Weltmeister Sebastian Vettel konnte die für Red Bull desaströsen Wintertests am Sonntag in Bahrain einigermaßen versöhnlich abschließen. Zwar blieb er nach einem defektbedingten Dreher erneut auf der Strecke stehen und auf die Tagesbestzeit fehlten mehr als vier Sekunden, doch immerhin konnte der Heppenheimer 77 Runden fahren - mehr als an jedem vorherigen Testtag in diesem Jahr. "Heute konnten wir endlich ein bisschen mehr fahren", freute sich Vettel, der vor dem Schlusstag in Bahrain während der gesamten Wintertests erst 84 Runden gesammelt hatte.

"Wir haben heute viel dazu gelernt, müssen nun aber schauen, dass wir die nächsten zwei Wochen gut nutzen, damit wir ein bisschen besser aufgestellt sind in Australien", weiß Vettel. Viel mehr als Schadensbegrenzung waren die 77 Runden am Sonntag nämlich nicht. "Als wir draußen waren, haben wir natürlich versucht so schnell zu fahren wie es ging. Aber da hängt auch viel vom Tank und den Reifen ab, und davon, wie viel Power man vom Motor abruft", erklärte Vettel gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Da wissen wir, dass wir noch nicht bei voller Leistung sind und es noch viel zu tun gibt."

Aber auch bei der Standfestigkeit muss Red Bull Racing bis Melbourne ein Quantensprung gelingen, will man ein drohendes Debakel verhindern. Denn auch am Sonntag sorgte ein Defekt beim RB10 für eine Rote Flagge. "Diesmal hatten wir Probleme mit der Bremse, das hatte nichts mit dem Antriebsstrang zu tun", stellte Vettel klar. Bei dem daraus resultierenden Dreher wäre da Auto beinahe in der Streckenbegrenzung eingeschlagen. "Gottseidank ist es aber bis auf die kaputte Bremse unbeschädigt geblieben."

Aufgrund der Probleme muss Vettel zum Saisonauftakt reisen, ohne im RB10 eine volle GP-Distanz am Stück abgespult zu haben. "Wir haben das einmal versucht und es ist sich nicht ausgegangen. In zwei Wochen sieht die Sache aber schon wieder anders aus", ist sich Vettel sicher. Rückschlüsse auf die tatsächliche Stärke der Teams seien in diesem Jahr aber ohnehin noch schwieriger als in anderen Jahren zuvor. "Ich denke, dass es in gewisser Weise chaotisch wird. Mit der Zuverlässigkeit werden sich wohl alle Teams schwertun, wobei wir da noch einen Schritt weiter zurück sind als manch anderer. Man weiß ja nur, was einen selbst erwartet, wie es den anderen geht, wird sich dann zeigen."

Bei Red Bull rauchen die Köpfe, Foto: Sutton
Bei Red Bull rauchen die Köpfe, Foto: Sutton

Die Zeit der vermeintlich leichten Aufgaben sind bei Red Bull durch den Regelumbruch vorerst vorbei. "Wir sind sicher nicht mehr der Favorit. Wir können die Zeiten der Spitze nicht mitgehen, haben aber derzeit größere Probleme als das reine Tempo", gesteht Vettel. Zumindest das Grundgefühl für den RB10 habe er während seiner insgesamt 161 Runden im Auto entwickeln können. "Vom Grunde her passt es. Aber wie schnell wir sind, ist ganz schwer einzuschätzen. Dafür haben wir noch nicht genug Runden fahren und noch keine volle Leistung abrufen können."

Das Fazit des Weltmeisters fällt deshalb negativ aus: "Für uns lief es recht bescheiden, da wir nicht so viel fahren konnten wie gewünscht. Wir standen öfter als geplant an der Box und mussten am Auto Hand anlegen. Deshalb konnten wir nicht so viel fahren und nicht so viel lernen." Eine letzte kleine Gelegenheit bietet sich für Vettel allerdings noch: Red Bull Racing hat sich in Bahrain für einen Filmtag angemeldet. Dadurch darf man am Montag weitere 100 Kilometer auf Demo-Reifen bestreiten.