Es musste eigentlich so kommen: Marc Marquez feierte am Sonntag in Mugello seinen 93. Sieg in der Motorrad-Weltmeisterschaft. Ausgerechnet am Ort seines ersten Grand-Prix-Erfolges erreichte er nun diese für ihn so besondere Zahl, die ihn als Startnummer durch mittlerweile 18 Saisons WM-Karriere begleitet. Für Marquez war der Sieg am Sonntag die Krönung eines perfekten Wochenendes, hatte er am Samstag doch schon die Pole Position geholt und den Sprint für sich entschieden.

Marc Marquez siegt gegen die Papierform

Zum fünften Mal an den ersten neun Rennwochenenden des Jahres holte Marquez damit das Punktemaximum von 37 Zählern. Aus Mugello nimmt er aber viel mehr mit als nur Fahrer-WM-Punkte und den 93. Sieg. Denn der Italien-Grand-Prix war für ihn ein Wochenende, dem er im Vorfeld mit einem gewissen Bangen entgegengeblickt hatte. Erst einmal - 2014 - konnte er in der Vergangenheit ein MotoGP-Rennen gewinnen. Gleich fünf Mal schrieb er nach Stürzen Nullnummern. Alex Marquez und Francesco Bagnaia machten sich berechtige Hoffnungen, hier Boden auf den Dominator der bisherigen Saison gutmachen zu können.

Doch daraus wurde nichts. Mit der Ducati Desmosedici GP25 und damit dem besten Motorrad des MotoGP-Feldes ausgestattet konnte Marquez auch das aufgrund seines Layouts für ihn schwierige Autodromo Internazionale del Mugello erobern. Marquez' Fahrstil funktioniert am besten auf verwinkelten Stop-and-Go-Strecken, Mugello ist der Inbegriff einer flüssigen Highspeedstrecke. Und doch hatte seiner Pace an diesem Wochenende nichts und niemand etwas entgegenzusetzen.

Marc Marquez raubt MotoGP-Rivalen Illusionen

Marquez' Dominanz war ein kräftiger Nackenschlag für seine WM-Verfolger. Alex Marquez gestand nach dem Rennen, dass er eigentlich damit gerechnet hatte, seinem Bruder im Italien-GP ein paar Punkte abknöpfen zu können. Daraus wurde nichts und so schwinden die Titelhoffnungen der Konkurrenz zusätzlich. Francesco Bagnaia stufte einen MotoGP-Gesamtsieg 2025 am Sonntagabend nun sogar als unmöglich ein.

Marc Marquez führt vor Francesco Bagnaia (beide Ducati Lenovo Team) und Alex Marquez (BK8 Gresini Racing MotoGP)
Bagnaia und Alex Marquez konnten nur zu Beginn mithalten, Foto: IMAGO / Italy Photo Press

Der Triumph von Marc Marquez war ein Sieg gegen die Papierform, es war aber auch ein Erfolg seiner mentalen Stärke. 166.074 Fans strömten an diesem Wochenende nach Mugello - und die wenigsten drückten dem Mann mit der Startnummer 93 die Daumen. Ganz im Gegenteil: Marquez schlug auch 2025 blanker Hass entgegen. Für die Tifosi ist er ein Jahrzehnt nach den hitzigen Duellen gegen Valentino Rossi immer noch der Erzfeind. Das rief am Samstag nach Pfiffen bei der Sprint-Siegerehrung sogar Team-Manager Davide Tardozzi auf den Plan. Der Italien-GP ist für Marquez ein Spießroutenlauf. Selbst im Fahrerlager, das eigentlich in erster Linie ein Arbeitsumfeld sein sollte, in Mugello aber oft eher einer prall gefüllten Partymeile gleicht, muss sich Marquez blöde Sprüche gefallen lassen.

Ducati-Boss attackiert Tifosi nach Pfiffen gegen Marc Marquez (08:21 Min.)

Daran konnte auch die Tatsache, dass Marquez nun Ducati-Werkspilot ist, nichts ändern. Sehr wohl änderte es aber den emotionalen Wert seines Erfolgs. "Es ist etwas ganz Besonderes, auf einem italienischen Motorrad in einem italienischen Team auf einer italienischen Strecke zu gewinnen", sagte Marquez, nachdem er in der Auslaufrunde eine Ducati-Flagge in die Correntaio-Kurve, wo der Hersteller aus Borgo Panigale traditionell über seine eigene Tribüne verfügt, gesetzt hatte.

Mugello 2025: Schlüsselmoment für Marc Marquez?

Es besteht kein Zweifel: Mugello war für Marc Marquez ein richtungsweisendes Wochenende. Für seine Widersacher war es ebenfalls richtungsweisend, allerdings im negativen Sinne. Es wäre keine Überraschung, sollten wir bei einem MotoGP-Titelgewinn 2025 von Marc Marquez auf diesen Italien-GP als entscheidenden Schlüsselmoment der Saison zurückblicken.