Zum ersten Mal seit dem Emilia-Romagna-GP Mitte September wieder zwei Podiumsplatzierungen an einem Wochenende, dazu die in Summe viertbeste Punkteausbeute der laufenden MotoGP-Saison - Enea Bastianini erlebte in Malaysia auf dem Papier nach Portimao, Silverstone und Misano II sein stärkstes Rennwochenende im Jahr 2024. Im Kampf um WM-Rang drei konnte er seinen Rückstand auf Marc Marquez von elf auf lediglich noch einen Punkt verkürzen und hat damit beim Saisonfinale in Barcelona noch alle Chancen. Da sollte das Sepang-Fazit Bastianinis doch eigentlich positiv ausfallen, oder etwa nicht?
"Nein, ich bin überhaupt nicht zufrieden", schäumte der Ducati-Pilot nach Ende des Malaysia-GP im MotoGP-Format 'After The Flag'. Eine überraschende Aussage, zeigte sich 'La Bestia' in der Vergangenheit doch selten so deutlich und so negativ geladen in seinen Interviews. Er begründet: "Ich habe das gesamte Wochenende über nur mit dem Motorrad zu kämpfen gehabt. Ich hatte Glück, dass Marc im Rennen gestürzt ist. Davon abgesehen gibt es nichts positives."
Enea Bastianini im Malaysia-GP deutlich hinter Ducati-Kollegen zurück
Tatsächlich offenbart ein genauerer Blick auf den Wochenendverlauf, dass Bastianini seine beiden Podiumsplätze in Sepang schlicht den Stürzen von Teamkollege Francesco Bagnaia im Sprint und Marquez im Grand Prix zu verdanken hatte. Aus eigener Kraft wären diese wohl nicht möglich gewesen. Schon im Sprint verlor Bastianini zwei Sekunden auf Sieger Jorge Martin, im Hauptrennen am Sonntag dann sogar happige 10,484 Sekunden auf Triumphator Bagnaia - im Schnitt also fast sechs Zehntel pro Runde. Eine heftige Klatsche für den ambitionierten Italiener.
Doch was fehlte Bastianini, um mit Bagnaia und Martin mithalten zu können? Schließlich hatten ihm bei den Winter-Testfahrten in Sepang lediglich zwei Zehntel zur Bestzeit seines Stallgefährten gefehlt, ebenso nach dem Training am Freitag. "Ich weiß es nicht", muss die Startnummer 23 zugeben. "Ich war langsam in der Kurvenmitte, ich hatte keinen Speed im Kurvenausgang. Wenn ich versucht habe, schneller in die Kurve hineinzufahren als in der Runde zuvor, war es unmöglich. Ich hatte keine Chance, meine 100 Prozent abzurufen. Ich bin sauer!"
Am Samstagabend hatte sich Bastianini noch optimistisch gezeigt, etwas gefunden und die Probleme gehoben zu haben. Doch dabei handelte es sich rückblickend um eine Fehlinterpretation. "Ich hatte die gleichen Probleme wie gestern", verkündete er am Sonntag nach dem Rennen. "Mein erster Start war noch gut, da war ich Dritter. Beim zweiten Start war ich aber nur Fünfter. Dadurch wurde es schwer, mit den Topjungs mitzuhalten. Aber auch als ich [Franco] Morbidelli überholt hatte, war meine Pace viel langsamer. Ich hatte kein gutes Gefühl auf dem Motorrad", fährt der Ducati-Pilot fort und weiß: "Einzig Marcs Crash hat mir das Podium geschenkt. Aber wir sind mit einem anderen Ziel hierhergekommen."
Enea Bastianini in Barcelona unter WM-Zugzwang: Vorteil für Marc Marquez
Ohne Zweifel natürlich der Rennsieg, den Bastianini im Vorjahr noch eingefahren hatte. 12 Monate später war er davon weit entfernt. Soll es mit WM-Rang drei noch etwas werden, muss sich das beim Saisonfinale wieder ändern. "Wir müssen konzentriert bleiben und bereit sein, im letzten Rennen wieder zu kämpfen", gibt auch der Mann aus Rimini vor seinem letzten Rennen als Ducati-Pilot die Richtung vor.
Dass es dabei erneut nach Barcelona geht, spielt Bastianini nicht gerade in die Karten. Dort erlebte er Ende Mai sein schwächstes Rennwochenende 2024: Im Sprint nur Fünfter und im Grand Prix theoretisch sogar nur Neunter, ehe er nach Missachtung einer Strafe sogar noch bis auf P18 zurückgestuft wurde. WM-Rivale Marquez fuhr hingegen zweimal auf das Podium. "Für Marc ist es ein Vorteil, jetzt nach Barcelona zu gehen. Für mich war das nicht die korrekte Entscheidung", zeigt sich Bastianini genervt. "Aber das ist jetzt so, wir werden unser Bestes geben."
diese MotoGP Nachricht