In Mugello bekam die MotoGP-Welt wohl das beste Rennen seit dem Malaysia-GP 2024 zu sehen. Lokalmatador Francesco Bagnaia wehrte sich beherzt gegen die Marquez-Brüder, setzte einen Überholversuch nach dem anderen. Rundenlang ging das so. Die wilde Schlacht an der Front endete erst, als Bagnaia auf Platz drei zurückfiel und die Marquez-Brüder das Geschehen an der Spitze übernahmen - und das rief am Sonntag (wieder mal) die Kritiker von Alex Marquez auf den Plan.

Francesco Bagnaia: Ist offensichtlich, dass Alex gegen Marc Marquez anders fährt

Der jüngere Bruder wehre sich nicht hart genug gegen Marc Marquez. So der Vorwurf, den sich Alex speziell 2025 seit Wochen und Monaten anhören muss. Der Gresini-Pilot würde seinem älteren Bruder das Leben im Zweikampf deutlich einfacher machen als dem restlichen MotoGP-Feld. So die klare Meinung vieler Fans und Experten. Harter Tobak, zu dem am Sonntagabend auch Bagnaia beitrug. In seiner Medienrunde danach befragt, ob Alex Marquez gegen seinen Bruder anders fahre als gegen andere Piloten, erklärte er: "Es ist offensichtlich, dass Alex vorsichtiger mit seinem Bruder umgeht."

Deutliche Worte vom Ducati-Star also, auch wenn er direkt im Anschluss eingrenzte: "Das ist etwas völlig normales. Ich mache das mit den anderen [VR46-]Academy-Fahrern ja auch nicht anders. Das ist ganz normal, so ist es eben." Einen wirklichen Vorwurf wollte Bagnaia Alex Marquez also nicht machen - auch wenn er sich im Rennen am Sonntag spürbar etwas mehr Gegenwehr gegen Marc Marquez erhofft hatte.

Alex Marquez gegen Marc im Schongang? Die Analyse:

Doch stimmt das wirklich, dass Alex Marquez gegen den eigenen Bruder zurückhaltender agiert? Nun, die Zahlen sprechen zunächst einmal klar für diese These. Wer sich die Startphase des Italien-Grand-Prix nochmal ansieht, der wird bis zum Ende von Runde sechs insgesamt sechs Überholmanöver Bagnaias gegen Marc Marquez zählen und nur eines von Alex Marquez gegen die Startnummer 93 - jenes, als er im Windschatten auf Start-Ziel sowohl an Marc Marquez als auch an Bagnaia vorbeiflog. Ein ziemlich eindeutiges Verhältnis also, doch das zeigt nur einen kleinen Teil der Wahrheit.

Bagnaia nach Marquez-Kollision beim Rapport: Was war da los? (07:28 Min.)

Gegen die These sprechen nämlich die Rundenzeiten. In den ersten Runden des Rennens wurden teilweise mittlere 1:47er-Zeiten gefahren. Eine verhältnismäßig sehr langsame Pace, die es Bagnaia wohl überhaupt erst ermöglichte, vorne mitzumischen. Zum Vergleich: Im Sprint am Samstag wurde zum gleichen Zeitpunkt - wenn auch mit etwas weniger Benzin an Bord - mehr als anderthalb Sekunden schneller gefahren. Erst als Alex Marquez die Führung übernahm, wurde das Tempo angezogen und damit auch den wilden Zweikämpfen ein Ende gesetzt. Marc Marquez, der seine Reifen in der wilden Startphase bewusst geschont hatte, hatte dann schlicht noch die größten Reserven und konnte dank überlegener Pace davonziehen.

Alex Marquez musste Bruder Marc zum nächsten MotoGP-Sieg gratulieren, Foto: IMAGO / PsnewZ
Alex Marquez musste Bruder Marc zum nächsten MotoGP-Sieg gratulieren, Foto: IMAGO / PsnewZ

Es sei daher die Frage erlaubt, wie man sich gegen einen Fahrer wehren soll, der einfach nochmal ein paar Zehntel pro Runde schneller ist. Das sah auch Alex Marquez am Sonntag so. "Ich hatte davor keine Chance, sie anzugreifen. Sobald eine klare Möglichkeit da war, habe ich sie genutzt", begann er. Ob er sich gegen den älteren Bruder also zurückhalte? "Nein", war die klare Antwort. Von den Vorwürfen sichtlich genervt, schäumte er vielmehr: "Das ist Marc, er ist nicht umsonst achtmaliger Weltmeister. Es ist immer hart, gegen ihn zu kämpfen. Die Leute sagen immer, ich würde ihn nicht attackieren. Aber wenn jemand schneller ist als du, dann kannst du das auch gar nicht."

Dass Alex Marquez im Italien-GP alles versucht hat, den älteren Bruder zu bezwingen, steht also außer Frage. Gleich in Runde sechs - als er soeben in Führung gegangen war - brannte er seine persönlich schnellste Runde in den Asphalt und legte auch direkt im Anschluss noch zwei Runden nach, die rund eine halbe Sekunde schneller waren als Bagnaias gegenwertige Pace. Das einzige Problem: Marc Marquez konnte die Pace der Startnummer 73 nun mal mitgehen und sogar bis in die Schlussphase des Rennens halten, während Alex Marquez ab Rennhälfte wieder einige Zehntel pro Runde langsamer wurde. Dem 28-Jährigen vorzuwerfen, er würde sich nicht ausreichend gegen älteren Bruder wehren, ist also schlicht Nonsens. "Ich versuche wirklich alles, um Weltmeister zu werden", unterstreicht der Gresini-Mann die eigenen Ambitionen auch nochmal selbst.

Doch wie seht ihr die Vorwürfe gegen Alex Marquez? Sagt uns eure Meinung zu dieser brisanten Thematik in den Kommentaren!