34 Grad Lufttemperatur, 52 Grad am Asphalt - Der Malaysia Grand Prix stellte das gesamte MotoGP-Starterfeld am Sonntag einmal mehr vor eine besondere Herausforderung. Umso beeindruckender, welch geniale Show die WM-Anwärter Jorge Martin und Francesco Bagnaia mit ihrem Jahrhundertduell in diesen schwülheißen Bedingungen aufzogen. Doch nicht alle Piloten hatten ähnliche Freude am MotoGP-Hauptrennen in Sepang, speziell für die vier Aprilia-Männer wurde der Malaysia-GP (mal wieder) zur Höllenqual.
"Es war ein äußerst hartes Rennen. Wir wissen, dass es für uns in dieser Hitze sehr schwer wird und besonders, wenn du so weit hinten startest. Aber es war ein Alptraum", klagte etwa Aleix Espargaro am Sonntag in seiner Medienrunde, nachdem er nicht über Platz 13 hinausgekommen und in der letzten Runde sogar noch vom gestürzten Marc Marquez überholt worden war. "Ich konnte niemanden überholen, der Motor war wegen der Hitze sehr langsam. In den letzten drei Runden hätte ich es fast nicht mehr ausgehalten, konnte den Lenker fast nicht mehr festhalten. Die Hitze ist wirklich unglaublich. Ich konnte nicht mehr bremsen und wurde immer langsamer. Das war grenzwertig", bilanzierte er.
Aprilia zum wiederholten Male mit Hitzeproblemen in der MotoGP
Neu sind diese Probleme wahrlich nicht, im Gegenteil. Die Aprilia RS-GP präsentiert sich fast schon historisch anfällig für Hitze. In der Vergangenheit äußerten sich die Probleme mit dem Wärmefluss der Maschine zumeist in Form von Hotspots, die häufig dazu führten, dass sich die Fahrer an bestimmten Stellen ihres Körpers, etwa an Händen und Füßen, Verbrennungen zuzogen. Seit dem Vorjahr hat sich die Situation jedoch nochmal drastisch verschlimmert. Die heiße Luft aus dem Motor wird mittlerweile hinter der Frontscheibe des Bikes eingeschlossen, was dazu führt, dass die Fahrer beim Versuch, während des Rennens zu atmen, Luft mit einer Temperatur von mehr als 70 Grad einatmen müssen.
Den (vorläufigen) negativen Höhepunkt erlebte Aprilia dabei beim Thailand-GP vor rund 13 Monaten, als alle vier Piloten aufgrund des Hitzestaus kurz vor dem körperlichen K.O. standen. Mit der RS-GP des Jahrgangs 2024 wollte der Hersteller aus Noale die Hitzeanfälligkeit endlich in den Griff bekommen und testete im Sepang-Test sogar gezielt in diese Richtung - Aleix Espargaro, Maverick Vinales und Miguel Oliveira waren mehrmals im Synchronflug unterwegs - ein echter Fortschritt scheint aber nicht gelungen zu sein. "Nein, überhaupt nicht", verriet Espargaro auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.
Trackhouse-Pilot Raul Fernandez, über weite Strecken des Rennens direkt hinter Espargaro fahrend, bestätigte die Aussagen der Startnummer 41. "Ich war während dem Rennen kurz davor, aufzugeben. Es war unfassbar schwer, das mit diesen Temperaturen auf dem Motorrad auszuhalten", kommentierte er und meinte: "Die letzten vier Runden fühlten sich endlos an. Ich habe das Rennen nur aus Respekt vor meinem Team und meinen Mechanikern zu Ende gefahren. Ich musste die gesamte Gerade über meinen Kopf aus der Verkleidung herausstrecken, um etwas frische Luft zu bekommen. Wenn du im Windschatten fährst, ist das aber unmöglich. Ich habe meine Hände und Füße nicht mehr gespürt, ich habe keine Luft bekommen. Ich weiß nicht, wie die anderen das aushalten können."
Raul Fernandez besorgt: War schlimmer als Thailand 2023!
Einzig Maverick Vinales klagte am Sonntag nur zurückhaltend über die Hitzeprobleme der RS-GP. "Ich will dazu nicht mehr viel sagen. Es war sehr heiß und hart das Rennen zu beenden, aber ich habe es geschafft", hielt er kurz und knapp fest. Markenkollege Fernandez hat eine Vermutung, warum. "Maverick hatte einen guten Start und das gesamte Rennen freie Fahrt, er hatte niemanden vor sich. Vielleicht lag es daran. Aleix und ich waren aber in einer Gruppe. Ich hatte von vier Fahrern Windschatten, er von dreien. Wir waren beide tot", lautet seine niederschmetternde Erkenntnis. "Es war schlimmer als Thailand im letzten Jahr."
Fernandez zeigt sich deshalb besorgt - wohl auch mit Blick auf die kommende Saison. Denn während Espargaro und Vinales den Hersteller 2025 verlassen, bleibt der 24-jährige Madrilene in der kommenden Saison als einziger Stammfahrer bei Aprilia. Bei den zahlreichen Asienrennen im MotoGP-Rennkalender droht ihm dann ein erneuter Kampf mit den Hitzeproblemen, denn Besserung scheint auch mit dem Motorrad der nächsten Saison nicht in Sicht.
Aprilia-Testfahrer Lorenzo Savadori vertrat in Malaysia beim Trackhouse-Team einmal mehr den verletzten Miguel Oliveira und leistete dabei - wie schon in Japan, Australien oder Thailand - weitere Testarbeit für 2025. Auch sein Fazit fällt bescheiden aus: "Es war ein hartes Rennen, weil es sehr heiß war." Keine erfreulichen Nachrichten für die Aprilia-Neuzugänge Jorge Martin, Marco Bezzecchi und Ai Ogura also ...
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