
Fast auf den Tag genau sechs Jahre musste Marc Marquez auf den Gewinn seiner siebten MotoGP-Weltmeisterschaft warten. Nun gelang ihm in Motegi die feierliche Rückkehr auf den Thron der Königsklasse. Seit dem Thailand-GP 2019 hat sich allerdings einiges verändert. Motorsport-Magazin.com zeigt euch, wie die MotoGP-Welt zum Zeitpunkt des zuvor letzten WM-Gewinns von Marc Marquez am 6. Oktober 2019 aussah.

Beginnen wir bei Marc Marquez selbst. Der Spanier war damals noch Honda-Werksfahrer und auf dem vermeintlichen Höhepunkt seines Schaffens. In Buriram feierte er seinen neunten Sieg im 15. Saisonrennen und hatte es einzig in Austin aufgrund eines Sturzes nicht auf einem der ersten beiden Plätze ins Ziel geschafft. Ein neuer Punkterekord zeichnete sich ab, ein Ende der Marquez-Honda-Dominanz schien nicht in Sicht.

Größter Herausforderer von Marquez und Honda war damals noch Andrea Dovizioso. Die Ducati-Speerspitze war erneut mit WM-Ambitionen in die Saison gestartet, kam letztlich aber zum dritten Mal in Folge nicht über die Vizemeisterschaft hinaus. Ernsthaft fordern konnte 'Dovi' Marquez 2019 nie, holte nur zwei Saisonsiege.

Stallgefährte von Marquez war zum damaligen Zeitpunkt noch Jorge Lorenzo, der in Buriram als 18. mit fast 55 Sekunden Rückstand ein weiteres Debakel erlebt hatte. Gerüchte über ein mögliches Karriereende mit Saisonende 2019 hatte er erst ein Rennwochenende zuvor in Aragon abgeschmettert. "In meinem Kopf existiert diese Option des Aufgebens nicht", stellte der dreimalige MotoGP-Champion klar - nur um dann einige Wochen später doch den Stecker zu ziehen.

Das Karrierende zeichnete sich 2019 in Buriram auch bei Valentino Rossi so langsam ab. Der Erzrivale von Marquez war 2019 nur noch gehobenes Mittelmaß und vieles deutete daraufhin, dass er seine zweite Saison in Folge ohne Grand-Prix-Sieg beenden würde. Mehr als zwei Jahre lag sein letzter Triumph in Assen 2017 inzwischen zurück, das letzte Podium datierte vom dritten Saisonlauf 2019 in Austin. In Buriram auch nur Achter, lag Rossi auf Kurs für seine schlechteste WM-Platzierung seit dem Ducati-Debütjahr 2011.

Mit drei Altstars auf dem absteigenden Ast deutete sich im Herbst 2019 mehr und mehr ein Generationenwechsel ab. Superrookie Fabio Quartararo mischte die MotoGP gemeinsam mit dem neuen Petronas-SRT-Team auf, verlor das Duell mit Marquez in Buriram erst in der letzten Kurve des Rennens. Und auch Alex Rins und Suzuki waren auf dem Vormarsch, hatten Marquez erst wenige Wochen zuvor in Silverstone auf spektakulärste Art und Weise bezwungen.

Die restlichen Rookies neben Quartararo hatten derweil noch ihre Probleme: Francesco Bagnaia, Joan Mir und Miguel Oliveira waren noch darum bemüht, so richtig in der Königsklasse anzukommen. Dass da zwei künftige Weltmeister und ein fünfmaliger Grand-Prix-Sieger umherfuhren, war 2019 in Buriram noch nicht zwangsläufig abzusehen.

Zweifellos nicht zu erahnen war im Herbst 2019 auch, dass KTM und Aprilia bei Marquez' nächstem Titelgewinn sechs Jahre später zweite und dritte Kraft sein sollten. Vielmehr dominierten 2019 noch die japanischen Hersteller, holten 12 der 15 bislang möglichen Siege. Die Plätze sechs (Pol Espargaro in Le Mans) und sieben (Aleix Espargaro in Aragon) waren die besten Saisonergebnisse für KTM und Aprilia, in Buriram ging für beide Hersteller nicht mehr als P13 und P15 mit 35 respektive 40 Sekunden Rückstand.

Apropos KTM: Johann Zarco war bei Marquez' letztem Titelgewinn gar nicht mehr Teil der Motorrad-WM. Der Franzose war erst vor wenigen Tagen von KTM vor die Tür gesetzt worden, hatte keinen Arbeitgeber mehr. Seine Zukunft war vollkommen unklar, eine Rückkehr in die Moto2 die wahrscheinlichste Option.

Bei Aprilia war derweil Andrea Iannone noch fest als Stammfahrer für die Saison 2020 eingeplant. Der Italiener sollte später aufgrund von Doping für vier Jahre gesperrt werden, dieser Vorfall war zum Zeitpunkt des letzten Marquez-Titels aber noch gar nicht passiert.

Ebenfalls noch nicht existent waren im Herbst 2019 die MotoGP-Teams von VR46 Racing und Trackhouse Racing. Sie sollten erst zweieinhalb bzw. viereinhalb Jahre später in die Königsklasse einsteigen. Dafür mischten in Buriram noch Suzuki, Petronas SRT und Avintia Racing mit. Gresini war außerdem noch nicht wieder als eigenständiges Team am Start, repräsentierte vielmehr die Werksmannschaft von Aprilia.

Marc Marquez jüngerer Bruder Alex kämpfte im Herbst 2019 übrigens selbst noch in der Moto2 um die Weltmeisterschaft, hatte die Nase im Duell mit Brad Binder knapp vorne und für 2020 eigentlich schon einen Vertrag für die Moto2-Mannschaft von Petronas SRT in der Tasche. Ein MotoGP-Aufstieg zur nächsten Saison zeichnete sich nicht ab, schon gar nicht mit dem Honda-Werksteam.

Ebenfalls noch in der Moto2 unterwegs waren 2019 in Buriram Luca Marini, Fabio Di Giannantonio, Enea Bastianini, Jorge Martin, Marco Bezzecchi, Somkiat Chantra und Augusto Fernandez. Ai Ogura und Raul Fernandez absolvierten gerade ihre Rookie-Saison in der Moto3, Fermin Aldeguer und Pedro Acosta waren noch gar nicht in der Weltmeisterschaft angekommen.

Abschließend noch ein Blick auf den damaligen Rennkalender: 2019 wurden nur 19 Grands Prix ausgetragen, also drei weniger als 2025. Portimao fehlte ebenso im Kalender wie Mandalika und der Balaton Park, der seinerzeit noch gar nicht in Planung war. Stattdessen sollte 2020 eigentlich Finnland mit dem Kymi Ring neu dazukommen, wo erst wenige Wochen zuvor der erste - und rückblickend einzige - MotoGP-Test abgehalten wurde.
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