Ende 2023 führte die MotoGP ein neues Concession-Reglement ein, um strauchelnden Herstellern die Rückkehr and die Spitze zu erleichtern. Während diese Anpassung in der Saison 2025 bereits erste Früchte trug - Yamaha kehrte auf's Podium zurück, Honda gewann in Le Mans sogar - blieb die Aufteilung der fünf MotoGP-Konstrukteure in die vier verschiedenen Concession-Ränge bislang unverändert. Zur zweiten Saisonhälfte könnte sich das nun erstmals ändern - allerdings nicht so, wie das so mancher MotoGP-Fan wohl erwarten würde.

Vor der Neubewertung in der Sommerpause 2025 stehen nämlich nicht etwa die verbesserten Honda und Yamaha vor einem Aufstieg in den dritten Concession-Rang C, sondern Aprilia vor dem Abstieg in den letzten Concession-Rang D. In den nächsten drei Grand Prix in Assen, am Sachsenring und in Brünn müsste der Hersteller aus Noale insgesamt noch 53 Punkte in der Kontrukteurs-WM sammeln, um die nötigen 298 Zähler für Concession-Rang C zu erreichen. Eine Zahl, die Aprilia mit dem aktuellen Punktedurchschnitt von 12,25 Zählern pro Wochenende nicht mehr erreichen und sich damit in der zweiten Jahreshälfte 2025 in Concession-Rang D wiederfinden würde.

Der neue Concession-Stand zur zweiten MotoGP-Saisonhälfte 2025:

DucatiKTMApriliaYamahaHonda
Aktueller Concession-RangACCDD
Aktuelle Punkte726282245168175
Neuer Concession-RangADDDD
Benötigte Punkte für nächsten Concession-Rang-1653130123
Noch verfügbare Punkte111111111111111

Aprilia vor Abstieg in Concession-Rang D - die Gründe:

Aprilia vor dem Abstieg in Concession-Rang D? Wie kann das eigentlich sein? Schließlich gewann der italienische Konstrukteur erst vor einem Monat das Hauptrennen in Silverstone und erlebte mit den Plätzen sechs und fünf durch Marco Bezzecchi auch am vergangenen Wochenende in Mugello einen starken Grand Prix, war stärkster Hersteller nach Ducati. Von einer Krise kann also keine Rede sein. Wieso dann der bevorstehende Absturz in Rang D? Die Antwort setzt sich aus mehreren Aspekten zusammen.

Zum einem ist zunächst festzuhalten, dass die Concession-Ränge zwar halbjährlich neu bewertet werden, für den Bewertungszeitraum allerdings nicht nur die Ergebnisse der letzten Halbserie, sondern die Ergebnisse der letzten zwölf Monate herangezogen werden. In die anstehende Neubewertung nach dem Tschechien-GP in Brünn fließen also auch die Ergebnisse aus der zweiten Saisonhälfte 2024 ein - sämtliche Resultate seit dem Großbritannien-GP 2024, um genau zu sein. Und dort ließ Aprilia speziell in Misano und während der Asien-Tournee viel liegen, sammelte zwischen dem San-Marino-GP und dem Malaysia-GP im Schnitt nur neun Punkte pro Wochenende. Zum Vergleich: KTM sammelte im gleichen Zeitraum im Schnitt 14 Punkte pro Grand Prix, Yamaha acht und Honda sieben.

2025 zeigte sich Aprilia wieder deutlich formverbessert, holte etwa gleich beim Saisonstart in Buriram 17 Punkte für die Concession-Wertung. Im Anschluss bezahlte der Konstrukteur aus Noale aber teuer für den verletzungsbedingten Ausfall von Weltmeister Jorge Martin, der eigentlichen Nummer eins im Team. Testfahrer Lorenzo Savadori und die Trackhouse-Piloten konnten das Loch nicht stopfen, sämtliche Last fiel auf die Schultern von Bezzecchi. Dieser lieferte zwar immer wieder starke Leistungen ab, hatte phasenweise aber auch schwächere Momente. Und wenn dem so war, war eben kein anderer Aprilia-Pilot in der Lage, Big Points für die Konstrukteurs-WM zu sammeln.

