Als sich Marc Marquez 2019 in Thailand zum MotoGP-Weltmeister krönte, hätte wohl niemand damit gerechnet, dass er sechs lange Jahre auf seinen nächsten Titel warten würde müssen. Doch so sollte es kommen: Seine schwere Oberarmverletzung von Jerez 2020 und das verfrühte Comeback machten insgesamt vier Operationen notwendig. Ein Karriereende stand im Raum. Marc Marquez musste sogar darum bangen, mit seinem lädierten Arm jemals wieder in ein normales Leben zurückkehren zu können.
Marc Marquez: Ein Sieg über das eigene Ich
Doch der vierte operative Eingriff brachte Besserung, Marquez wurde wieder rennfit. Mit dem Wechsel zu Gresini Racing 2024 kehrte er zurück auf konkurrenzfähiges Material, in der laufenden Saison war der Mann mit der Startnummer 93 auf der Werks-Ducati wieder ganz der Alte und fuhr die Konkurrenz in Grund und Boden. Der Triumph über seine Rivalen stand für Marquez nach dem Titelgewinn am Sonntag im Grand Prix von Japan aber nicht im Fokus.
"Die letzten Jahre waren ein ständiger Kampf Marc gegen Marc", erklärte Marquez. "Der eine Marc wollte diesen Weg gehen, der andere Marc den entgegengesetzten. Der eine Marc wollte aufhören, der andere Marc wollte weitermachen. Ich bin schließlich meinem Instinkt gefolgt, habe es probiert, 100 Prozent gegeben und am Ende gewonnen. An die schwierigen Zeiten möchte ich jetzt gar nicht mehr denken. Was ich durchgemacht habe, wünsche ich niemandem. Ich will jetzt einfach nur den Moment genießen."
Marc Marquez dankt Wegbegleitern
Marquez dachte in der Stunde des Triumphs auch an all seine Wegbegleiter in den dunkelsten Stunden seiner Karriere: "Aus so einem Tief kannst du nicht alleine rauskommen. Viele Leute haben mir geholfen. Ich werde keine Namen nennen, denn dann werde ich nicht mehr fertig. Diese Leute wissen es aber ohnehin." Dass am Sonntag neben der gesamten Ducati-Mannschaft - Teamkollege Francesco Bagnaia hatte ja das Rennen gewonnen und er selbst war Zweiter geworden - auch noch Marquez' ehemalige Honda-Mannschaft mit Joan Mir den Podiumsfeierlichkeiten beiwohnte, war da schon fast kitschig. "Ein perfekter Tag", befand auch Marquez selbst.
Für ihn schloss sich am Sonntag ein Kreis, wie er selbst sagte. Nicht nur, dass er den Titel in Motegi gewann, wo er sich zuvor bereits 2014, 2016 und 2018 die MotoGP-Krone aufsetzen konnte: "Ich habe heute meinen Frieden gefunden. Ich bin jetzt mit mir im Reinen. In den letzten Jahren musste ich schwierige Entscheidungen treffen. Mir war es egal, ob sie in einem Sieg oder einer Niederlage enden würden. Mir war nur klar: Wenn ich es nicht probiere, ist es auf jeden Fall eine Niederlage. Jetzt habe ich die größte Herausforderung meiner Karriere gemeistert. Ich habe alles erreicht." Wer denkt, dass Marc Marquez nun satt sei, ist aber auf dem Holzweg: "An meinem Ehrgeiz wird das nichts ändern."



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