Für Romain Grosjean wird der Saisonauftakt in Melbourne zur Wundertüte. Kaum ein anderer Pilot konnte bei den Testfahrten so wenige Kilometer abspulen wie der Franzose. Immer wieder musste der Lotus-Pilot seinen E22-Boliden vorzeitig in der Garage abstellen. Stellvertretend für seine Misere waren gleich zwei rote Flaggen, die er zum Abschluss am Sonntag auslöste. Nach 32 Runden war wieder einmal Feierabend und das Auto fing sogar Feuer. Sorgenkind Lotus: Grosjean (351 km) und Teamkollege Pastor Maldonado (335 km) haben die wenigsten Kilometer aller Fahrer absolviert, was natürlich auch am verpassten Jerez-Test des Teams liegt.

"Das war eine knifflige Woche", drückte es Lotus-Technikchef Nick Chester galant aus. "Wir sind nicht so viele Runden gefahren wie wir wollten und haben einiges an Arbeit offen." Vor allem die Power Unit von Renault legte das Team aus Enstone regelmäßig lahm, am Samstag stoppte Renault wegen eines Problems mit dem ERS-K Grosjeans Fahrt vorzeitig. "Auch heute hat uns hat uns die Power Unit gestoppt", erklärte Chester. "Sie war hier meist der Grund, aber wir hatten auch eigene Probleme, etwa mit dem Auspuff." Zum Saisonstart in Australien reist Lotus mit einer überarbeiteten Version des Abgassystems an.

Gleichzeitig hoffte Chester, dass auch Renault seinen Motor noch einmal gründlich durchleuchtet, nachdem es Schwierigkeiten an allen Ecken und Enden gab. "Ich bin sicher, dass Renault in Melbourne überarbeitete Teile mitbringt und unsere Chancen besser stehen", so der Brite. "Wir brauchen aber ein bisschen Glück und die Dinge müssen für uns laufen." Zwar glaubte Chester zu wissen, wo genau die einzelnen Probleme liegen, doch es fehlen schlichtweg die nötigen Kilometer, um ein ausreichendes Gesamtverständnis zu erhalten.

"Das größte Problem ist zu verstehen, wie die Power Unit in Kombination mit dem Chassis arbeitet", räumte er ein. "Das war bei uns ein bisschen inkonstant und das machte es den Fahrern schwer vorauszusagen, was kurz vor einer Kurve passiert. Das System machte nicht jedes Mal das gleiche, das verwirrte unsere Fahrer und kostete viel Zeit."

Die nächste Möglichkeit, den E22-Boliden unter reellen Bedingungen zu testen, gibt es erst in zwei Wochen im 1. Training vor dem Australien Grand Prix. Bis dahin muss Lotus versuchen, zumindest mit den gesammelten Daten in der Teamfabrik einen Schritt nach vorn zu machen. "Wir hinken hinterher", stellte Chester deutlich fest. "Aber auch abseits der Strecke können wir ein paar Fortschritte machen."

Trotzdem machte Chester kein Geheimnis daraus, dass die Anfangsphase der kommenden Saison kein Zuckerschlecken für Lotus wird. Erst im Laufe der Zeit erwartete er bessere Zeiten. "Es hängt davon ab, wie schnell wir Fortschritte mit Renault machen", glaubte Chester. "Ich denke, dass die ersten paar Rennen schwierig werden. Wenn wir mehr im Renntrim sind, sollte es besser laufen."