MotoGP-Zoff um Martin eskaliert: Aprilia pocht auf Vertrag (08:47 Min.)

Noch kann Aprilia auf einen Verbleib in Concession-Rang C hoffen, dazu braucht es im Schnitt nun aber 18 Punkte pro Grand Prix und somit beispielsweise sechs vierte Plätze - oder eben ein richtig starkes Wochenende, möglichst nahe am Punktemaximum von 37. Und da könnte die Dutch TT nun genau zur richtigen Zeit kommen. In Assen lief die RS-GP in den letzten Jahren traditionell besonders gut und auch Bezzecchi harmotierte in der Vergangenheit bestens mit dem TT Circuit. 2023 holte er etwa die Plätze eins (Sprint) und zwei (GP). Eine Wiederholung würde Aprilia 32 Punkte bringen. Die verbleibenden 21 Zähler am Sachsenring und Brünn noch zu sammeln, wäre dann schon gar nicht mehr so unrealistisch, zumal Martin beim Tschechien-GP zurückkehren könnte. Aber das ist natürlich alles nur Zukunftsmusik.

Was passiert bei einem Abstieg in MotoGP-Concession-Rang D?

Für den Moment steht Aprilia vor dem Abstieg in Concession-Rang D. Das muss aber nicht zwangsläufig etwas schlechtes sein. In der zweiten Halbserie 2025 würde der Hersteller aus Noale vielmehr von einigen Zugeständnissen profitieren. Er dürfte fortan auf jeder GP-Strecke und auch mit den Stammfahrern testen. Er bekäme ein zusätzliches Aero-Update gestattet und er könnte straffrei bis zu zwei zusätzliche Motoren einsetzen. Besonders interessant aber: Aprilia wären fortan auch wieder Motoren-Updates gestattet. Diese waren ihnen aufgrund des Engine-Freeze eigentlich bis Saisonende 2026 untersagt, so dürfte Noale im Gegensatz zu Ducati und KTM aber nochmal nachlegen. Der Abstieg in Rang D könnte für Aprilia also vielleicht sogar zum Trumph werden, um mit einem bereits ja ziemlich konkurrenzfähigen Paket 2026 noch näher an die Spitze heranzurücken - und vielleicht auch ein Argument für Martin werden, doch bei Aprilia zu bleiben.

Bereits sicher ist jedenfalls, dass Ducati auch in der zweiten Saisonhälfte 2025 in Concession-Rang A bleiben wird. Die Italiener erreichten in Mugello den nötigen Meilenstein von 724 Punkten. Ebenfalls klar ist seit dem Italien-GP, dass Yamaha und Honda mindestens eine weitere Halbserie im untersten Rang D bleiben werden. Beide Hersteller können in den ausstehenden drei Grand Prix nicht mehr genug Punkte sammeln, um die magische Marke von 298 Zählern zu erreichen. Neben Aprilia hat damit nur KTM noch Ungewissheit. Die Österreicher haben keine Chance mehr auf einen Aufstieg in Rang B, benötigen aber auch nur deren 16 Punkte, um in Rang C zu verbleiben.

KTM wird wohl in Concession-Rang C verbleiben, Foto: KTM Media
KTM wird wohl in Concession-Rang C verbleiben, Foto: KTM Media

Bei einem aktuellen Schnitt von 14,1 Punkten pro Grand Prix wohl nur Formsache, auch wenn es zuletzt in Mugello speziell für Pedro Acosta nicht nach Wunsch lief. Dass die RC16 die nötige Pace für ein Topresultat jedoch hätte, zeigte Maverick Vinales. Vom Tech3-Piloten will sich Acosta dennoch nichts abschauen. Warum dem so ist? Das erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel: