"Platz drei bis fünf ist möglich, nur Marc und Alex [Marquez] sind außer Reichweite." Nach seinem Sprint-Ausfall hatte Pedro Acosta für den Italien-Grand-Prix am Sonntag eigentlich ein klares Ziel ausgegeben. Er wollte im Idealfall zum ersten Mal im Jahr 2025 auf das MotoGP-Podium, mindestens aber in die Top-Fünf. Geschafft hat er jedoch nichts von beidem. Vielmehr kassierte der Youngster aus Mazarron eine heftige Schlappe.

Ganze 19,349 Sekunden Rückstand häufte Acosta im Italien-Grand-Prix auf Rennsieger Marc Marquez an, überquerte die Ziellinie auf einem enttäuschenden achten Platz. Hauptverantwortlich dafür: Die falsche Reifenwahl. Als einziger Pilot im Feld hatte Acosta am Sonntag nicht auf die Kombination aus Medium-Front und Soft-Rear gesetzt, sondern den harten Vorderreifen aufgezogen. "Wenn die Sonne draußen war, war alles super. Aber sobald einige Wolken kamen, musste ich leiden", haderte Acosta mit dieser rückblickend "falschen Entscheidung."

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Pedro Acosta angefressen: Das ist die KTM-Realität 2025!

Selbst mit der Medium-Front hätte sich der KTM-Werkspilot am Sonntag aber nicht merklich weiter vorne im Klassement gesehen. Einzig Raul Fernandez und Franco Morbidelli - Letzterer nur aufgrund eines doppelten Abstechers in die Longlap - waren bei Zielankunft noch in Reichweite, zu Marco Bezzecchi und Platz fünf fehlten etwa schon ganze zehn Sekunden. Und die hätte Acosta auch mit einem weicheren Vorderreifen nicht wettmachen können. "Das ist unsere Realität, wir sind abgeschlagen", bilanzierte er folglich. "Brad konnte mit dem Medium viel besser einlenken, ich hatte große Probleme mit der Front. Das war die falsche Entscheidung. Aber nochmal: Das ist unsere Realität. Wir sind dieses Jahr weit von einem Sieg entfernt."

Harte Worte von Acosta, nachdem KTM am Freitag doch noch so aussichtsreich in den Italien-GP gestartet war. Aber stimmt das auch wirklich? Markenkollege Maverick Vinales mischte am Sonntag schließlich vorne mit, lag kurzzeitig auf Platz vier. Die RC16 scheint also das nötige Potenzial für bessere Platzierungen zu haben. Man müsse sie laut Vinales nur entsprechend fahren: Sehr präzise und fließend, nicht ruckhaft und aggressiv auf der Bremse.

Die KTM RC16 erfordert 2025 einen geschmeidigen, präzisen Fahrstil, Foto: KTM Media
Die KTM RC16 erfordert 2025 einen geschmeidigen, präzisen Fahrstil, Foto: KTM Media

Braucht es womöglich also eine Anpassung des Fahrstils? In seiner Medienrunde danach befragt zeigte sich Acosta stur. "Seit Le Mans bin ich die beste KTM, auch heute war ich das wieder", entgegnete er uneinsichtig. Dass Vinales am Sonntag nur deshalb nicht vor ihm ins Ziel gekommen war, weil er unverschuldet von Morbidelli aus dem Rennen bugsiert worden war, interessierte Acosta wenig: "Das passiert beim Racing. Ja, Maverick war sehr schnell, aber es ist eben so, wie es ist."

Maverick Vinales zeigt: Da steckt viel Potenzial in KTMs MotoGP-Bike

Dass sich Acosta künftig am Fahrstil seines Markenkollegen orientieren wird, scheint also ausgeschlossen. Womöglich aber ein großer Fehler, denn Vinales war mit seinem Ansatz in Mugello klar auf Kurs für ein Top-Fünf-Ergebnis. Platz vier wäre wohl das Mindeste gewesen, vielleicht hätte es sogar zum zweiten Rang reichen können. Die RC16 ist also zweifellos nicht so weit vom MotoGP-Sieg entfernt wie sie Acosta am Sonntagabend darstellte. "Es war in Summe ein gutes Wochenende für uns. Wir waren da, haben auf ihrer Heimstrecke mit den Ducatis gekämpft. Das ist ein gutes Zeichen", zeigte sich Vinales auch deutlich positiver gestimmt als der 'Hai von Mazarron'. Ein Topresultat sei in Mugello definitiv dringewesen: "Ich war zum ersten Mal vorne dabei und habe gleichzeitig die Reifen schonen können. Ich bin sehr sauber und kontrolliert gefahren. Ich war da, das ist ein gutes Zeichen."

Anders als Acosta rechnet sich Vinales daher auch bei der anstehenden Dutch TT in Assen (27. - 29. Juni) einiges aus. Eine Strecke, auf der die Startnummer 12 ohnehin immer gut performte. "Jetzt kommen einige Kurse, die ziemlich gut zu uns passen sollten. Lasst uns also das Momentum aufrecht erhalten", gibt Vinales an. Der Tech3-Pilot findet: "Es ist jetzt keine Zeit für Trauer. Wir müssen an die nächsten Rennen denken und daran, was wir besser machen können. Wenn du Erster oder Zweiter bist, kannst du solche Situationen [wie mit Morbidelli, Anm.] vermeiden. Daran müssen wir ansetzen."

Eine gänzlich verschiedene Stimmungslage also im KTM-Lager nach dem Italien-GP. Was meint ihr: Sollte sich Pedro Acosta nicht vielleicht doch eine Scheibe von Maverick Vinales abschneiden? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!