Ein neuer Technischer Direktor in James Allison, ein zweiter Champion in Kimi Räikkönen und ein generalüberholter Windkanal: Luca di Montezemolo sieht alle Zutaten für eine erfolgreiche Saison gegeben. Vier zweite Plätze in Folge kommen in Maranello einem Desaster gleich. "Jetzt ist die Zeit gekommen, um zu gewinnen", forderte der Ferrari-Präsident vor dem Beginn der Testfahrten.

"Sind Sie sich sicher, dass er das gesagt hat?", meint Stefano Domenicali scherzhaft. Umgeben von Mikrofonen stellt er sich knapp zwei Wochen vor dem Saisonauftakt in Melbourne noch einmal den Fragen der Journalisten. Noch kann Domenicali scherzen, doch ihm ist klar: Ferrari muss in dieser Saison Ergebnisse abliefern. Mehr Rennen gewinnen, mindestens einen WM-Titel zurück nach Maranello holen.

Technische Probleme kosten Zeit

Die Testfahrten verliefen durchschnittlich - Ferrari gehörte nicht zu den Enttäuschten oder Frustrierten wie die Renault-Teams Red Bull und Lotus, sie waren aber auch nicht die Klassenkönige, die alles in Grund und Boden fuhren. "Wir wollen aber zeigen, dass auch wir fantastische Arbeit leisten können", betont Domenicali.

Am letzten Testtag in Bahrain konzentrierte sich diese Arbeit auf das Feintuning elektronischer Konfigurationen der Power Unit sowie Short und Long Runs, um die Systeme des roten Staubsaugers zu überprüfen. Ein Getriebeproblem kostete Ferrari jedoch wertvolle Zeit. "Das Team hat sein Bests gegeben, um die Änderungen am Auto so schnell wie möglich durchzuführen, aber leider konnten wir heute erneut nicht so viele Runden fahren, wie wir geplant hatten", gab sich Fernando Alonso leicht enttäuscht. "Wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollten."

Dieses Schicksal teilt er mit seinem neuen Teamkollegen Kimi Räikkönen. Der Finne fand sich bei seiner zweiten Amtszeit in Maranello sehr gut ein, wie Teamchef Domenicali betont, hatte aber noch mehr Pech als Alonso. "Kimi hatte mehr Probleme an seinen Testtagen und das kostete ihn noch mehr Teststunden", so Domenicali. "Aber ich bin überzeugt, dass er mit seiner Erfahrung darüber hinwegkommt."

Abläufe neu erlernen

Auch Ferrari hatte einige Probleme zu beklagen, Foto: Sutton
Auch Ferrari hatte einige Probleme zu beklagen, Foto: Sutton

Die relative Unerfahrenheit mit den neuen Autos und Systemen sowie die damit verbundenen langen Umbauzeiten könnten in dieser Saison nicht nur bei Ferrari zu einigen Sorgenfalten führen. "Selbst die Lösung kleinerer Probleme kann einige Stunden dauern", bestätigt Domenicali. Wenn Motor und Getriebe ausgebaut werden müssen, sind die Mechaniker viel länger als in ihrem gewohnten V8-Umfeld der vergangenen Jahre beschäftigt. Das sorgte bei den Testfahrten bei allen Teams zu langen Standzeiten.

"Früher wäre alles vielleicht in 20 Minuten erledigt gewesen", erklärt Domenicali. "Jetzt müssen wir uns erst an die massiven Veränderungen am Fahrzeug gewöhnen." Das beeinflusst natürlich alle Arbeitsabläufe in der Box, und zwar bei allen Teams. Wenn also ein Team im 3. Training am Samstagmorgen ein Problem haben sollte, wird es laut Domenicali sehr spannend, ob das Team das Auto rechtzeitig fürs Qualifying fertig bekommt. "Jeder muss neu lernen. Einige sind dabei schneller als andere. Warten wir ab, wie es aussieht, wenn es wirklich darauf ankommt."