"Absolut, das ist der Plan! Auf jeden Fall ist das realistisch", antwortete Matt Morris auf die Frage eines Journalisten, ob es McLaren-Honda in Melbourne wirklich über die Ziellinie schafft. Der Director of Engineering aus Woking sah in Jerez auch keinen triftigen Grund, warum der brandneue MP4-30 nicht laufen sollte beim Saisonauftakt in Australien. Dabei spricht der Verlauf der aktuellen Testfahrten eine ganz andere Sprache. McLaren-Honda ging augenscheinlich als großer Verlierer aus den ersten Winter-Tests hervor.

An den ersten beiden Tagen kamen Fernando Alonso und Jenson Button nicht über je sechs Runden hinaus - den Rest des Tages wurde in der Garage am Auto geschraubt. 32 Umläufe am Dienstag wurden schon als Erfolg verbucht. Das klingt zunächst einmal nach einem ziemlichen Reinfall, doch Morris relativierte die Bedenken zahlreicher Experten. "Viele der Probleme waren ziemlich klein und einfach zu beheben", versicherte der Brite an diesem Mittwoch.

Der MP4-30 in Jerez: Mehr Stand- als Fahrzeit, Foto: Sutton
Der MP4-30 in Jerez: Mehr Stand- als Fahrzeit, Foto: Sutton

Kein Grund zur Sorge?

Auch am Abschlusstag in Jerez lief es wieder nicht rund. Button war einige Stunden zum Zuschauen verdammt. Ein kleines Problem wegen eines falschen Öl-Levels, erklärte Morris. Nichts Dramatisches, doch auch diese Arbeiten hätten wieder zwei Stunden Zeit gekostet. Morris' Fazit der Tests zusammengefasst: Es gab einige kleinere, aber kein gravierendes Problem. Also wirklich kein Grund zur Sorge, dass McLaren nicht den Anschluss findet?

"Wir bleiben zuversichtlich", sagte er. "Wir müssen sicherstellen, dass wir die Probleme in den Griff bekommen. Wenn wir das schaffen, gibt es keinen Grund, warum wir nicht auf dem Level zum Ende des vergangenen Jahres performen sollten." Nach einer schwierigen Saison besserte sich die Situation in Woking erst im letzten Jahresviertel, zumindest stellte sich eine gewisse Konstanz ein. Darauf wollte McLaren aufbauen, und gemeinsam mit Honda in eine erfolgreiche Zukunft blicken. Aktuell sieht es eher düster aus, wenn man lediglich die Test-Performance betrachtet.

Wie groß sind die Probleme wirklich?, Foto: Sutton
Wie groß sind die Probleme wirklich?, Foto: Sutton

Neues Team - neue Probleme

"Wir hatten operative Probleme, wie es immer ist, wenn man als Team erstmals zusammenarbeitet", erklärte Morris mit Blick auf den neuen Motorenlieferanten. "Es passierte, dass mal die Öl-Level nicht passten, solche Sachen eben. Wir hatten auch ein paar kleine elektronische Probleme, die viel Zeit gekostet, aber relativ einfach zu beheben waren. Auf der einen Seite war es gut, dass wir es schnell reparieren konnten - auf der anderen aber auch frustrierend, dass das Auto dadurch solange aufgehalten wurde."

In der Tat ist es ein Manko der neuen Power Units, dass Arbeiten am Motor sehr viel Zeit beanspruchen können. Das ist den Teams noch bestens aus den Testfahrten zu Beginn des vergangenen Jahres bekannt. Gilt dieser Umstand jetzt auch bei McLaren, oder ist doch etwas Größeres im Busch? Morris: "Die Hauptsache ist, dass das Bodywork passt und wir keinen Motor hochgehen haben lassen. Wir sind froh, dass wir diesen Test ohne große Probleme beenden, die wir lösen müssten."

Schafft McLaren-Honda den Anschluss?, Foto: Sutton
Schafft McLaren-Honda den Anschluss?, Foto: Sutton

Keine Spur von Panik

Also keine Spur von Panik im Hause McLaren-Honda, gewisse Probleme habe das Team schließlich erwartet. Wichtig sei, dass die beiden größten Punkte stimmen: Funktionalität des Honda-Motors sowie die Integration ins ultra-enge Chassis, das ein völlig neues Packaging der Komponenten erforderte. "Die Hauptstruktur des Autos funktioniert", sagte Morris. Deshalb seien auch keine umwälzenden Änderungen vor dem anstehenden Test in Barcelona geplant. Morris: "Die Änderungen, die wir vornehmen werden, sind relativ einfach: Veränderungen am Bodywork, Flügel, Unterboden, diese Sachen eben."

Morris zeigte auch keine Anzeichen von Furcht, dass McLaren nach Jerez nicht genügend Daten zur Verfügung stehen, um das Auto in der Teamfabrik weiterentwickeln zu können. In der Nacht vor dem letzten Test-Tag habe sich das Team zusammengesetzt und ein neues Programm für den Mittwoch aufgesetzt. Eine beschnittene Variante, um die wichtigsten Dinge zu testen und auch ein paar Aero-Runs einzulegen. "Das gibt uns genug Informationen für die weitere Arbeit in der Fabrik", sagte Morris. "Es wäre schön gewesen, wenn wir mehr gefahren wären. Aber die wirklich wichtigen Angelegenheiten haben wir erledigt."