Immer wieder wurde in der jüngeren Vergangenheit Kritik an den MotoGP-Stewards, vor allem an ihren Vorsitzendem Freddie Spencer, laut. So kam es beispielsweise in Jerez zu einer Auseinandersetzung mit Johann Zarco, der Spencer offen anging. In Barcelona ignorierte Enea Bastianini kurzerhand eine Strafe der Stewards. Wenig später bezeichnete auch sein Teamkollege und Weltmeister Francesco Bagnaia eine Sanktion gegen ihn als 'Clowns-Entscheidung'.

Im Sommer zogen die Verantwortlichen der MotoGP Konsequenzen - Freddie Spencer legt sein Amt nach der aktuellen Saison nieder, Simon Crafar übernimmt. Die Reaktionen der MotoGP-Stars auf die Übernahme Crafars sind durchweg positiv. Die Piloten wissen aber, dass Stewards keine einfache Zeit in der Königsklasse haben.

Bagnaia und Marquez einig: MotoGP-Steward ein undankbarer Job

"Ich denke, das ist einer der härtesten Jobs im gesamten Paddock", stellt Francesco Bagnaia klar. Dennoch traut er Crafar eine erfolgreiche Arbeit durchaus zu. "Wir können mit ihm gut reden, weil wir das sowieso jedes Wochenende tun", so der Ducati-Pilot. Zugegeben, Crafar fungiert derzeit als Experte für MotoGP.com und ist daher für das Abhalten vieler Interviews zuständig. Somit kommt er mit vielen Piloten schon unmittelbar nach den Rennen ins direkte Gespräch. Dafür wird er zukünftig allerdings keine Zeit mehr haben. "Wenn er immer dieselbe Linie halten kann [in seinen Entscheidungen], dann wird er einen guten Job machen. Aber es wird nicht einfach", fügte Bagnaia an.

Auch Marc Marquez weiß, dass die Position des Stewards viel Aufmerksamkeit mit sich bringt. "Das ist ein wirklich schwieriger Posten. Es ist wie mit dem Schiedsrichter beim Fußball, du kannst nicht jeden glücklich machen", hielt der 31-Jährige fest. Auch er blickt der Crafar-Ära aber gelassen entgegen. "Falls es neue Regeln gibt, müssen wir uns anpassen. Das wird sicher etwas ändern, aber ich fühle mich gut damit und wünsche Simon [Crafar] viel Glück."

Bis zum Ende der Saison dient Simon Crafar der Dorna weiterhin als Experte, Foto: LAT Images
Bis zum Ende der Saison dient Simon Crafar der Dorna weiterhin als Experte, Foto: LAT Images

Jorge Martin stichelt gegen Spencer: Crafar hat besseres Verständnis

Auch von Jorge Martin erhält Simon Crafar viel Zuspruch. "Für mich ist das ein guter und wichtiger Wechsel. Ich kenne ihn gut, er fährt immer noch Motorrad und versteht besser, wie sich die Bikes bewegen und wie schnell gewisse Dinge passieren können", spielt der WM-Leader auf wohl fehlendes Verständnis seitens Freddie Spencer an.

Auch Martin erhofft sich ab 2025 eine klarere Vorgehensweise des Stewards-Panels. "Ich denke, er wird verschiedene Situationen etwas identischer behandeln können, weil er immer versucht, den Sport zu verstehen und viele Fragen stellt. Er wird seinen neuen Job sicher gut ausführen."

Dass Crafar im Paddock gut vernetzt ist und zu vielen MotoGP-Piloten einen engen Draht hat, hält auch Fabio Di Giannantonio für einen klaren Vorteil. "Freddie Spencer ist auch Rennen gefahren, aber er [Crafar] ist schon immer eng mit dem Paddock in Kontakt. Er ist ein guter Typ und wird sicher einen guten Job machen, auch wenn es in der Anfangszeit sicher schwer werden wird. Ich bin überzeugt, dass er die richtigen Entscheidungen treffen wird."

Bis zum Amtsantritt Crafars wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Bis zum Saisonfinale in Valencia im November müssen die MotoGP-Stars noch mit Freddie Spencer Vorlieb nehmen. Erst danach wird der US-Amerikaner sein Amt räumen.