Es ist eine der Geschichten dieser MotoGP-Saison. Die Piloten sind mit vielen Entscheidungen der Stewards nicht einverstanden und kritisieren diese hart. Bereits in Jerez holte beispielsweise Johann Zarco zu einer wütenden Rede aus. Anschließend entschuldigte sich der Franzose für sein Verhalten. Doch der Konflikt ist damit noch lange nicht vom Tisch. In Barcelona gibt es nun das nächste Kapitel im Zwist zwischen dem Stewards-Panel rund um Ex-MotoGP-Fahrer Freddie Spencer und Enea Bastianini. Dieser ignorierte im Katalonien-GP nämlich eine Strafe und versuchte nach dem Rennen sogar dagegen vorzugehen.

Anzumerken ist, dass Enea Bastianini bereits vor zwei Wochen im Grand-Prix von Le Mans sanktioniert wurde, als er beim Versuch, Aleix Espargaro zu überholen die Strecke verlassen hatte. Der 'Short-Cut' zog damals eine Long-Lap-Strafe für den Ducati-Piloten nach sich. Nun ist es wieder der Italiener, der in den Fokus rückte. Nach einem Manöver von Alex Marquez in Kurve eins musste Bastianini die Strecke verlassen. Im Regelwerk ist festgehalten, dass der MotoGP-Fahrer nach dem Abkürzen mindestens eine Sekunde auf seine durchschnittliche Zeit im jeweiligen Abschnitt verlieren muss. Dies hat 'La Bestia' nach Ansicht der Stewards nicht getan, daher brummten sie ihm eine Long-Lap auf.

Enea Bastianini: Wie hätte ich auf die Strecke zurückkommen sollen?

Nach dem Rennen erklärte der 26-Jährige, dass er keine Möglichkeit sah, den Shortcut zu vermeiden. "Ich habe Alex Marquez auf der Geraden überholt und bin dann spät auf die Bremse gegangen. Er hat aber noch später gebremst und mich dann auf den Kerb gedrängt. Ich hatte keine Chance, die Schikane zu erwischen. Ich hätte zurückkommen können, aber wo? Auf den Kerbs oder mitten in Kurve zwei?"

"Ich habe sogar Zeit verloren, mehr als eine Sekunde, weil ich über die Spur des Long-Laps gefahren bin. Ich habe eigentlich erwartet, dass Alex die Position wieder an mich abgeben muss", offenbarte der aufgebrachte Bastianini. Die Stewards sahen es anders und belegten ihn mit einer Long-Lap-Strafe. Kurze Zeit später bekam der WM-Vierte die Nachricht auf sein Dashboard. "Ja, klar habe ich die Nachricht gesehen. Aber ich habe mich dazu entschieden, sie zu ignorieren und einfach weiterzufahren. Ich weiß, dass es nicht die feine Art ist, aber wir müssen etwas unternehmen. Es ändert sich ja sonst nichts. Es ist in jedem Rennen dasselbe. Wir haben eine Menge Klärungsbedarf."

Enea Bastianini: MotoGP-Stewards verstehen das Problem nicht

Die weiteren Ereignisse waren dann die Folge des klar definierten Regelwerks. Da Bastianini nicht innerhalb der nächsten drei Runden zu seiner Strafe angetreten war, erhöhten die Stewards das Strafmaß auf eine Double-Long-Lap. Auch diese Sanktion lies Bastianini verstreichen, sodass er nach den Regularien der MotoGP zu einer Durchfahrtsstrafe verdonnert wurde. Nach Ablauf des Rennens wurde diese Strafe in eine Zeitstrafe von 32 Sekunden umgewandelt. Bastianini, der als Neunter den Grand Prix beendete und damit noch einige WM-Punkte gesammelt hätte, wurde damit auf den 18. Platz zurückgeworfen und verlor jegliche Zähler für die Meisterschaft.

Den Katalonien-GP beendete Bastianini auf Platz neun., Foto: LAT Images
Den Katalonien-GP beendete Bastianini auf Platz neun., Foto: LAT Images

Nach dem Rennen versuchte der ehemalige Moto2-Weltmeister gegen die Strafe vorzugehen. "Ich bin nach dem Rennen zu ihnen gegangen, um es zu erklären. Ich habe ihnen gesagt, dass sie sich das Video anschauen sollen. Ich habe Zeit verloren, weil ich abgedrängt wurde und bin sogar hinter Alex wieder eingeschert. Erst wollten sie es nicht wahrhaben, dann haben sie es aber eingesehen und mir Recht gegeben, dass die Entscheidung falsch war. Aber ob es sie es verstanden haben?"

Dass die Entscheidung falsch war, bringt Bastianini allerdings nichts. Das Ergebnis des Katalonien-GP kann wohl nicht revidiert werden. "Ich habe mit der Rennleitung gesprochen und versucht, meinen neunten Platz zurückzubekommen. Sie können aber nichts dagegen machen. Wenn eine Strafe einmal ausgesprochen ist, kann sie nicht mehr zurückgenommen werden, selbst wenn sie falsch war. Das ist doch verrückt!"