Die MotoGP erlebte am Sonntag ein phänomenales Jahrhundertduell zwischen Jorge Martin und Francesco Bagnaia. Beinahe wäre der Malaysia GP allerdings von einem schweren Unfall überschattet worden, der sich bereits in der zweiten Kurve ereignete. Das Hauptrennen in Sepang musste daraufhin unterbrochen und später neugestartet werden. Wohl nur mit großem Glück kam die Königsklasse dabei ohne schwerverletzte Piloten davon.

Doch was war genau passiert? Das war lange Zeit nicht gänzlich klar. Die TV-Bilder konnten den Unfall nämlich selbst im verlangsamten Replay nicht vollständig aufklären. Erst gute zwei Stunden nach Rennende löste der 'Panel Activity Report' der MotoGP-Stewards, die den Zwischenfall ausgiebig untersucht hatten, final auf. Beteiligt waren gleich vier Fahrer: Jack Miller, Fabio Quartararo, Brad Binder und auch Alex Marquez.

Rennunfall! Keine MotoGP-Strafe für Startkollision

Letztere beiden hatten den unschönen Massencrash mit einer Berührung beim Richtungswechsel von Kurve eins auf zwei ausgelöst. Binder berührte das Heck von Marquez' Gresini-Ducati, verlor dabei die komplette Frontverkleidung und wurde Richtung Kurvenaußenseite getragen. Dort kam es zur Berührung mit Quartararo, der daraufhin mit Miller zusammenstieß. Der Australier ging als Erster zu Boden und krachte in Turn 2 erneut in Quartararo, der daraufhin ebenfalls stürzte und anschließend auch Binder abräumte.

Eine äußerst unglückliche Situation, in der die MotoGP-Stewards nach ausgiebiger Auswertung aller verfügbaren Kameraperspektiven und Daten auch keine Strafe für einen der vier Piloten aussprachen. "Nach eingehender Prüfung sind die Stewards zur Ansicht gekommen, dass sich kein Fahrer regelwidrig verhalten hat", heißt es in der Begründung. Ein typischer Startunfall also, was auch Alex Marquez in seiner Medienrunde so bestätigte. "Da kannst du nichts machen", kommentierte er kurz und knapp.

Jack Miller unverletzt, Brad Binder mit Schmerzen in Schulter

Viel wichtiger war am Sonntag ohnehin, dass alle beteiligten Piloten ohne gröbere Verletzungen davongekommen waren. Speziell Miller hatte es nämlich schwer erwischt, dessen rechte Hand und Kopf zwischenzeitlich in das Heck der Yamaha von Quartararo geraten waren - ausgerechnet auf jener Strecke, auf der Marco Simoncelli 2011 sein Leben verlor. "Ich habe nicht gesehen, was passiert ist. Ich habe nur einen Schlag auf der Innenseite abbekommen und eine Blockade am Hinterrad gespürt. Das war Jacks Kopf", beschrieb der Franzose und ergänzte stellvertretend für die gesamte MotoGP-Familie: "Ich bin froh, dass es ihm gutgeht, denn das war wirklich ein beängstigender Crash."

Miller hatte direkt nach der Kollision noch einige Minuten an der Unfallstelle behandelt werden müssen, weshalb das Rennen nach wenigen Kurven mittels Roter Flagge unterbrochen wurde. Per Krankenwagen wurde der Australier dann abtransportiert, ehe er kurz vor dem Neustart von den TV-Kameras schon wieder auf eigenen Beinen durch das Paddock laufend eingefangen wurde. Eine Medienrunde hielt Miller am Sonntag nicht mehr ab, der scheidende KTM-Teamchef Francesco Guidotti lieferte jedoch endgültig Entwarnung: "Es ist alles in Ordnung. Jack wurde im Medical Center durchgecheckt, aber ihm geht es gut. Er hat keine Schmerzen. Es war schrecklich mit anzusehen, aber zum Glück gab es keine Verletzten."

Das Saisonfinale in Barcelona, Millers letzter Grand Prix als KTM-Fahrer, ist somit nicht in Gefahr - bei Noch-Teamkollege Brad Binder hingegen vielleicht schon. Der Südafrikaner war bei der Massenkollision unsanft auf der Schulter gelandet und wollte den Restart zunächst noch in Angriff nehmen, rollte dann aber schon nach Aufwärmrunde zurück an die Box und gab auf. "Brad wollte beim zweiten Start mitfahren, aber der Schmerz in der Schulter hat es verhindert. Es wäre nicht sicher gewesen, für ihn und die anderen", klärte Guidotti auf und kündigt an: "Er wird morgen seine Schulter untersuchen lassen, falls er immer noch Schmerzen haben sollte."