Puh, das war hinten raus nochmal eine ganz schöne Zitterpartie! Lag Francesco Bagnaia in Motegi zunächst vom Start weg auf komfortablem Kurs zu seinem ersten Grand-Prix-Sieg seit Mitte April, geriet dieser in den letzten Runden nochmal massiv ins Wanken. Nicht aber, weil etwa ein Rivale wie Teamkollege Marc Marquez in großen Schritten aufholte, sondern weil das eigene Motorrad plötzlich Faxen machte. In Runde 15 von 24 war erstmals Rauch am Heck der Ducati GP25 zu erkennen, der in der Schlussphase immer stärker wurde. Was war das los? Die TV-Kameras zeigten sorgenvolle Gesichter in der Ducati-Box. Stand der zweimalige MotoGP-Weltmeister kurz vor dem Aus?

Die Antwort muss in zwei Teile unterteilt werden. Zunächst klärte Ducati-Teamchef Gigi Dall'Igna am 'ServusTV'-Mikrofon auf: "Als ich den Rauch gesehen habe, war ich erstmal ziemlich enttäuscht. Aber das kann passieren. Letztlich war es kein Problem, weil die Motorleistung und der Speed trotzdem noch da waren. Vielleicht ist da einfach etwas Öl in den Auspuff geraten. Vielleicht ist das für den Rauch verantwortlich. Es war jedenfalls nichts Schlimmeres."

MotoGP-Rennleitung besorgt: Bagnaia kurz vor gezwungener Aufgabe

Ein technischer Defekt drohte also nicht, das Aus aber schon. Denn die Rennleitung blickte besorgt auf das Heck der Ducati. Dropfte da möglicherweise Öl auf den Asphalt, der nachfolgende Fahrer wie Marc Marquez oder Joan Mir gefährden könnte? Falls ja, hätte Bagnaia per schwarzer Flagge mit dem orangenem Kreis aus dem Rennen genommen werden müssen. Und diese Überlegung stand am Sonntag zweifellos im Raum. Das Ducati-Team musste im Gespräch mit Danny Aldridge, dem technischen Direktor der MotoGP, erst Überzeugungsarbeit leisten, dass keine Gefahr im Verzug sei, um die erzwungene Aufgabe ihres Schützlings zu verhindern.

"Zum Glück sind wir ohne Strafe davongekommen. Sonst wäre das vielleicht der ärgerlichste Moment meiner Karriere geworden", konnte Bagnaia mit einigen Minuten Abstand im MotoGP-Format über den Vorfall schon wieder lachen. Während dem Rennen selbst hatte er davon aber gar nichts mitbekommen, wurde erst im Anschluss über die TV-Bilder aufgeklärt. "Ich wusste von nichts", kommentierte er und führte aus: "Ich habe nur nicht ganz verstanden, warum ich in den letzten drei bis vier Runden nicht mehr ganz so viel Leistung aus einigen Kurven heraus gespürt habe. Da dachte ich: 'Okay, komisch.' So ein Gefühl hatte ich davor noch nie. Aber zum Glück konnte ich das Rennen ganz normal beenden."

Francesco Bagnaia wieder in Topform - und noch immer sauer auf Ducati?

Nochmal gutgegangen also, denn ein technisch bedingter Ausfall wäre natürlich extremst bitter gewesen und zu einem maximal bescheidenen Zeitpunkt gekommen. Nach monatelanger Formkrise gelang Bagnaia erst am Vortag die Trendwende und am Sonntag bestätigte er diese mit dem Grand-Prix-Sieg eindrucksvoll. "Ich war nie weg", scherzte er anschließend. So ganz scheinen die Erlebnisse der letzten Wochen und Monate aber noch nicht verdaut. "Die Ergebnisse in dieser Saison waren lange merkwürdig. Jetzt ist uns dieses Wochenende gelungen, nachdem wir endlich den Weg gefunden haben. Darüber bin ich froh, aber auch sauer. Denn vielleicht hätten wir das schon viel früher schaffen können, schon nach ein oder zwei Grands Prix. Manchmal laufen die Dinge einfach nicht in die Richtung, in die du das willst und dann ist es hart, gewisse Veränderungen zu verstehen", konnte er sich einen vermutlichen Seitenhieb gegen den eigenen Arbeitgeber nicht verkneifen. "Aber der Misano-Test hat uns endlich die Chance gegeben, Dinge auszuprobieren, die mir sehr geholfen haben."

Francesco Bagnaia siegt aus dem Nichts! Wie war das möglich? (07:45 Min.)

Die große Frage, die sich nun stellt: Ist der Durchbruch von Dauer? "Vielleicht bin ich beim nächsten Grand Prix wieder auf P20", wollte sich Bagnaia - nicht ganz ernstgemeint - nicht festlegen. "Ich will jetzt einfach diesen Moment genießen. Glückwunsch an Marc, er war in dieser Saison nicht zu stoppen und verdient diesen Titel so sehr. Wir werden sehen, ob wir jetzt in den restlichen fünf Rennen wieder mit ihm kämpfen können."

Was meint ihr: Ist der alte Francesco Bagnaia wieder dauerhaft zurück oder bleibt Motegi eine Eintagsfliege? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!