Aus England nach Japan: Mit dem Wechsel zu Honda-Motoren erlebt McLaren nicht nur eine Zeitreise in die Vergangenheit, sondern auch eine neue Kultur. Vorbei sind die gemeinsamen Zeiten mit Mercedes, 2015 regiert Honda-Power im Chrompfeil. Für die Ingenieure war nicht nur die Integration der neuen Power Unit eine Umstellung, auch der Umgang mit den Honda-Mitarbeitern bedeutete eine neue Herausforderung. Das Zwischenfazit nach den ersten Testfahrten des neuen Jahres zur Zusammenarbeit fiel zumindest positiv aus.

"Das ist auf jeden Fall ziemlich anders wegen der Kultur", stellte McLarens Director of Engineering Matt Morris die Unterschiede zu Mercedes fest. Der Austausch mit Japan funktioniere aber auf jeden Fall gut. Morris: "Das sind auch tolle Typen und je mehr wir mit ihnen zusammenarbeiten, desto näher kommen wir uns." Gerade in Jerez war intensiver Austausch nötig, gab es doch nicht wenige Probleme im Hause McLaren-Honda. "Jeden Tag, an dem wir ein Problem haben, rücken wir enger zusammen und daraus entwickelt sich eine noch bessere Partnerschaft", versicherte der Brite.

Der MP4-30 fuhr kaum bei den Jerez-Tests, Foto: Sutton
Der MP4-30 fuhr kaum bei den Jerez-Tests, Foto: Sutton

Neues Wir-Gefühl

Bei McLaren und dem Motorenlieferanten scheint ein neues Wir-Gefühl entstanden zu sein, nachdem die langjährige Ehe mit Mercedes nun endete. Vor allem die Saison 2014 war nicht ganz einfach für die Männer aus Woking. Mercedes hütete sich natürlich davor, zu viel Wissen über die eigene Power Unit herauszugeben. "Man kann ihnen aber keine Schuld zuweisen, sie waren immer sehr professionell", sagte Morris über Mercedes und das Werk in Brixworth. "Aber natürlich haben sie uns nur die Informationen geliefert, die sie uns wirklich geben mussten. Das ist dieses Jahr ein großer Unterschied, wir haben eine viel engere Beziehung zu Honda."

Eine mögliche Sprachbarriere sei ebenfalls kein Problem angesichts der Tatsache, dass ein Großteil des Honda-Personals aus Japan stammt. Möglich macht es die Motorsport-Sprache, und das ist nun einmal Englisch. "All die Ingenieure an der Rennstrecke sprechen ziemlich gutes Englisch", lobte Morris die Honda-Leute. "Und fast all die Hauptingenieure sprechen sehr gut Englisch, also gibt es da überhaupt keine Probleme."

Immer wieder Probleme während der Testfahrten, Foto: Sutton
Immer wieder Probleme während der Testfahrten, Foto: Sutton

Probleme auf beiden Seiten

Überhaupt war Morris absolut anscheinend überaus zufrieden mit der Arbeit von Honda - obwohl der MP4-30 in Jerez kaum zum Fahren kam und schon der erste Test in Abu Dhabi Ende vergangenen Jahres ziemlich in die Hose ging. "Wir haben noch ein paar Probleme, sowohl auf Seiten Hondas als auch bei uns", räumte Morris immerhin ein. "Aber wir haben einen Plan, um das alles vor Melbourne in den Griff zu bekommen." Dass nicht alles reibungslos verlaufen würde, hatte Morris sowieso erwartet: "Es ist eben eine neue Power Unit und wir sind ein ziemlich neues Team."

Mit der derzeitigen Arbeit von Honda war Morris durchaus zufrieden. Zwischen McLaren und Japan gebe es ständigen Datenaustausch, um das Gesamtpaket namens MP4-30 zu vervollständigen. Honda soll täglich neue Updates bringen, sagte Morris. Und weiter: "Sie bringen immer wieder neue Teile ins Auto. Das ist ein laufender Prozess und der geht auch bei den kommenden beiden Testfahrten weiter. Es ist quasi das Gleiche wie im vergangenen Jahr, nur mit einem neuen Motorenpartner."