "Nach 23 Jahren Abstinenz gibt es eine große Begeisterung hier, nicht nur in Mexico City sondern im gesamten Land. Die Leute zählen schon die Tage", sagte Federico Gonzales Compean vom Promoter CIE im Juli. Dass die Formel 1 einen besonderen Stellenwert in Mexiko hat, macht Gonzales Compean an einem Beispiel deutlich. "Mit unserer Serie, der Mexikanischen NASCAR Serie, verkaufen wir etwa 100.000 Tickets pro Jahr. Damit [mit der Formel 1] haben wir das fast mit der ersten Herausgabe der Tickets geschafft", erläutert er die Relationen. Ihm schließt sich Horacio de la Vega, Direktor des Sport-Instituts in Mexiko City, an. "Das wird eine einmalige Erfahrung, unvergesslich für alle, die dabei sein werden!", sagte de la Vega.

Botschafter des Rennens ist übrigens ein Brasilianer: Emerson Fittipaldi. Der Weltmeister von 1972 und 1974 war 1970 in Mexiko am Start. Dennoch ist ihm der Enthusiasmus der Fans heute noch in bester Erinnerung. "Ich glaube zwar nicht, dass ich meine beste Leistung gezeigt habe, aber nichts kann mich die unglaublich Atmosphäre, die vom mexikanischen Publikum erzeugt wurde, vergessen lassen. Seine Leidenschaft und positive Energie sind herausragend", weiß er.

Vorfreude bei den aktuellen Fahrern

Die Teampräsentation von Force Inda fand in Mexico City statt, Foto: Sutton
Die Teampräsentation von Force Inda fand in Mexico City statt, Foto: Sutton

Angefeuert wird das Interesse natürlich auch durch Perez. Der Force-India-Pilot, zuletzt in Russland auf dem Podium, sagte bereits vor der Saison ein großes Interesse voraus. "Die Fans in Mexiko lieben Racing und es herrscht bereits ein unglaublicher Enthusiasmus - und das bereits bevor der Verkauf der Tickets begonnen wurde", so 'Checo' im Februar. "Wir sind bekannt dafür, Sport mit großer Leidenschaft zu begegnen und ich glaube, die gesamte Rennwoche wird ein großes Fest - nicht nur an der Strecke, sondern auch in der Stadt", ist er sich sicher.

Auch Jenson Button glaubt, dass Mexiko ein besonderes Highlight werden kann. "Beim Austin GP hatten wir schon diesen tollen Support der mexikanischen Fans gesehen, daher denke ich, wird es eine fantastische Atmosphäre sein, wenn wir diesen GP dort fahren. Wir haben einen Mexikaner im Feld, Checo. Aber wir hoffen, dass wir alle eine tolle Show bieten können", sagte Button in Sochi.

Formel 1 goes Mexico

Einen ersten Eindruck der Begeisterung bekamen Daniel Ricciardo und Carlos Sainz zu spüren, die Ende Juni in Mexico City Demorunden drehten. Die Stimmung war großartig, die Vorfreude spürbar.

Auch Esteban Gutierrez, momentan nur Testfahrer bei Ferrari und daher in Mexiko aller Voraussicht nach nicht im Einsatz, wurde die Ehre zuteil, ein paar Runden in seiner Heimat drehen zu dürfen.

Premiere am 01. November

Los geht es in Mexiko am 30. Oktober um 17 Uhr mitteleuropäischer Zeit mit dem ersten freien Training der Formel 1. Das Rennen startet am 01. November um 20 Uhr. Erwartet werden bis zu 110.000 Zuschauer.