Was war das für eine spektakuläre Startphase im Italien-Grand-Prix? Rundenlang werfen sich Francesco Bagnaia und die Marquez-Brüder Überholmanöver um Überholmanöver um die Ohren, verwöhnen die Tifosi mit unglaublicher Rennaction. "Sie haben sich, glaube ich, elf- oder zwölfmal überholt, das war eine fantastische Show", schwärmte auch Ducati-Teammanager Davide Tardozzi nach Rennende bei 'After the Flag'. Wo man da bloß mit der Analyse beginnen soll? Nun, womöglich einfach bei dem Moment, der später sogar noch einen Besuch bei der Rennleitung zur Folge hatte.
Francesco Bagnaia und Marc Marquez kollidieren im Italien-GP
Welche Szene damit gemeint ist? Jene in Runde drei: Nachdem Marc Marquez bereits in Kurve zwei einen Angriff Bagnaias abgewehrt hatte, versuchte Letzterer in Kurve vier mit einem späten Bremsmanöver erneut sein Glück. Bagnaia konnte die Linie jedoch nicht halten und ging etwas weit. Marquez schlüpfte durch, holte sich die Führung zurück. Einen besseren Kurvenausgang vorbereitend, wollte Bagnaia nach Kurve fünf dann wohl erneut attackieren. Schon zuvor kam es aber zum Kontakt zwischen Bagnaias Vorder- und Marquez' Hinterrad. Bagnaia verlor an Momentum, Alex Marquez zog außenherum vorbei. Seht hier selbst:
Eine Untersuchung dieser Szene wurde nie angekündigt, und doch wurde Bagnaia nach Rennende zur Überraschung vieler ins Büro der Rennleitung zitiert. "Ich wusste auch nicht, warum", zeigte sich auch der Ducati-Pilot selbst im Gespräch mit den spanischen Kollegen von 'DAZN' verwundert. Er führte aus: "Sie fragten mich nach dem Kontakt, den ich mit Marc hatte. Ich habe das nicht ganz verstanden." Eine Schuld sah Bagnaia nämlich weder bei sich, noch bei Marquez. "Er hat mich in Kurve 4 überholt und ist ein bisschen weit gegangen. Ich habe einfach versucht, seine Linie zu kreuzen und ihn auszubeschleunigen. Er hat etwas damit gewartet, ans Gas zu gehen, um sich zu blockieren. Dadurch haben wir uns berührt. Aber das im Endeffekt etwas ganz Normales", kommentierte er.
Eine Ansicht, zu der dann wohl auch die Rennleitung kam. Denn diese ließ Bagnaia schon nach kurzer Zeit wieder gehen. Wirklich gefährlich war die Szene ohnehin nur für den direkt nachfolgenden Alex Marquez, doch auch dieser wollte seinen Kontrahenten keinen Vorwurf machen. "Das war schon riskant, weil ich ihren Kontakt nicht erwartet hatte", begann er im Rahmen der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz, erklärte dann aber: "Pecco wurde sehr schnell sehr langsam. Da hatte ich nur die Möglichkeit, das Bike aufzurichten und auf das Grüne zu fahren. Aber es ist ja glücklicherweise nichts passiert, das ist das Wichtigste."
Für den jüngeren Marquez-Bruder war diese Szene ohnehin so etwas wie der Wendepunkt im Rennen. Zuvor förmlich zurückhaltend, mischte fortan auch er im Kampf an der Spitze mit und übernahm, nachdem Bagnaia ihn zwischenzeitlich nochmal überholt hatte, dank eines doppelten Winschatten zu Beginn der sechsten Runde die Führung. "Davor habe ich versucht, die Reifen zu schonen. Es hätte keinen Sinn gemacht, da mitzukämpfen und Energie zu verbraten. Erst als Pecco den Fehler in der letzten Kurve gemacht hat und beide direkt vor mir waren sagte ich mir, dass das jetzt meine Chance ist."
Jerez-Crash als Warnung: Marc Marquez bleibt cool
Auf Platz eins angelangt, zog Marquez das Tempo sichtlich an und setzte der Überholschlacht damit ein Ende. Sein klarer Plan: Flucht nach vorne. Ganz aufging das allerdings nicht. "Ich habe meine Strategie eigentlich gut umgesetzt, aber Marc war einfach besser." Die Startnummer 93 hatte nämlich aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. "Ich habe schon schneller geatmet als normal. Aber ich habe mich auch an Jerez und daran erinnert, dass das Rennen noch wahnsinnig lange dauert."
Beim Spanien-GP vor zwei Monaten war Marquez in der Startphase ebenfalls in hektische Zweikämpfe verwickelt worden und schon in der dritten Runde zu Sturz gekommen. Seinerzeit ein heftiger Rückschlag im WM-Kampf mit Bruder Alex, der das Rennen später gewinnen sollte. Eine Wiederholung dieses Szenarios wollte Marc Marquez unbedingt vermeiden, weshalb er trotz aller Zweikampfhärte in Mugello nie die Kontrolle über sich selbst verlor: "Ich wollte schon mitkämpfen, weil es auch wichtig war, in Führung zu sein und die Front nicht zu überhitzen. Aber ich wollte auch meine Reifen schonen."

Eine Strategie, die Marquez letztlich den Rennsieg bescheren sollte. Während Alex Marquez und Bagnaia in der zweiten Rennhälfte zunehmend eingingen, konnte der WM-Führende die Pace hochhalten. "Ich habe einfach auf die zweite Rennhalbzeit gewartet, weil ich mich dort immer besser fühle. Ich habe gesehen, dass mein Vorsprung konstant größer wurde und als ich zwei Sekunden herausgefahren hatte, habe ich den Vorsprung einfach nur noch verhaltet."
Francesco Bagnaia frustriert: Gleiche Probleme wie immer!
Während Alex Marquez somit erneut nur Platz zwei blieb, verlor Bagnaia in der Schlussphase sogar noch Rang drei an Fabio Di Giannantonio. Der Italiener, der zwischen 2022 und 2024 alle fünf Rennen in Mugello gewonnen hatte, reagierte sichtlich frustriert. "Ich habe alles versucht, ich wollte unbedingt gewinnen. Aber nach sechs Runden bekam ich Probleme mit der Front. Von da an steckte ich hinter den zwei Brüdern fest. Ich war da, konnte aber nichts machen. Es war wie immer. Sobald ich näher herankam, wurde die Front unruhig. Ich kam nicht mehr in die Kurven und musste abreißen lassen", klagte er und schimpfte: "Wenn ich frische Reifen habe, kann ich kämpfen. Aber sobald die Front verbraucht ist, wird es unmöglich."
Wie hat euch der Dreikampf zwischen den Marquez-Brüdern und Pecco Bagnaia gefallen und welche Erkenntnisse zieht ihr aus dem Italien-GP? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!
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