Marc Marquez ist Weltmeister! Ob zum siebten oder zum neunten Mal, darüber streitet sich der Sport aktuell. Traditionalisten wählen jene Zählweise, in der auch Titel in den kleineren Klassen gewertet werden. Die neuen Machthaber von Liberty Media wollen die MotoGP als alleiniges Highlight der Motorrad-Weltmeisterschaft etablieren, weshalb sie den Nachwuchskategorien keine große Bedeutung zumessen und von sieben Titeln - jenen in der MotoGP - sprechen wollen.

MotoGP-Weltmeister 2025: Mehr als nur ein Titel für Marc Marquez

Eine Diskussion, an der Marc Marquez selbst gar nicht teilnehmen will. "Egal wie man zählt - dieser Titel 2025 wird nur einer mehr sein. Er hat für mich aber eine viel größere Bedeutung als jene zuvor", so Marquez im Vorfeld des Motegi-Wochenendes. Woher dieser große Stellenwert des WM-Sieges 2025 kommt, liegt auf der Hand. Seine ersten acht Weltmeistertitel (1x 125ccm, 1x Moto2, 6x MotoGP) presste er innerhalb von zehn Jahre. Ein scheinbar unaufhaltsamer Erfolgslauf. Doch dann kam 2020, der Spanien-Grand-Prix und ein Sturz, der Marquez' Karriere auf den Kopf stellen sollte.

Die Geschichte ist hinlänglich bekannt: Oberarmbruch, Comeback am kommenden Wochenende, Komplikationen. Insgesamt vier Operationen waren notwendig, um eine zwischenzeitlich mehr als 30-Grad-starke Fehlstellung im Oberarm wieder zu korrigieren. Als Marquez körperlich wieder siegfähig war, hatte ihn sein Arbeitsgerät nach Jahren der Fehlentwicklung bei Honda jedoch im Stich gelassen. Der spanische Sturkopf versuchte alles, stürzte alleine am Sachsenring 2023 fünf Mal. Er wollte einfach nicht akzeptieren, auf seiner Lieblingsstrecke nicht mehr konkurrenzfähig zu sein.

Alles auf Ducati-Rot: Marc Marquez geht volles Risiko

Doch mit der Zeit kam die Einsicht. Marquez hatte sein ganzes Können, seinen ganzen Mut und seine körperliche Gesundheit in die Waagschale geworfen - doch es reichte nicht. Mit der Honda RC213V war gegen die neuen Dominatoren von Ducati kein Stich mehr zu machen. Das einfach hinzunehmen, kam für Marquez aber nicht in Frage. Mit 31 Jahren ließ er eine gesamte MotoGP-Karriere bei Honda hinter sich, kündigte seinen mit jährlich 25 Millionen Euro dotierten HRC-Vertrag vorzeitig auf und fuhr 2024 zum Nulltarif beim Ducati-Kundenteam von Gresini. Ein gewagtes Unterfangen, wie Marquez selbst gestand. Doch es sollte eines sein, das sich bezahlt machte. 2025 gelang ihm über den Umweg Gresini der Einstieg im Ducati-Werksteam und eine der dominantesten Saisons, welche die Motorrad-Weltmeisterschaft in ihrer 1949 begonnenen Geschichte erlebt hat.

Marquez zerstört Gegner: Kommt jetzt die künstliche Bremse? (08:45 Min.)

Wie Marquez bereits feststellte, wäre es aber zu oberflächlich, diese Saison auf reine Zahlen herunterzubrechen. Sein WM-Titel 2025 ist der Lohn für Blut, Schweiß und Tränen - nicht im übertragenen, sondern im wortwörtlichen Sinn. Er ist ein Beweis dafür, dass Durchhaltevermögen, Widerstandsfähigkeit und ein unbändiger Glaube an das eigene Können selbst unmöglich scheinende Herausforderungen lösbar machen. Dieser Titel ist für Marquez auch ein Titel der Leidenschaft. Nicht nur aufgrund der Leiden, die er am Weg durchaus überstehen musste. Sondern auch, weil er mit seinem Gehaltsverzicht bei Gresini gezeigt hat, dass es nicht Millionen auf dem Konto sind, die ihn interessieren, sondern nichts mehr als die Tatsache, der beste Motorradrennfahrer der Welt zu sein. Genau darum sollte es im Sport gehen.

Marc Marquez' Triumph in der MotoGP-Saison 2025 ist nicht nur für ihn ein Besonderer. Er ist es in gewisser Weise für uns alle. Wer hat sich noch nie in einer scheinbar aussichtslosen Situation wiedergefunden? Wer hatte noch nie Angst davor, ein berufliches Risiko einzugehen? Wer ist noch nie in Selbstzweifel versunken? Es sind Zustände, die wohl jeder von uns schon erlebt hat. Marc Marquez kann all jenen, die sich gerade in derartigen Lagen befinden, als Inspiration dienen. Man mag den Mann mit der Startnummer 93 lieben oder hassen. Aber mit seiner Rückkehr vom Krankenbett an die MotoGP-Spitze kann er jedem von uns als Vorbild dienen. Herzliche Gratulation zum Weltmeistertitel, Marc Marquez. Du hast ihn mehr als nur verdient.

Wie die Weltmeisterparty der Nummer 93 am Sonntag abläuft, könnt ihr in unserem Liveticker mitverfolgen: